1999/2000 feierte der ehemalige Stunt-Koordinator Lasse Spang Olsen mit der Action-Komödie „In China essen sie Hunde“ nicht nur in seinem Heimatland Dänemark einen riesigen Kassenerfolg. Auch international ließ sich das Gagfeuerwerk an den Mann bringen. Grund genug, das Thema noch einmal aufzugreifen und so kommt nun knapp drei Jahre nach dem Dänemark-Start das Prequel „Old Men In New Cars“ doch noch auf die deutschen Leinwände, wo es beim Fantasy Filmfest im August 2003 bereits zu sehen war. Die kurzweilige Komödien-Groteske unterhält mit trockenem Witz und einem enormen Einfallsreichtum.
Gerade ist Kleinganove Harald (Kim Bodnia) aus dem Knast entlassen, da geht der Ärger wieder von vorn los. Er schuldet dem lokalen Gangsterboss Ratko (Slavko Labovic) viel Geld, muss es innerhalb einer Woche auftreiben, sonst wird’s ungemütlich. Doch Harald ist selbst kein Kind von Traurigkeit. Seine Spießgesellen, die Köche Martin (Nikolaj Lie Kaas) und Peter (Tomas Villum Jensen), die Haralds Restaurant betreiben, werden von ihrem Kumpel unterdrückt und haben nicht viel zu sagen. Als Haralds Ziehvater Munk (Jens Okking) im Sterben liegt, nimmt das weitere Unheil seinen Lauf. Er will endlich seinen unehelichen Sohn Ludvig (Torkel Petersson) zu Gesicht bekommen. Dumm nur, dass dieser in Schweden in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Harald und seine Freunde wollen ihn befreien, was mit einigen Pannen dennoch glückt. Leider stellt sich Ludvig nicht gerade als harmlos heraus. Er hat ein Problem mit Frauen, weshalb er zum fünffachen Mörder wurde. Dazu hängt Ratko der Gang immer noch im Nacken und drängt darauf, sein Geld wiederzubekommen...
Lasse Spang Olson begann seine Karriere mit einer Ausbildung zum Kameramann und avancierte später zu einer Ikone als Stunt-Koordinator. 1986 gründete er Dänemarks erste Stuntschule und war bei mehr als 300 dänischen und ausländischen Produktionen für Stunt-Aufnahmen und Spezialeffekte zuständig. Diese Herkunft ist sowohl „In China essen sie Hunde“ als auch dem extrem kurzweiligen und ebenso durchgeknallen Prequel „Old Men In New Cars“ anzumerken. Die Verfolgungsjagden und Stunt-Szenen haben internationales Niveau und beweisen, dass der dänische Film nicht nur auf „Dogma“ & Konsorten reduziert werden darf.
„Old Men In New Cars“ ist über die gesamte Dauer komplett sinnfrei, bietet dafür aber ein atemloses, rabenschwarzes Gaggewitter, das dem Publikum kaum eine Pause gönnt. Dabei ufert die Action-Komödie phasenweise in eine waschechte Groteske aus. Zu skurril sind die minimalistisch-trockenen Dialoge aus der Feder von Thomas Anders Jensen („Brothers“, „Skagerrak“, „Dänische Delikatessen“), um noch als halbwegs ernsthaft durchzugehen. Der Charakter des Vuk (Brian Patersson) ist ein fast schon comichafter Running Gag des Films. Harald hat den armen Einwandererteufel auf dem Kieker und malträtiert ihn nach Belieben. Das ist politisch wenig korrekt, aber trotzdem urkomisch. Moralische Werte sind bei „Old Men In New Cars“ generell im Dienste des Lachers außer Kraft gesetzt. An den Taten des Frauenmörders Ludvig stört sich keine der Figuren, stattdessen wird aus dieser Groteske der Witz bezogen, wenn sie beispielsweise den dänischen Starkicker Dan Hansen (Thomas Rode) umbringen, weil er der Gang eine Millionen Kronen schwere Sportwette durch ein Tor in der letzten Minute versaut hat. Neben den rastlosen Slapstickeinlagen und der skurrilen Situationskomik sind es auch die unvorhersehbaren, aberwitzigen Wendungen, die amüsieren. Dass dies mit einer möglichen Realität nicht ansatzweise etwas zu tun hat, versteht sich fast von selbst.
Von der „In China essen sie Hunde“-Truppe sind alle Hauptfiguren dabei. Kim Bodnia mimt wieder das Raubein Harald, den kompromisslosen Anführer und führendes kriminelles Element der Gang. Nikolaj Lie Kaas („Open Hearts“, „Dänische Delikatessen“, „Reconstruction“) und Tomas Villum Jensen („Dänische Delikatessen“) sind als Haralds ängstliche Sidekicks eine Bank und Brian Pattersson bekommt als Chaos-Elektriker Vuk erneut heftigst was auf die Mütze. Dänemarks Star-Export Iben Hjejle („High Fidelity“, „Mifune“) als selbstmordgefährdetes Nervenbündel Mille und der Schwede Torkel Petersson („Kops“, „Jalla! Jalla!“) als sympathischer Psychopath mit Hang zum Gewaltausbruch sind neu dabei.
Beachtlich ist, dass „Old Men In New Cars“ sein hohes Tempo und die gute Gagtrefferquote über 94 Minuten tapfer durchhält. Der Grat, auf dem Regisseur Olson wandert, ist aber sehr schmal. Die „Klamotte“ ist nicht allzu fern. Eine Warnung: Gegner des abgrundtief schwarzen Humors und notorische Bedenkenträger werden an dem Film sicherlich keine gesteigerte Freude haben. Wer aber „In China essen sie Hunde“ gemocht hat, wird auch mit „Old Men In New Cars“ glücklich werden. Das Prequel bietet noch mehr Tempo und Action, was in gnadenlos überzeichneten Charakteren mündet, die sinnfreie, kurzweilige, witzige Unterhaltung garantieren.