Mit der Veröffentlichung von ein paar Büchern hat alles angefangen. Der Hase Felix erlebt seitdem fleißig seine Abenteuer, bei dem die Kinder stets auch noch etwas lernen sollen. Doch „Felix“ ist inzwischen zu einer Marke aufgestiegen und ziert so ziemlich alles, was sich einem Kind schenken lässt. Neben der Zeichentrickserie, Lernsoftware oder obligatorischen Hörbüchern gibt es das Felix-Springseil, die Felix-Taschenlampe oder auch die Felix-Milchzahndose. Ein gnadenloser Hype, der in Sachen Vielfalt vielleicht sogar an die Harry-Potter-Fanartikelpracht heranreicht. Die Abenteuer von Felix kommen nun – eigentlich der logische Schluss bei fünf Millionen verkauften Büchern – auch ins Kino und sorgen für ausverkaufte Säle. Tatsächlich kommt „Felix – Ein Hase auf Weltreise“ derart unbescholten und grundsympathisch daher, dass er auch manches Elternherz erwärmen wird.
Die Familie von Sophie macht Campingurlaub. So der Plan. Doch als Zeltplatz suchen sie sich ausgerechnet einen Elfensteinkreis aus und auf die Warnung der belesenen Sophie und ihrem Hasen Felix hört natürlich niemand. Es gelingt den unsichtbaren Elfen, die Familie noch in der ersten Nacht zu vertreiben. Felix geht in dem Getümmel allerdings verloren und muss den Heimweg nun alleine antreten. Wieder zu Hause erwartet Sophie bereits ein Brief von Felix, der mittlerweile um die halbe Welt gereist ist und einen Yeti, Kapitän Nemo, einen verrückten Zauberer und allerlei weitere merkwürdige Gestalten getroffen hat.
Diesen ganzen Figuren begegnet Felix mit all den Eigenschaften, die als pädagogisch wertvoll zu bezeichnen sind: Er verhält sich stets tolerant, bleibt immer optimistisch und ist in seiner stetigen Hilfsbereitschaft gleichsam erfinderisch wie pragmatisch. Den Kindern wird eine Art Idealcharakter präsentiert – frei von wirklichen Schwächen. In seiner Welt gibt es zwar zahlreiche Probleme, diese sind jedoch mit einiger Geduld und ein wenig Glück stets lösbar. Das wirklich Böse gibt es nicht, bei „Felix – Ein Hase auf Weltreise“ ist alles noch viel harmloser als bei Harry Potter. Das macht den Film auch für jüngere Zuschauer empfehlenswert, ab und an gibt es dann allerdings doch einen bedrohlichen Riesentroll oder Vampire zu sehen. Wirklich beängstigend wird es für die Kleinen hier nie. Und wenn, dann nur von kurzer Dauer.
Das Familien-Abenteuer funktioniert auch durch seine klassische Erzählweise. Sophie liest zu Hause den Brief und die Zeilen von Felix werden für den Zuschauer zum Bild. So springt der Fokus ab und an wieder in das Haus der Familie, was die nötige Spannung erzeugt. Von richtiger Spannung kann natürlich keine Rede sein, kindergerecht und möglichst pädagogisch wertvoll war natürlich das Ziel. Doch was bekanntlich auch schnell schief gehen kann, ist gelungen. Hier stören die Moraldarstellungen nicht, weil die Verpackung einfach stimmt. Das episodenhaft gestaltete Drehbuch bringt Felix von einem Land ins andere und mit der großen Mehrzahl der einzelnen Geschichten lässt sich etwas anfangen. Nur ab und an fallen Teile deutlich ab - die Szenen auf Draculas Schloss wirken letztlich etwas uninspiriert - weil sie sich etwas feige und zu simpel aus dem aufgebauten „Horror“ herausschleichen.
Zeichnerisch ist der Film – wie sollte es anders sein – wunderschön geraten. Absolut herrlich gezeichnete Charaktere vor bildhübschen Landschaften. Alles, was das Herz begehrt. Hier ist der Zeichentrick nicht am Ende seiner Zeit, sondern wahrscheinlich schöner als die Animation. Die Schwächen liegen neben einigen Längen schlicht darin, dass alles natürlich brav nach Schema F verläuft. Gut, von ein Familienfilm kann nun nicht die ganz große Innovation erwartet werden, aber hier ist alles so glücklich, dass die Gefühle einfach nicht so stark sein können, wie bei der Vater-sucht-seinen-verlorenen-Sohn-Geschichte in „Findet Nemo“.
So ist „Felix – Eine Hase auf Weltreise“ nun tatsächlich ein Film, der ideal erscheint für einen Kinogang gemeinsam mit den Kleinen. Die werden begeistert sein, bekommen nichts furchtbar Schreckliches zu sehen, was ihnen Alpträume bereiten könnte und lernen dabei vielleicht auch ein bisschen etwas darüber, wie man sich in der Welt verhalten sollte. Die kleineren Mängel sollten verziehen werden, denn sie fallen nicht ins insgesamt gute Gesamtbild.