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    Kabhi alvida naa kehna - Bis dass das Glück uns scheidet
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Kabhi alvida naa kehna - Bis dass das Glück uns scheidet
    Von René Schumacher

    „Kabhi Alvida Naa Kehna“ ist nach „Kuch Kuch Hota Hai – Und ganz plötzlich ist es Liebe“ und „Kabhi Khushi kabhi Gham – In guten wie in schweren Tagen“ der dritte Film des Bollywood-Wunderkindes Karan Johar. Für Freunde dieser Art von Filmen ist das Beziehungsdrama mit komödiantischem Einschlag bestimmt sehenswert, für alle andere ist es wohl eher gewöhnungsbedürftig.

    Dev (Shah Rukh Khan) ist Profi-Fußballer, dessen viel versprechende Karriere nach einem Unfall ein jähes Ende findet – einem Unfall, der ihn zynisch und bitter werden lässt. Nun trainiert er Kinder in einer Schule seines Viertels in New York. Verheiratet ist er mit der ehrgeizigen Rhea (Preity Zinta), Redakteurin eines Modemagazins, die karrieremäßig gerade richtig durchstartet – ein Umstand, der zu unterschwelligen Spannungen zwischen beiden führt. Maya (Rani Mukherji) ist mit ihrem engsten Freund Rishi (Abhishek Bachchan) verheiratet. Der aufstrebende und einnehmende PR-Berater ist einige Jahre jünger als sie. Rishi und Maya können keine Kinder bekommen, worüber Maya sehr unglücklich ist. Um ihren Schmerz zu kompensieren, arbeitet sie als Lehrerin. Trotz ihrer unterschwelligen Frustration scheinen beide Paare mit ihrem Leben zufrieden. Was sich jedoch ändert, als eine zufällige Begegnung zwischen Dev und Maya die beiden einander näher bringt. Sie freunden sich an, merken aber schnell, dass sie sehr viel gemeinsam haben und wie füreinander geschaffen sind. Durch ihre gemeinsamen Stunden wird ihnen bald bewusst, wie viel in ihrem Leben mit dem jeweiligen Ehepartner fehlt, was schließlich in ihren Ehen zu massiven Reibereien führt und sie erkennen lässt, dass sie sich ineinander verliebt haben...

    Allein diese Geschichte lässt erahnen, was die Zuschauer in „Kabhi Alvida Naa Kehna“ erwartet: Knackige 193 Minuten voller großer Emotionen und den Bollywood-typischen Stilmitteln. Wobei man dazusagen muss, dass die Bezeichnung „Bollywood-Kino“ eigentlich unkorrekt ist. „Bollywood“ ist streng genommen keine Genrebezeichnung, sondern ein Synonym für die Filmindustrie in der indischen Stadt Mumbai, dem früheren Bombay. Allerdings hat sich hierzulande die Bezeichnung „Bollywood-Film“ für eine ganz bestimmte Art von Filmen, die dort gedreht werden, durchgesetzt. Diese Filme, oftmals als Liebesfilme inszeniert, zeichnen sich durch sehr stark gefühlsbetonte Geschichten aus, die immer mal wieder durch Tanz- und Gesangseinlagen unterbrochen werden. Das ganze erinnert oft an eine überlange Telenovela mit Musical-Elementen und ist definitiv nicht jedermanns Sache, denn die Grenze zum Kitsch wird permanent überschritten. Aber auch in Europa erfreuen sich diese Filme zunehmender Beliebtheit und der Film von Karan Johar kann diesen Trend durchaus weiter verstärken.

    Die Dreharbeiten dieses im großen Stil aufgezogenen Beziehungsdramas beinhalteten unter anderem einen 90-tägigen Außendreh in New York. Vor dieser eindruckvollen Kulisse, die von Johar gut in Szene gesetzt wird, beginnt der Film als romantische Komödie und entwickelt sich nach und nach zu einem waschechten Beziehungsdrama, das alle Register des Bollywood-Kinos zieht. Leider aber auch nicht mehr. Die Tränen fließen in Strömen, es wird geweint, gelacht, gesungen und getanzt. Da kann es auch mal passieren, dass jeder in der Umgebung des Liebespaares vom Regisseur visuell blau eingefärbt wird, wenn die beiden übereinkommen, dass dies ihre Lieblingsfarbe ist! Die Geschichte hat man in verschiedenen Variationen schon ein dutzend Mal gesehen, wenn auch das Thema Ehebruch für einen Bollywood-Film überraschend konsequent umgesetzt wird und „KANK“ sich diesbezüglich von anderen Produktionen abhebt. Während viele dieser Filme die Familie als zentrales Thema besetzen und sich sehr familienfreundlich geben, stellt Johar in seinem Film gerade die Institution der Ehe in Frage. Doch zu einem wirklich kritischen Ende hat er sich dann doch nicht durchringen können. Am Ende sind alle wieder glücklich, auf Devs Sohn, der eigentlich einer der Leidtragenden der ganzen Geschichte ist, wird nicht mehr eingegangen und alles endet in Harmonie. Die Charaktere bleiben größtenteils stereotyp, es gibt wenig emotionale Nuancen, entweder ist ein Charakter todtraurig oder überglücklich, dazwischen gibt es nichts und leise Töne sind selten. Der Film ist handwerklich sauber inszeniert, aber außer der Kulisse und einem vordergründig etwas gewagteren Thema hat er nicht viel Neues zu bieten.

    Da verwundert es kaum, dass der Regisseur bei den Schauspielern ausschließlich auf sichere Kassenmagneten gesetzt hat. Hauptdarsteller Shah Rukh Khan ist der absolute Superstar des gegenwärtigen indischen Kinos und auch in Deutschland mittlerweile durch zahlreiche Filme kein Unbekannter mehr. Die Nebenrolle des lebenslustigen Schwiegervaters von Maya spielt der 63-jährige Amitabh Bachchan, der von vielen als der größte Bollywood-Star aller Zeiten eingestuft wird. Als er sich 1983 bei Dreharbeiten verletzte und in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ging dies durch alle indischen Medien, das Fernsehen berichtete in Sondersendungen und Millionen von Fans beteten für seine Genesung. Im Film stiehlt er „King Khan“ ein bisschen die Show. Überwiegend in seiner Rolle als alternder Lebemann, der ständig mit neuen jungen Freundinnen daherkommt, finden sich die auflockernd witzigen Elemente des Filmes wieder. Außerdem bleibt seine im Film stattfindende Wandlung zum nachdenklichen und sensiblen Familienoberhaupt noch mit am besten in Erinnerung.

    „Kabhi Alvida Naa Kehna“ hat nicht viel Neues zu bieten, aber er macht auch nicht viel falsch. Man bekommt genau das, was man von einem Bollywood-Film erwartet, jede Menge große Emotionen und genug Zeit, um Taschentücher herauszuholen. Wer Erfahrung mit diesem Filmgenre hat, ein hemmungsloser Romantiker ist, gerne Soap Operas guckt oder einfach nur neugierig ist, was der asiatische Filmmarkt außerhalb der schon sehr etablierten Filme aus Ostasien (Japan, China, Korea…) zu bieten hat, der sollte sich den Film anschauen. Alle anderen sollten ihr Geld vielleicht lieber sparen. In der Pressevorführung saß unter anderen ein junges Mädchen, das sich zwei Stunden lang verstohlen die Tränen aus dem Gesicht gewischt hat. Natürlich kann man über das künstlerische Potential von „KANK“ denken, was man will, aber ein Film, der einen Zuschauer so emotional packen kann, muss bei allen Schwächen auch eine ganze Menge richtig gemacht haben.

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