Bei Komödien scheiden sich oft die Geister: Die einen sind bestenfalls gelangweilt, während sich andere köstlich amüsieren – und dieses Attribut ist im Fall von Pepe Danquarts Gangster-Komödie „Basta. Rotwein oder Totsein“ durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Bandbreite von Humor ist nun einmal so individuell gestreut wie die verschiedenen Leckerbissen eines kulinarischen Büffets. Insofern ist der Filmtitel als Faustformel in zweifachem Sinne zu verstehen: Wem erstens beim Klang des Untertitels schon zum Schmunzeln zumute ist, dem wird auch der Wortwitz der Filmdialoge zusagen. Zweitens lässt der Titel nach Danquarts eigener selbstkritischer Aussage bereits in komprimierter Form den Inhalt erahnen: „Im Film geht es um einen Gangster und Koch – das ist ein genialer Titel, weil er eigentlich schon die Geschichte des Films erzählt.“
Für die jetzt noch Unentschlossenen folgt ein genauerer Blick auf die Speisekarte: Der Gangster Oskar (Henry Hübchen) hat ein Problem. Während eines Gefängnisaufenthalts beginnt er ein Verhältnis mit der ihn betreuenden Psychologin Maria (Corinna Harfouch), die Gewalt verabscheut. Mittlerweile leben die beiden als Paar zusammen, doch deren gegensätzliche Lebensumstände machen es ihnen nicht leicht. Marias Credo, jeder Konflikt lasse sich allein durch intensive Gespräche und notfalls mit Hilfe von Atemübungen lösen, lässt sich nicht ohne weiteres auf Oskars Welt im Untergrund, die Wiener Russenmafia, übertragen. Dabei würde dieser sich nur allzu gern ausschließlich seiner wahren Leidenschaft, der Kochkunst, widmen, anstatt weiterhin als brutaler Geldeintreiber im Dienste des Paten Konstantin (Karlheinz Hackl) tätig zu sein.
Dieser betraut Oskar mit einem letzten Auftrag, nach dessen Ausführung er sein Leben endlich gestalten könne, wie er wolle: Er soll den Bordellbesitzer Leo (Paulus Manker) zerlegen, den Mörder von Konstantins Tochter. Die jüngeren Kollegen Valentin (Moritz Bleibtreu) und Belmondo (Roland Düringer) stehen ihm dabei als Assistenten zur Seite. Doch leider hält Maria gar nichts von diesem „Deal“ und Oskars Situation wird zunehmend brenzlig... Als wäre dies alles noch nicht kompliziert genug, verleiht ein weiteres Element dem Ganzen noch zusätzliche Würze: Mit der insgeheim geplanten Veröffentlichung seines enthüllenden Buches „Secrets“ will Oskar sich eine finanzielle Absicherung für seinen Ruhestand schaffen. Seine Verlegerin Diana (Nadeshda Brennicke), eine gute Freundin von Maria, bändelt jedoch mit Oskars markigem Gehilfen Valentin an, der auf diese Weise von Oskars Projekt erfährt. Von diesem wiederum ist der Pate gar nicht erbaut, als die Information hierüber zu ihm vordringt.
So viel zum Menü – es folgt ein kurzer Blick auf die einzelnen Zutaten. Henry Hübchen ( „Alles auf Zucker“, „Lichter“) zeigt sich als wirklich gelungene Besetzung für die Hauptrolle des schon etwas reiferen, gesetzteren – doch deshalb keinesfalls weniger gefürchteten, kultivierten Mafioso Oskar, der mit dem Küchenmesser ebenso subtil umzugehen weiß wie notfalls auch mal mit der bloßen Faust oder dem Schießeisen. Eine ebenfalls gute Wahl ist Karlheinz Hackl als Pate, der schon ein kleines bisschen an das Vorbild Marlon Brando erinnert, wozu auch die Maske ihren kleinen Teil beigetragen hat, um ihn ein wenig älter wirken zu lassen. Auch Paulus Manker als schmieriger, sadistischer Bordellbesitzer weiß in seiner Rolle zu überzeugen, in der er einfach herrlich unsympathisch wirkt. Die übrige Besetzung trägt ihren Teil zum Gelingen bei. Moritz Bleibtreu mimt mit Valentin die ihm mittlerweile vertraute Machofigur, den Mann fürs Grobe, und findet in Nadeshda Brennicke als kulturell überkandidelte, aber sexy Verlegerin Diana das entsprechende Gegenstück.
Der Maitre selbst, Regisseur Pepe Danquart, der 1993 für seinem Kurzfilm „Schwarzfahrer“ immerhin schon einen Oscar erhielt, spielt in „Basta. Rotwein oder Totsein“ einerseits mit Gewalt-Klischees, andererseits mit Wortwitz – eine Mischung, die dem Geschehen durchaus eine starke Dynamik verleiht. Beide Komponenten sind dabei sehr geschmacksbedingt. Dem einen mag das Ganze zu brutal wirken, und die Repliken fallen mitunter auch schon mal recht platt aus. Danquart lässt die Geschichte in Wien spielen, das seiner Vorstellung nach genau die Märchenstadt sei, um die Russenmafia als subkulturelles Phänomen am besten in Erscheinung treten zu lassen, in dieser Stadt habe dies einfach „mehr Schmäh“. Das Gleiche lässt sich vielleicht im Hinblick auf die ebenfalls vorhanden Anflüge von schwarzem Humor sagen, welche den Österreichern oft nachgesagt (siehe auch: „Silentium“) werden.
Dennoch ist Danquarts Genremischung aus Gangsterfilm und Komödie keineswegs etwas vollkommen Neues (man denke nur an Filme wie „Bang Boom Bang“ oder „Knocking on Heaven‘s Door“). Was diesen Film tatsächlich etwas vom Einheitsbrei vergleichbarer Komödien unterscheidet, ist eindeutig seine kulinarische Komponente, die sich als roter Faden durch die gesamte Filmhandlung zieht. Immer wieder sieht man es brutzeln, hier und da wird etwas flambiert oder es wird flink das Küchenmesser geschwungen. Eine Zutat, die übrigens sehr gut zur Hektik der dynamisch-explosiven Filmhandlung passt und vom Score noch entsprechend untermalt wird. Alle im Film gezeigten Köstlichkeiten wurden übrigens unter der Regie von Starkoch Vincent Klink zubereitet, der sogar einen kleinen Gastauftritt hat. Wer auch nach Ende des Films noch Appetit auf ein gepflegtes Gourmet-Dinner verspürt, dem hat die Art und der Humor des Films offensichtlich gefallen. Ansonsten empfiehlt es sich, am besten schon während des Films ein Glas Rotwein zu verköstigen. In diesem Sinne – bon appetit!