Vor drei Jahren gelang Comedy-Genius Michael „Bully“ Herbig der sensationellste kommerzielle Erfolg des deutschen Nachkriegskinos. Seine urkomische Western-Parodie „Der Schuh des Manitu“ lockte phänomenale 11,7 Millionen Deutsche in die Lichtspielhäuser. Die liebevolle wie respektlose Hommage an die Karl-May-Filme der 60er Jahre verbrachte unglaubliche 27 Wochen in den deutschen Kino-Top-Ten. Schlau genug, um auf des Volkes Stimme zu hören, ließ Herbig seine Fans entscheiden, welches Projekt er mit seinen kongenialen Partnern Christian Tramitz und Rick Kavanian aus der TV-Show „Bullyparade“ als nächstes angehen soll. Und dort setzte sich „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ gegen eine „Manitu“-Fortsetzung, „Sissi - Wechseljahre einer Kaiserin“ und „Ein Film, wo keiner mit rechnet“ durch - allesamt Episoden aus der „Bullyparade“. Das Ergebnis, welches das Trio um Herbig nun in die Kinos bringt, entspricht den Erwartungen der riesigen Fangemeinde. Die Sci-Fi-Parodie „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ ist witzig, albern und technisch auf einem erstaunlichen Niveau. Der große Überraschungseffekt von „Der Schuh des Manitu“ kann selbstverständlich nicht mehr erzielt werden, aber „Bully“ gibt seinen Fans genau das, was sie wollen: Eine rasante Gagparade, eine Nummern-Revue des höheren Blödsinns, die jedoch nicht das Niveau des Vorgängers erreicht.
Im Jahr 2054 haben die Menschen den Mars besiedelt. 250 Jahre später kehren die Nachkommen der ersten Siedler zurück, um die Erde zu erobern. Unter Führung des finsteren Mars-Regulators Rogul (Hans-Michael Rehberg) und seines Sohnes Jens Maul (Rick Kavanian) steht die Invasion auf die Erde unmittelbar bevor. Die Menschheit befindet sich am Abgrund. Staatsoberhaupt Königin Metapher (Anja Kling) und ihre Minister wissen nur noch einen Ausweg. Die Besatzung des Raumschiffs Surprise muss die Welt retten. Doch die tuntige Crew um Captain Jürgen Thorsten Kork (Christian Tramitz), Mr. Spuck (Michael „Bully“ Herbig) und den ersten Ingenieur Schrotty (wieder Rick Kavanian) bereitet sich gerade auf die Wahl zur Miss Waikiki vor und hat somit für die Rettung der Welt eigentlich gar keine Zeit. Da aber Befehlsverweigerung mit Urlaubsabzug bestraft wird, entschließen sich die drei, die Rettung in Angriff zu nehmen. Da sie mit der Surprise auf der Erde nicht landen können, bestellen sie sich ein Spacetaxi, um sich dort absetzen zu lassen. Der draufgängerische Taxifahrer Rock Fertig-Aus (Til Schweiger) will sie ans Ziel bringen. Mit einer Zeitmaschine soll die Surprise-Mannschaft in die Vergangenheit reisen, um die Besiedlung des Mars zu verhindern. Doch bei der Abreise geht einiges schief und der skrupellose Jens Maul ist ihnen dicht auf den Fersen...
Bei „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ hat Mastermind Herbig, der für Regie, Drehbuch (mit Rick Kavanian und Alfons Biedermann), Produktion und Hauptrolle verantwortlich zeichnet, nichts dem Zufall überlassen. Mit einer blitzgescheiten Medienkampagne heizte er schon ein Jahr vor Start das Interesse an, verhängte eine strikte Nachrichtensperre über den Inhalt und sorgte durch ein multimediales Sperrfeuer dafür, dass wirklich jeder der 11,7 Millionen „Manitu“-Fans wusste, dass er am 22. Juli 2004 ins Kino zu pilgern hat, um sich den neuesten Output aus der Bully-Schmiede reinzuziehen. Allerdings überspannte Herbig den Bogen zuletzt. Die Kooperation mit dem Burger-Bräter McDonalds sorgte für eine unerfreuliche Penetranz, die durch die nervige Single zum Film, die Herbig, Tramitz und Kavanian zusammen mit Ober-Spaßterrorist Stefan Raab aufnahmen, noch getoppt wurde. Also ist der geneigte Fan froh, dass es nun endlich losgeht.
Bereits in der tiefergelegten Komödie „Erkan & Stefan“, bei der Herbig sein Regie-Debüt gab, fiel auf, dass der Münchner ein feines Händchen für Leinwandbilder und Timing hat. Das perfektionierte er bei „Der Schuh des Manitu“ und auch bei „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ kann Herbig auf dieses außergewöhnliche Talent setzen. Überraschend ist zunächst einmal die technische Brillanz des Films. Mit einem für deutsche Verhältnisse feudalen Budget von neun Millionen Euro ausgestattet, erreichen die CGI-modellierten Weltraumszenen internationales Niveau. Inhaltlich bietet der Film wie schon bei „Manitu“ eine rastlose Nummern-Revue, die nur durch eine rudimentäre Grundhandlung gestützt wird. Die Story ist im Prinzip auch unwichtig, da es Herbig nur darum geht, einen Lacher an den nächsten zu reihen. 163 Gags versprach er in einem Interview. Nicht jeder zündet allerdings, doch die Dichte ist recht hoch – jedoch geringer als beim „Manitu“.
Inhaltlich mixt Herbig Elemente aus „Star Trek“ und „Star Wars“ als Grundkomponenten des Films. Dazu veralbert er auf liebevolle Weise die halbe Filmgeschichte, was dazu führt, dass er sich manchmal nicht zwischen Parodie und Hommage entscheiden kann. „Das fünfte Element“, „2001 - Odyssee im Weltraum“, „Minority Report“, „Ritter aus Leidenschaft“ und viele mehr werden verulkt. Geschickt zitiert Herbig dann auch noch sich selbst und baut Sky DuMonts Santa Maria und seine Gang aus „Der Schuh des Manitu“ in die Handlung ein. Die Vermischung von „Star Trek“ und „Star Wars“ spült eine Menge abgedrehter Charaktere hervor, ist in letzter Konsequenz aber nicht homogen - beide Welten stehen sich gelegentlich im Wege und wollen dann nicht so recht zusammenfinden. Ein generelles Problem von Parodien, die verschiedenen Elemente, sinnvoll zu verbinden.
Humoristisch liefert Rick Kavanian, der in „Manitu“ ein wenig zu kurz kam, die beste Leistung ab. Als Darth-Vader-Verschnitt Jens Maul ist Kavanian, der auch als Schrotty und Pulle auftritt, mit seinem Ossie-Akzent (der dem Karsirske-Brother aus der „Bullyparade“ entliehen ist) schlicht urkomisch. Dazu sorgt er mit einer akrobatischen Mimik für Lacher am laufenden Band. Herbig selbst macht als Mr. Spuck ebenfalls eine gute Figur und punktet als tuntig-zickige Vulcanette. Christian Tramitz fällt dagegen als Captain Kork ein wenig ab. Er wirkt mehr oder weniger lustlos und war als „Manitu“-Ranger wesentlich besser aufgehoben. Anja Kling hat nur eine Aufgabe: Sie muss gut aussehen und als optischer Blickfang dienen. Das schafft sie ohne Probleme, ihr komödiantisches Potenzial ist dagegen begrenzt. Immerhin stört der Subplot ihrer Liebesgeschichte mit dem Spacetaxler Rock nicht weiter. Til Schweiger, großer Star vergangener Tage, der in Hollywood den Durchbruch verpasste, stellt sich tapfer in den Dienst der Mannschaft und mimt den Han Solo. „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ beweist einmal mehr eindrucksvoll, dass er immer noch kein guter Schauspieler ist, aber dafür kann Schweiger mit einigen Szenen voller absurder Situationskomik für Kurzweil sorgen. Noch erwähnenswert ist der kleine, aber feine Auftritt des neue Kultstars Christoph Maria Herbst. Der Butler Alfons Hatler aus „Der Wixxer“ glänzt auch hier als Berater von König William (Sky DuMont mit langer Nase). Seine Gestik ist einfach unschlagbar.
Bleibt festzuhalten, dass „Bully“ Herbig und sein Team auf die ganz sichere Nummer setzten und somit die Erwartungen einigermaßen erfüllen, aber keineswegs übertreffen. „Der Schuh des Manitu“, dieser überraschende Schuss aus der Hüfte, wird nicht erreicht. Dafür ist „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ zu massenkompatibel und wenig anarchisch. Dem Druck, der auf Herbig lastete, konnte er aber stand halten. Ein Monster-Blockbuster ist so sicher wie das Amen in der Kirche. „Shrek 2“, „Spider-Man 2“ und „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ werden an der Kinokasse nur die Rücklichter der Surprise sehen. Dass der Film allerdings ganz an das Ergebnis von „Manitu“ heranreicht, darf bezweifelt werden. Dazu müsste er schon phänomenale Langläufer-Qualitäten zeigen. Aber alles unter sechs, sieben Millionen Besucher wäre schlicht eine Enttäuschung. Aber damit ist wie gesagt nicht zu rechnen.