Gut 15 Jahre nach seiner Premiere wirkt Detlev Bucks Komödie "Männerpension" wie eine Reise in die Vergangenheit. Man blickt zurück in eine Zeit in der es cool war, deutsche Filme zu sehen, in der Heike Makatsch noch jung war, in der es noch Girlies gab. Mit "Männerpension" hatte Regisseur Detlev Buck seinen großen Durchbruch, drei Millionen Zuschauer gingen ins Kino. Und das, obwohl Buck keine überdrehte Komödie inszeniert hatte, sondern Wert auf leise Zwischentöne, eindrucksvolle Bilder und wohl dosierte Pointen legte.
Die Knackis Rüdiger Steinbock (Til Schweiger) und Gerd (Detlev Buck) sind Kumpel, teilen sich eine Zelle und waren seit Jahren nicht mehr draußen. Da denkt sich Knastdirektor Dr. Fazetti (Leander Haußmann) ein ganz spezielles Resozialisierungsprojekt für seine Jungs aus: Wenn sie es schaffen, dass sich eine Dame freiwillig bereit erklärt, sie für eine Woche bei sich aufzunehmen, dürfen sie Hafturlaub machen. Und tatsächlich: Steinbock und Gerd schaffen es, in das Programm aufgenommen zu werden und finden sich bald im Freigang wieder. Dort kämpft Steinbock gegen die Eiseskälte seiner ihm Anvertrauten (Marie Bäumer), während Gerd in der süßen Sängerin Maren (Heike Makatsch) schnell eine Seelenverwandte findet. Doch die lieb gewonnene Freiheit wird bald ein Ende haben.
Es ist eine Wonne, die damals noch frischen Gesichter von Schauspielern zu sehen, die heute selbstverständlicher Teil der Filmszene sind. Heike Makatsch war als Girlie noch Moderatorin von Bravo TV, bei Til Schweiger dachte man an Bertie in "Manta, Manta" und Axel in "Der bewegte Mann" und nicht an "Zweiohrküken". Selbst der legendäre Intendant Frank Castorf von der Berliner Volksbühne hat einen Gastauftritt als Regisseur, der Maren abblitzen lässt. Und der vollendete Auftritt von Jenny Elvers-Elbertzhagen, als sie noch drall war und nur Elvers hießt, bleibt sowieso in Erinnerung: Über den Gefängnishof schreitend lüftete sie vor den Augen der Knastbrüder ihr Kleidchen und zeigte für mehr als einen kurzen Moment stolz ihren Schritt.
Auch wenn dieser Moment heute eher vergessen ist, hat er ikonische Qualitäten. Er steht für Detlev Bucks Gespür für Kameraeinstellungen und eindrücklich inszenierte Momente. Es sind Bilder, die im Gedächtnis bleiben: Die Nahaufnahme der liebevoll in Szene gesetzten käuflichen Omas, die von Steinbocks Opa vermittelt in einem Seniorenheim für Stimmung sorgen; Marie Bäumer ins Akkordeonspiel versunken in einer Hütte auf dem Lande; Opa Steinbock, wie er mit seinen zwielichtigen Kameraden Mafioso-artig im Gefängnis aufkreuzt. Gleichermaßen stimmungsvoll und absurd – Das ist die Handschrift Bucks, der sich zudem viel Zeit lässt. Es wird nicht hektisch Pointe an Pointe gereiht, lustige und stille Momente wechseln sich ab, oft sprechen auch einfach die Bilder für sich. Das ist echte Komödien-Kunst.
Der Plot selbst ist dabei nicht einmal so entscheidend, auch wenn er mit einer wunderschönen Liebesgeschichte auftrumpft. Gerd und seine hinreißend lispelnde Maren bilden ein traumhaftes Paar. Wie sie ihm in der Badewanne zärtlich die Haare einseift, wie er starr vor Hingabe ihrem Auftritt lauscht – das sind echte Gefühle. Gerd wird davon sogar zu einer schrecklichen Tat getrieben, doch in der Sprache dieser Liebe ist das nur ein weiterer Beweis für ihre Aufrichtigkeit. Dieses denkwürdige Paar hat die Zuschauer so berührt, dass die Single zu "Stand by Your Man", von der Makatsch rührend naiv gesungen, zu einem Hit wurde.
Fazit: "Männerpension" ist ein Film, den man auch im 21. Jahrhundert bedenkenlos wieder anschauen kann. Die Liebesgeschichte und die nostalgischen Erinnerungen an die 90er Jahre, die der Film wachruft, lassen niemanden kalt. Und wenn doch, gibt es genug zu lachen.