Der britische Erstlingsregisseur Stephan Daltry thematisiert in seinem beachtenswerten, tragisch-komischen Debüt „Billy Elliot“ den langen, steinigen Weg des elfjährigen Billy (Jamie Bell) aus der englischen Minenarbeiter-Provinz zur Royal Ballet School in London.
Als sich Billy beim Boxtraining die Halle mit den Ballettmädchen teilen muss, beginnt der Kohlearbeitersohn sich spontan dafür zu interessieren. Seine Mutter ist tot, der Vater (Gary Lewis) zermürbt vom Bergarbeiterstreik und sein verbitterter Bruder Tony (Jamie Driven) engagiert sich als Streikführer. Ihnen fehlt jegliches Verständnis für Billys neue Leidenschaft. Inzwischen erhält er Privatunterricht von Tanzlehrerin Mrs. Wilkinson (Julie Walters), die sein unkonventionelles Ausnahmetalent erkannt hat. Als seine Familie herausbekommt, dass er heimlich zum Ballett geht, verbieten sie ihm das Training. Doch der willensstarke Junge gibt nicht auf.
Daltrys Aufsteigermärchen verzichtet vollkommen auf Pathos, den sicherlich eine Hollywoodinszenierung mit sich gebracht hätte. Stattdessen etabliert er seine Geschichte vor dem Hintergrund des britischen Bergarbeiterstreiks im Jahre 1984. Die Charaktere sind gut gezeichnet und wirken absolut authentisch. Ähnlich wie in „Ganz oder gar nicht“ schildert „Billy Elliot“ mitreißend das englische Lebensgefühl der Unterschicht – getragen von T-Rex’ „Children of the Revolution“, das den Film fast durchweg begleitet. Die Darstellerriege agiert glänzend, jeder bekommt Gelegenheit, sich hervorzuspielen. Allen voran der junge Jamie Bell, der mit erfrischender Natürlichkeit begeistert.