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    Scary Movie 5
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Scary Movie 5
    Von Carsten Baumgardt

    Filmparodien besitzen heutzutage nicht gerade einen guten Ruf, berüchtigte Anti-Filmemacher wie das Duo Jason Friedberg/Aaron Seltzer („Meine Frau, die Spartaner und ich“, „Disaster Movie“) haben mit wahrhaft desaströsen Machwerken nach und nach das ganze Subgenre in Misskredit gebracht. Die Zeiten, in denen das legendäre Trio David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker Klassiker wie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (1980), „Top Secret“ (1984) oder „Die nackte Kanone“ (1988) erschuf und Komödien-Tausendsassa Mel Brooks Parodien wie „Silent Movie“ (1976), „Höhenkoller“ (1978) oder „Spaceballs“ (1987) vom Stapel ließ, sind lange vorbei. Brooks und Kollegen hatten den Schalk so hartnäckig im Nacken, dass ihre Spoofs bei aller Albernheit immer noch einen Funken hintersinnigen Witz besaßen. Davon war immerhin noch etwas zu ahnen, als „Scary Movie“ im Jahr 2000 mit einem Riesenerfolg eine neue Welle von Wir-nehmen-Hitfilme-auf-den-Arm-Produktionen einleitete – die waren zwar nicht so gut wie die alten Meisterwerke, aber trotzdem noch bedeutend besser als die meisten aktuellen Spoofs. Mit Malcolm D. Lees Horror-Parodie „Scary Movie 5“ ist nun aber auch die Erfolgsreihe im trüben Einerlei der prolligen Persiflagen angekommen. Die erhoffte Neubelebung des Klamauk-Franchise mit frischem Personal nach sieben Jahren Pause misslingt – nur wenige der gefühlt zahllosen Pointen zünden.

    Eigentlich sind Jody (Ashley Tisdale) und Dan (Simon Rex) glücklich und ihre Ehe ist scheinbar perfekt. Doch als die beiden verschollen geglaubten Töchter (Ava Kolker, Gracie Whitton) von Dans Bruder nach Jahren allein in der Wildnis bei ihnen einziehen, stürzt die Familie ins Chaos. Im Haus geschehen bizarre Dinge, eine Geisterkreatur namens Mama ist gleich miteingezogen. Sie hat die Mädchen in einer einsamen Hütte im Wald über die Jahre betreut und mit ihr ist nicht gut Kirschen essen. Auch bei der Arbeit haben die Neu-Eltern zu leiden: Jody bekommt im Ballett Probleme, als sie bei einer Aufführung den schwarzen Schwan spielen soll und Dan läuft sein Affen-Forschungsprojekt aus dem Ruder, bei dem er die Intelligenz der Primaten durch das Injizieren einer Droge erhöhen soll.

    Auf der Promo-Tour  zu „Pirates Of The Caribbean: Fremde Gezeiten“ erklärte uns Star-Produzent Jerry Bruckheimer im Interview seine These vom ständigen grundlegenden Wandel der Zuschauerschaft: „Alle sieben Jahre verändert sich das Kinopublikum.“ Dieser Generationenwechsel hat besonders für Franchise-Filme Konsequenzen, denn er sorgt dafür, dass Fortsetzungen und andere Weiterführungen nach einigen Jahren Abstand keine Selbstläufer mehr sind. Die Teenager, die heute in die Kinos pilgern, kennen den Beginn mancher Filmreihe gar nicht und damit ist der von den Studios fest einkalkulierte Ticketkauf für sie auch keine Pflicht mehr, wenn der neueste Teil anläuft. Dieses Phänomen bekamen zuletzt die Produzenten solch  prominenter Sequels wie „Men In Black 3“ und „Scream 4“ zu spüren. Zwischen diesen Filmen und den jeweiligen Vorgängern verstrich offenbar einfach zu viel Zeit, um nahtlos an die großen Erfolge anknüpfen zu können. Im Fall von „Scary Movie 5“, der fast auf den Tag genau jene ominösen sieben Jahre nach dem vierten Teil folgt, sieht es nach den enttäuschenden Einspielergebnissen aus den USA ganz ähnlich aus, aber hier spielt ganz sicher auch die nachlassende Qualität eine Rolle. „Scary Movie 5“ ist viel näher an liebloser Dutzendware wie „Meine Frau, die Spartaner und ich“ als an herausragenden Gagfeuerwerken mit Herzblut wie „Die nackte Kanone“.

    Dabei gibt es in „Scary Movie 5“ einige durchaus vielversprechende Ansätze, die aber nicht konsequent genug verfolgt werden. Dass die Ober-Skandalnudeln Charlie Sheen („Two And A Half Men“) und Lindsay Lohan („Machete“) für Gastauftritte gewonnen wurden, ist ein genialer PR-Coup, der im Vorfeld für jede Menge mediale Aufmerksamkeit sorgte. Aber Regisseur Malcolm D. Lee („The Best Man“, „Soul Men“) verschenkt die Steilvorlage mit einem müden Sketch. Er ging offenbar davon aus, dass es ganz automatisch lustig wäre, wenn die beiden gestrauchelten Stars sich einfach selbst spielen. Da hat er sich allerdings verkalkuliert, die Bettszene zwischen Sheen und Lohan (sowie ihren Körperdoubles) wirkt in ihrer aufgesetzten Anzüglichkeit verkrampft und alles andere als lustig. Viel besser funktioniert dagegen ein anderer, nur vorgetäuschter Gastauftritt: Auf den ersten Blick wirkt es so, als würde Superstar Leonardo DiCaprio („Django Unchained“) tatsächlich höchstpersönlich mitmischen und Christopher Nolans „Inception“ durch den Kakao ziehen – zumal mit Gerrit Schmidt-Foß auch seine deutsche Stammstimme die Synchronisation übernimmt. Wie sich herausstellt, ist es doch „nur“ der DiCaprio verblüffend ähnlich sehende Schauspieler Ben Cornish („The Dark Knight Rises“), der in die Rolle des Traumextrahierers Dom Kolb (!) geschlüpft ist, dennoch ist die „Inception“-Parodie einer der gelungensten Teile von „Scary Movie 5“.

    So gut ist Lees Film allerdings nur selten. Während Nolans Science-Fiction-Thriller amüsant durch den Satire-Wolf gedreht und im Abspann (nach den obligatorischen Outtakes) sogar noch für einen überraschenden Bogen zur Sheen-Lohan-Rahmengeschichte genutzt wird, ist der Rest von „Scary Movie 5“ größtenteils herzlich langweilig und der Witz parasitär. In den meisten Fällen plündert Regisseur Lee filmische Vorbilder auf banalste Weise und stellt bekannte Szenen uninspiriert-überspitzt nach. Gemeinsam mit seinem Drehbuchduo David Zucker und Pat Proft, das Lichtjahre von einstigen „Nackte Kanone“-Großtaten entfernt bleibt, wildert er dafür vorzugsweise im Horror- und Thrillerrevier: Die Hauptziele sind der Geisterspuk „Mama“, Darren Aronofskys Ballettdrama „Black Swan“, „Planet der Affen: Prevolution“ und der Found-Footage-Schocker „Paranormal Activity“, aber auch Werke wie „Evil Dead“, „Sinister“ oder „Cabin In The Woods“ werden aufs Korn genommen. Ergänzt wird das Parodie-Potpourri durch Seitenhiebe auf Horrorfremdes wie „Shades Of Grey“ oder den schon genannten „Inception“. Der bleibt auch insofern eine Ausnahme als dass eine Wertschätzung für das Karikierte sonst so gut wie nie zu spüren ist. Die Parodien wirken fast alle lieblos und wie zufällig aneinandergereiht. Selbst einzelne gelungene Gags sind dabei absolute Mangelware (für eine der ganz wenigen Ausnahmen muss übrigens der bereits „Team America“-geschädigte Matt Damon herhalten).

    „Scary Movie 5“ ist filmische Fließbandarbeit im YouTube-Zeitalter, es wird mit minutenkurzen Sketchen auf Masse und Tempo gesetzt. Für Subtiles oder Atmosphärisches bleibt keine Zeit und die derb-überdeutlichen Pointen verpuffen größtenteils wirkungslos. Das Niveau liegt dabei oft weit unterhalb der Gürtellinie: Da wird gefurzt, bis sich die Balken biegen, Zahnbürsten werden in Hundehintern gebohrt und Babys in Brand gesetzt. Inmitten einer solchen Orgie von Geschmacklosigkeiten haben es die Schauspieler naturgemäß nicht leicht, entsprechend fällt es nicht auf, dass hier kaum noch jemand aus der Besetzung der ersten vier Teile vertreten ist. Bitter für die neue Hauptdarstellerin Ashley Tisdale, die Anna Faris ersetzt: Während ihr „High School Musical“-Co-Star Vanessa Hudgens gemeinsam mit Disney-Prinzessin Selena Gomez in Harmony Korines grandioser Satire „Spring Breakers“ für Furore sorgt, müht sie sich so tapfer wie möglich durch „Scary Movie 5“, ohne dabei irgendetwas gewinnen zu können - was ebenso für ihren blassen Co-Star Simon Rex („Scary Movie 3 + 4“) gilt. Und auch Prominenten-Cameos der Schauspieler Jerry O’Connell („Piranha 3D“), Heather Locklear („Melrose Place“) und Tyler Perry („Alex Cross“), des Ex-Boxers Mike Tyson („Hangover“) sowie der Sänger Usher („Kiss & Kill“) und Snoop Dogg („Brüno“) können da nichts mehr rausreißen.

    Fazit: Malcolm D. Lees Versuch, die „Scary Movie“-Reihe mit einem fünften Teil nach langer Pause wiederzubeleben, ist missglückt. Obwohl so nah am Puls der (Horrorfilm-)-Zeit wie selten zuvor, funktioniert die häppchenweise Verhohnepipelung der parodierten Vorbilder im YouTube-Stil nur ganz selten.

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