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    Miss Marple: Vier Frauen und ein Mord
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Miss Marple: Vier Frauen und ein Mord
    Von Björn Becher

    Nur vier Mal stand Margaret Rutherford als Miss Marple vor der Kamera und obwohl sie und ihr Spiel der Beschreibung der Hobbydetektivin in den Romanen von Agatha Christie kaum entsprechen, ist sie heute unverwechselbar das Miss Marple-Gesicht. Wer an ein Bild der Detektivin denkt, hat das Gesicht von Margaret Rutherford vor sich. Mit 16 Uhr 50 ab Paddington fing 1961 alles an, mit „Vier Frauen und ein Mord“ ging drei Jahre später leider alles schon wieder zu Ende. Obwohl es am Ende von „Vier Frauen und ein Mord“ noch einen schönen Hinweis auf einen weiteren Film gibt, spielte Rutherford die Rolle nur noch einmal in einem kleinen Cameo-Auftritt in dem Hercule Poirot (ebenfalls eine Agatha Christie-Figur) – Film „Die Morde des Herrn ABC“.

    Der Fall scheint klar, der vermeintliche Täter wurde bei der Leiche gefunden, die Überzeugung der Geschworenen scheint festzustehen und so wundert es auch keinen, dass sie nach nur kurzer Beratungszeit in den Saal zurückkehren, um das Urteil zu verkünden. Doch was dann aus dem Mund des Sprechers kommt verblüfft die Anwesenden: Die Geschworenen konnten zu keinem Ergebnis kommen! Eine ältere Dame widersetzte sich dem Schuldspruch. Dem Richter bleibt nichts anderes übrig, als einen neuen Prozess anzuberaumen, mit neuen Geschworenen und einem hoffentlich klaren Ausgang. Doch die ältere Dame ist ganz anderer Meinung. Nicht sie war starrsinnig und hat die offensichtlichen Fakten verkannt, nein, elf andere Geschworene, ein Richter und die Polizei haben Fehler begangen. Und so macht sich die alte Dame, Miss Jane Marple (Margaret Rutherford) daran, selbst Ermittlungen anzustellen. Obwohl der für den Fall zuständige Inspector Craddock (Charles Tingwell) Miss Marple von einigen früheren Mordfällen, in denen sie der Polizei hilfreich zur Seite stand, kennt, untersagt er ihr eigene Nachforschungen. Doch die resolute Dame lässt sich nichts verbieten. Gemeinsam mit ihrem ängstlichen Freund Mr. Stringer (Stringer Davis) findet sie eine Verbindung der getöteten Frau zu einer Schauspieltruppe, die vor einiger Zeit das Stück 16 Uhr 50 ab Paddington aufführte. Miss Marple bekommt heraus, dass die Ermordete einen der Schauspieler erpresst hatte. Dieser muss sie deswegen getötet haben. Miss Marple schleicht sich bei der Schauspielertruppe ein und wird damit selbst zur Zielscheibe des Mörders. Ihr gefährlichster Fall nimmt seinen Lauf...

    In „Murder Must Foul“, der im Deutschen den nicht gerade passenden Titel “Vier Frauen und ein Mord” verpasst bekam, sehen wir die alte, schrullige Miss Marple so wie wir sie lieben. Margaret Rutherford verkörpert mit ihrer unnachahmlichen Präsenz die alte Dame wieder so hervorragend, dass einem ein weiteres Mal klar wird, warum keine der späteren Darstellerinnen ihr das Wasser reichen konnte. Dazu kommen die bekannten Agatha Christie-Zutaten. Bis zum Schluss ist der Kreis der Verdächtigen wieder groß. Fast jeder könnte der Mörder sein und so ist auch bei diesem typischen Whodunit-Vertreter lustiges Mitraten angesagt. Allgemein ist das Mitraten aber bei den Filmen etwas schwieriger als bei den Büchern, da man hier eher auf Hinweise gestoßen wird, während man bei den Filmen doch allerhand selbst entdecken muss. Gerade bei „Vier Frauen und ein Mord“ ist dies oftmals recht schwer, weil manche Hinweise sehr versteckt sind oder Beobachtungen der rüstigen Miss Marple vom Zuschauer nicht selbst zu machen sind. Das Ganze verdichtet sich dann noch in einem recht verwirrenden Ende mit etwas zu vielen der altbekannten Agatha-Christie-Wendungen.

    Schade ist auch, dass „Murder Must Foul“ etwas zu wenig zu bieten hat, was ihn von anderen Filmen der Reihe abheben könnte. Die Eröffnungsszene im Gericht ist hier aber eine klare Ausnahme. Diese Szene ist großartig und gehört zu den besten der Reihe. Für den ein oder anderen herzhaften Lacher ist da gleich zu Beginn gesorgt und auch die überdeutliche Anspielung auf den ersten Film mit Rutherford in der Rolle der Miss Marple 16 Uhr 50 ab Paddington sorgt für einen Schmunzler. Nicht zu verachten sind auch die gezielt gestreuten Dialoge mit Mr. Stringer, die für weitere Lacher sorgen. Leider sind aber mit Ausnahme des Theaterregisseurs und Tatverdächtigen H. Driffold Cosgood (Ron Moody) die Nebencharaktere nicht so skurril und interessant wie sonst.

    Interessant sind übrigens noch ein paar kleine Details zum Film. So ist die Vorlage zu diesem Miss-Marple-Film eigentlich gar kein Miss-Marple-Krimi, sondern ein Krimi, mit dem oben angesprochenen Hercule Poirot in der Rolle des Ermittlers. Der Roman wurde für die Verfilmung stark verändert und Poirot musste Miss Marple weichen. Auch sind sehr viele kleine Aspekte interessant, die sich durch alle Miss-Marple-Filme ziehen und die dafür sorgen, dass Fans der Reihe immer wieder über einzelne Szenen schmunzeln müssen, da man sie so ähnlich aus anderen Werken der Filmreihe kennt (z. B. die Bemerkungen von Miss Marple in welcher Sportart sie vor über 30 Jahren einen Preis gewonnen hat. Die Sportart ist in jedem Film eine Andere.). Als Fazit bleibt festzuhalten, dass „Vier Frauen und ein Mord” zwar ein weiteres spannendes Werk aus der Miss-Marple-Reihe mit Margaret Rutherford ist, er sogar den vorangegangen schwächsten Miss-Marple-Film „Mörder Ahoi“ übertreffen kann, ihm aber für die große Klasse von 16 Uhr 50 ab Paddington oder auch „Der Wachsblumenstrauß“ doch ein Stück fehlt.

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