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    Die Prophezeiungen von Celestine
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Die Prophezeiungen von Celestine
    Von Christoph Petersen

    Ihr Einsatzwille ist bewundernswert. Bereits vor zwei Jahren hat das Unternehmerduo Rainer Dunkel und Frank Bieniek den New-Age-Dokumentarfilm What The Bleep Do We Know in Eigenregie in die deutschen Kinos gebracht. Mit überragendem Publikumserfolg. Über 200.000 Zuschauer konnte der Sleeper-Hit im Laufe seiner mehrmonatigen Spielzeit zusammenklauben. Nun melden sich die beiden mit ihrem Folgeprojekt zurück. Mit privaten Geldern haben sie die Rechte an der James-Redfield-Bestseller-Verfilmung „Die Prophezeiungen von Celestine“ von Armand Mastroianni erworben. Da sich die Romanvorlage auch in Deutschland eine große Fanbasis erarbeitet hat, dürfte auch dieses Projekt schlussendlich finanzielle Blüten tragen. Trotzdem ist es schade, dass sich ein so durchsetzungsstarkes Duo ausgerechnet in einem so fragwürdigen Metier wie der New-Age-Bewegung austoben muss. Ansonsten hätten sich die beiden als eine echte Bereicherung für die deutsche Kinolandschaft herausstellen können.

    Gerade erst hat John Woodson (Matthew Settle) seine Anstellung als Geschichtslehrer verloren, da berichtet ihm seine alte Freundin Charleen (Robyn Cohen) von mysteriösen, mehr als zwei Jahrtausende alten Schriftrollen, die ein gewisser Pater Jose (Castulo Guerra) in Peru entdeckt hat. Diese sollen eine geheimnisvolle Prophezeiung beinhalten, die die Menschheit angeblich zu einem neuen Erwachen führen wird. Interessiert und ohne echte Alternative macht sich John auf nach Südamerika. Doch schon kurz nachdem er aus dem Flieger gestiegen ist, gerät er in einen Strudel aus merkwürdigen Ereignissen. Pater Jose wird vor seinen Augen von der korrupten Militärpolizei überwältigt. Auf der Flucht trifft John auf Will (Thomas Kretschmann), der ihn mit in das malerische Örtchen Viciente nimmt. Hier arbeiten Theologen und Linguisten an der Übersetzung der Manuskripte. Doch der Frieden in Viciente ist trügerisch. Neben den Militärs machen auch noch die schießwütigen Rebellen-Trupps, der erzkonservative Kardinal Sebastian (Hector Elizondo) und der zwielichtige Regierungsvertreter Jensen (Jürgen Prochnow) den spirituellen Forschern das Leben schwer...

    1. Der Wandel tritt ein

    Die Zeit ist gekommen, dass wir erneut erfahren, in welch geheimnisvoller Welt wir leben, voller Zufälle und Begegnungen und doch vorherbestimmt.

    2. Ein Umdenken findet statt

    Je weiter diese Veränderung voranschreitet, desto klarer wird sich uns ein neues Weltbild erschließen – werden wir uns der göttlichen Energie bewusst.

    3. Energien beginnen zu fließen

    Wir werden erkennen, dass alles um uns herum dieser göttlichen Energie entspringt – sie die alleinige Ursache ist und wir werden beginnen zu verstehen.

    usw.

    Mehr als 14 Millionen verkaufte Exemplare bescherten James Redfiels Roman nicht nur einen mehr als dreijährigen Aufenthalt in der Bestsellerliste der New York Times, sie machen das Werk auch zu einem der meistverkauften spirituellen Bücher aller Zeiten. Dabei vertrieb Redfield die ersten 100.000 Kopien aus seinem Kofferraum heraus, bis der Warner-Verlag die Rechte aufkaufte. Auf den ersten Blick erschließt sich der Erfolg jedoch kaum, hat Redfield doch einfach nur die herkömmlichen New-Age-Theorien um Energieströme, Synchronizität und die Ganzheitlichkeit von Leben und Wahrnehmung in eine kitschige Abenteuerhandlung verpackt. Dennoch zog der Roman riesige Kreise. Noch heute gibt es in mehr als hundert Städten organisierte Gruppen, die die Bedeutung der „Prophezeiungen von Celestine“ diskutieren. Jetzt die üblichen Kritikpunkte gegenüber der New-Age-Bewegung einmal mehr hervorzukramen, ist wohl überflüssig. Die Diskussion ist eh festgefahren. Belassen wir es dabei: Die Prophezeiungen sind mindestens fragwürdig. Nicht fragwürdig, sondern hochgradig lächerlich ist aber die Umsetzung der spirituellen Kräfte im Film. Da werden die Protagonisten in bläuliche und orangene Energieschalen gehüllt, erscheinen schließlich sogar in einem jesusartigen, gleißenden Licht und Pflanzen fangen im Sinne der Einheitlichkeit an zu leuchten.

    Doch der Film ist nicht nur ideologisch grenzwertig, er ist auch formal komplett daneben. TV-Regisseur Mastroianni wankt uninspiriert zwischen lieblos abgefilmten Dialogen und unspektakulären Actionsequenzen hin und her. Die Thriller-Story ist wirr, kommt ohne erkennbare Spannungsbögen, beziehungsweise ohne überhaupt irgendeine nachvollziehbare Dramaturgie aus. Im Verlauf der Handlung wird John übrigens gefühlte 47 Mal gefangen genommen – irgendwann interessiert es einen einfach nicht mehr. Da kann dann auch der – mit Ausnahme des eher unbekannten Hauptdarstellers Matthew Settle (Die eiskalte Clique, U-571) – namhafte Cast nicht mehr viel retten. Selbst die deutschen Stars Thomas Kretschmann (Der Pianist, King Kong, Rohtenburg, Die wilden Hühner und die Liebe) und Jürgen Prochnow (Das Boot, Heart Of America, Bierfest, Die Fährte des Grauens) können sich gegen die Soap-artigen, hölzernen und im Endeffekt nur aus leeren Worthülsen bestehenden Dialoge nicht durchsetzen. Die Chancen auf ein friedliches Entschlummern stehen so erheblich besser als die für ein spirituelles Erwachen.

    Fazit: „Die Prophezeiungen von Celestine“ wirken, als hätte hier Rosamunde Pilcher eine Romanvorlage von Dan Brown (The Da Vinci Code – Sakrileg) adaptiert. Dabei müsste man den Machern eigentlich zu Gute halten, dass ihre Umsetzung so unglaublich naiv, unfreiwillig komisch und kitschig ausgefallen ist. Denn so dürfte zumindest niemand mehr auf Redfields bauernfängerische New-Age-Ideologie hereinfallen.

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