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    Die Gebrüder Weihnachtsmann
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Die Gebrüder Weihnachtsmann
    Von Carsten Baumgardt

    Die Welt ist im Wandel. Ständig. Während Werteverfall, Konsumterror und Zukunftsangst voranschreiten, bleibt manches doch unverändert. Obwohl mittlerweile kommerzialisiert, so ist das Weihnachtsfest in seiner Wichtigkeit nicht angreifbar, auch wenn sich der Fokus von Religion hin zum Konsum verschoben hat. Ebenso unausweichlich wie das größte Fest des christlichen Glaubens selbst sind die alljährlichen Filme dazu. Der dezente Mief der warmen Botschaft wird oft naserümpfend akzeptiert oder gar genossen, weil Kitsch einfach dazu gehört. Doch gesucht wird er seit Jahren, der innovative Weihnachtsfilm. Und wer hoffte, dass Die Hochzeits-Crasher-Regisseur David Dobkin mit „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ an Terry Zwigoffs komischen Anti-Weihnachtsfilm Bad Santa (2003) anknüpfen könnte, wird bitter enttäuscht. Die zahnlose Komödie hat zwar einen gewissen Charme, ist aber zu unausgegoren und harmlos, um zu überzeugen.

    Fred Claus (Vince Vaughn) leidet schon sein ganzes Leben lang unter der übermenschlichen Präsenz seines heiligen Bruders Nicholas Claus (Paul Giamatti). Nicholas übertrumpft seinen älteren Bruder vor ihren Eltern (Trevor Peacock, Kathy Bates) immer und immer wieder, stellt ihn unbewusst bloß, so dass dieser über die Jahrhunderte verbittert. In Chicago schlägt sich Fred als Eintreiber durch, der bei zahlungsunfähigen Kunden Ware konfisziert. Seine Beziehung zu der Politesse Wanda (Rachel Weisz) steht vor dem Aus, weil Fred selten hält, was er verspricht. Sein Bruder Nicholas hat derweil die große Karriere als Weihnachtsmann gemacht und leitet am Nordpol ein Imperium, welches Jahr für Jahr dafür steht, dass die artigen Kinder dieser Welt an Weihnachten mit Geschenken versorgt werden. Die Auslieferung übernimmt Nicholas alias Santa Claus persönlich. Als Fred im Knast landet, benötigt er 5.000 Dollar für die Kaution, die Nicholas stellt. Aber nur unter der Bedingung, dass sein Bruder ihn das erste Mal am Nordpol besucht. Fred möchte ihm aber noch 50.000 weitere Dollar aus den Rippen leiern, um ein Wettbüro zu eröffnen. Dafür soll Fred bei der aktuellen Weihnachtsproduktion helfen, stellt sich als Geschenkfabrikant aber eher ungeschickt an. Wenigstens hilft er dem Elfen Willie (John Michael Higgins) dabei, bei der bezaubernden Charlene (Elizabeth Banks) zu landen. Unheil droht indes von dem Rationalisierungsbeamten Clyde (Kevin Spacey), der den Weihnachtsmannbetrieb schließen will...

    „Du strahlst Liebe und Freundlichkeit aus wie Radioaktivität.“ (Nicholas zu Fred Claus)

    Die Konstellation für einen „etwas anderen Weihnachtsfilm“ war für „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ auf dem Papier ausgesprochen gut: ein witziger und charismatischer Star (Vince Vaughn), ein noch begabterer Co-Star (Paul Giamatti), ein Regisseur (David Dobkin), der mit seinem Vorgänger „Die Hochzeits-Crasher“ gezeigt hat, wie witzig er sein kann, und eine Geschichte, die in der Theorie danach klingt, sich von dem üblichen moralinsauren Weihnachtseinheitsbrei à la „Santa Claus“ abzuheben. Schon der vogelwilde Prolog über die Kindheit der Clauses sorgt indessen für reichlich Ernüchterung. Das Aufwachsen in einer Art Knusperhäuschen ist derart dämlich, dass es schmerzt. Der Wechsel ins Gegenwarts-Chicago verschafft Erleichterung. Doch „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ kehren rasch wieder in Fantasy-Fabeln an den Nordpol zurück, wo die Produktionswerte den Eindruck erwecken, als ob der Film in einer Schneekugel gedreht worden sei. Das ist gewiss kein Beinbruch, sondern schlichtweg die Prämisse des Films - das sollte jedem potenziellen Besucher bewusst sein. Das Problem: Anstatt das versammelte Talent entsprechend einzusetzen, entpuppt sich die Komödie im Endeffekt trotz anderslautender Erwartung doch als zuckersüßes Weihnachtskonfekt. Auf ausgetretenen Pfaden trottet der Film in Richtung Happy End. Leider manchmal im Bummeltempo, 116 Minuten sind für einen solchen Spaßversuch einfach zu lang, was gerade im Mittelteil offensichtlich wird.

    „Ich hasse dich nicht, Nicholas. Ich wünschte nur, du wärst niemals geboren.“ (Fred zu Nicholas Claus)

    Die Situationskomik, die Regisseur Dobkin (Shanghai Knights) und sein Autor Dan Fogelman (Cars) ausgeklügelt haben, taugt nicht, um zu übermäßigem Lachen zu animieren. Zu brav, zu gefällig und zu vorhersehbar sind die Gags. Richtig auf Touren rotiert der Film immer dann, wenn der Witz über knackige Oneliner kommt und wenigstens seichte Hiebe auf die Popkultur abgefeuert werden. Dennoch hat „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ eine unschlagbare Sequenz, in der Frank Stallone (Rocky Balboa, „Tombstone“), Stephen Baldwin (Die üblichen Verdächtigen) und Roger Clinton einen Cameoauftritt bei den „Anonymen Geschwistern“ haben. Doch die Präzision und Intensität dieses scharf gezeichneten Witzes geht dem Film in seiner Gesamtheit ab.

    Da kann sich Vince Vaughn (Old School, Voll auf die Nüsse, Into The Wild) in seiner dritten Zusammenarbeit mit David Dobkin (nach „Clay Pigeons“ und dem US-Smash-Hit „Die Hochzeits-Crasher“) mühen, wie er will. Er hat zwar die Zuschauer durch seinen Charme und seine Ausstrahlung auf seiner Seite, verliert aber gegen die zunehmend verkitschte Handlung. Paul Giamatti (Sideways, American Splendor, Der Mondmann, The Illusionist) wird von seiner grotesken Maskierung gehemmt und kann sein riesiges Potenzial nicht ausspielen, während sich Superstar Kevin Spacey (Die üblichen Verdächtigen, Sieben, Glengarry Glen Ross) zum kompletten Hampelmann degradieren lässt, der tatsächlich chargiert, dass es für einen Schauspieler seiner Klasse einer Zumutung gleichkommt. Rachel Weisz (Der ewige Gärtner, Constantine) ist ebenso hoffnungslos unterfordert. Als schmuckes Beiwerk dient dem Film die Schönheit Elizabeth Banks (Slither, Unbesiegbar, Spider-Man 3) – mehr darf sie nicht tun. Was ein Billie Bob Thornton mit ihr gemacht hätte, sollte klar sein, doch Dobkins Film ist mehr Der Polarexpress als Bad Santa.

    Fazit: „Die Gebrüder Weihnachtsmann“ garantiert leidlich solide Unterhaltung, der jegliche tiefergehende Inspiration fehlt. Die Komödie mit der Botschaft „Die Welt ist so, wie man sie sich macht“ krankt an der geringen Risikofreude der Macher. Stattdessen verkriechen sich die Kreativen hinter der Fassade des Altbekannten und servieren dem Weihnachtswahn-gestählten Publikum die nächste filmische Zuckerstange, die mittlerweile aber einfach nur noch fad und abgestanden schmeckt.

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