Tim Allens letzten beiden Kino-Comedys blieben am US-Box-Office hinter den Erwartungen zurück – das Weihnachts-Sequel Santa Clause 3 spielte nicht einmal mehr zwei Drittel der Umsätze seiner Vorgänger ein und der Sci-Fi-Klamauk Zoom floppte gar total. Um den ehemaligen Superstar Martin Lawrence ist es auch eher ruhig geworden, in den letzten vier Jahren war der Bad Boys-Darsteller gerade einmal in zwei Filmen zu bewundern. John Travolta ist momentan in dem B-Movie Lonely Hearts Killers zu sehen, sein erhoffter Megahit Be Cool erlitt Schiffbruch und selbst seine Rolle als Sciencetologys Aushängeschild Nr. 1 musste der Hobbypilot an Tom Cruise abtreten. William H. Macy wird als Charakterdarsteller noch immer gefeiert wie eh und je. Doch seit ihrem Riesenerfolg mit „Desperate Housewives“ und einer Oscarnominierung für Transamerica steht er in der Öffentlichkeit doch immer mehr im Schatten seiner – zumindest in den USA - nun wesentlich bekannteren Frau Felicity Huffman. Walt Beckers Komödie „Born To Be Wild“ ist also nicht nur ein Film über einen Haufen Vorstadt-Amerikaner, die ihrer Midlife-Crisis mit einem Harley-Abenteuer an den Kragen wollen, sondern auch ein Versuch der gealterten Hollywood-Stars, ihre Aussortierung durch einen erneuten finanziellen Erfolg abzuwenden. Und da die Mischung aus Abenteuer-Story, Komödien-Genre und bekannten Darstellern zumindest auf dem Papier überzeugt, wird ihnen dieses Vorhaben wohl auch gelingen. Trotzdem ist „Born To Be Wild“ nicht mehr als bloßes Reißbrettkino, das zwar mit einer Handvoll netter Gags, aber leider auch ohne eigene Seele daherkommt.
Doug (Tim Allen) ist ein uncooler Vater, hat mit erschreckenden Cholesterin-Werten zu kämpfen und ist von Beruf Zahnarzt. Bobby (Martin Lawrence) hatte sich ein Jahr lang eine Auszeit genommen, um einen Roman zu schreiben, doch nun wird der Klempner von seiner herrischen Frau wieder zum Scheißhausreparieren geschickt. Playboy Woody (John Travolta) war reich und hatte ein Bademodenmodel zur Frau – doch nun ist er pleite und geschieden. Und Dudley (William H. Macy) ist ein hoffnungsloser Computer-Geek, der unüberwindbare Probleme damit hat, eine Frau anzusprechen. Dieser Querschnitt durch die gehobene amerikanische Mittelschicht macht sich gemeinsam auf, um auf einem Harley-Road-Trip die verloren geglaubte Freiheit aus Jugendtagen noch einmal zu erleben. Doch statt auf die unendlichen Weiten der Prärie stoßen die vier „Wild Hogs“ auf eine Gang schlecht gestimmter „echter“ Rocker. Die vom furchtlosen Hardcore-Biker Jack (Ray Liotta) angeführten Del Fuegos haben für die Poser aus der Stadt wenig übrig. Und als Woody dann auch noch ihre Stammkneipe in die Luft jagt, verbessert dies die Laune der gnadenlosen Schlägertypen auch nicht gerade…
Wo das nacheinander Vorstellen der festgefahrenen Weißer-Gartenzaun-Abenteurer zwar formal etwas steif, aber dennoch recht unterhaltsam geraten ist, gestalten sich die Anfänge des Road-Trips dann doch eher problematisch. Kaum ein Gag ergibt sich aus der Midlife-Crisis-Story selbst, stattdessen werden genau die gleichen pubertären Witzchen abgespult, die man in einer Teen-Comedy erwarten würde. Dabei erweisen sich der ausgelutschte Fäkalhumor und die platten Schwulenwitze auch noch als so dermaßen verklemmt, dass man fast annehmen möchte, das Drehbuch stamme aus den durch und durch anständigen Zeiten einer Agatha Christie. Sobald die Wochenend-Biker dann das kleine Südstaaten-Dorf Madrid mit seinem berühmten Chilifestival erreichen, steigert sich der Film glücklicherweise doch noch ein wenig. In typischer Die sieben Samurai-Manier verteidigen sie die hilflosen Einwohner vor der übermächtigen Bikerhorde und kassieren dabei neben unzähligen blauen Flecken auch noch den einen oder anderen wohlwollenden Lacher.
Natürlich bleibt der Hauptgrund, sich „Born To Be Wild“ anzusehen, die beeindruckende Besetzung. Doch trotz der im Schnitt soliden Leistungen gelingt es den Vieren nicht, das 08/15-Hollywoodskript mit soviel Charme und Ausstrahlung zu versehen, dass sie allein das Eintrittsgeld rechtfertigen würden. Tim Allen kann hier einmal mehr nicht an Galaxy Quest-Zeiten anknüpfen, sondern dümpelt auf Shaggy Dog-Niveau herum. Martin Lawrence (Bad Boys II, Big Mamas Haus 2) ist auch nur noch ein Schatten seiner selbst, allerdings hat das Drehbuch auch kaum einen Gag für ihn übrig. Da machen die beiden übrigen „Wild Hogs“ schon eine wesentlich bessere Figur. John Travolta (Pulp Fiction, Basic) spielt als weinerlicher Playboy in einigen Szenen wunderbar gegen sein sonstiges Leinwandimage an. Und dass ausgerechnet Charaktermime William H. Macy (The Cooler, Boogie Nights) die mit Abstand meisten Slapstick-Lacher des „Born To Be Wild”-Quartetts für sich verbuchen kann, war nun wirklich nicht zu erwarten. In Nebenrollen brillieren ein herrlich fieser Ray Liotta (Smokin´s Aces, Narc, GoodFellas) und eine extrem charmante Marisa Tomei (Der Super-Guru, Was Frauen wollen).
„Born To Be Wild“ plätschert in perfekter Harley-Manier ruhig und gleichmäßig vor sich hin, wird so nie richtig langweilig, reißt einen aber auch nie wirklich vom Hocker. Ohne das Star-Aufgebot hätte es wohl auch nur für eine nette DVD-Premiere gereicht.