Trotz prominenter Altstars wie Vanessa Redgrave („Blow Up") und John Hurt („Alien") in Nebenrollen findet die bereits 2005 gedrehte Komödie „Short Order" erst jetzt den Weg in die deutschen Kinos. Der Verleih begründet die späte Aufführung im Presseheft damit, dass den Film damals „partout niemand sehen wollte". Ob sich daran inzwischen etwas geändert hat darf man bezweifeln. Zwar bietet der irische Regisseur Anthony Byrne in seiner Hommage an das französische Kino einige groteske Ideen, schafft es aber nicht aus den vielen unterschiedlichen Ansätzen – vom Musical über makaberen Humor bis zu platten Lebensweisheiten – ein kohärentes Ganzes zu formen.
Fiona (Emma de Caunes) könnte in jedem Restaurant der Stadt arbeiten, denn ihre kulinarischen Künste regen die Sinne weit mehr an, als sie jemals zu träumen wagte. Dennoch verschwendet sie ihr Talent im Imbiss von Paolo (Rade Serbedzija), der den Zeiten nachtrauert als er für Frank Sinatra kochte. Vor allem aber treibt ihn der Traum an, einen legendären Zechpreller zu erwischen und zu filetieren. Darüber ist er so paranoid geworden, dass er jeden unbekannten Gast erst einmal für den Gauner hält. Fionas beste Freundin Catherine (Cosma Shiva Hagen) kümmert sich derweil um die Essensauslieferungen und macht in der Dunkelheit immer neue interessante Begegnungen. Eine lange Nacht wird das Leben aller Beteiligter in ungeahnte Bahnen lenken...
Mit einer Muscial-Szene, in der Hauptdarstellerin Emma de Caunes im Regen den Swing-Klassiker „You are my sunshine" interpretiert, beginnt die Komödie. Danach friert ein Gespräch zwischen Fiona und Paolo ein, so dass Fiona durch die Szenerie wandeln und dem Publikum die Hintergründe der Figuren erklären kann. In der nächsten Szene führt sie mit Catherine ein Gespräch über „Star Wars", Sex und den „Soundtrack des Lebens". Stets scheinen sie sich dabei bewusst zu sein, dass sie nicht mehr als Figuren in einem Film sind. Passend dazu der Häuserblock, in dem weite Teile der Handlung spielen und der stets als Filmkulisse erkennbar bleibt. In diesem Stil geht es weiter: Anthony Byrne fügt eine Szene an die nächste, springt von einem Genre zum anderen. Wenn Jon Polito als schmieriger Koch erklärt, dass die Behandlung von Pizzateig und den Geschlechtsteilen einer Frau, eigentlich die gleiche Sache ist und im Hintergrund sein Assistent Essen auf den Boden fallen lässt, notdürftig sauber wischt und damit weiter kocht, wähnt man sich in einer pubertären Komödie. Im nächsten Moment geht es dagegen um die Sinnkrise der Hauptfigur. Einen Schnitt später landet man wieder ganz woanders.
Nur ein Handlungsstrang entwickelt sich kontinuierlich und kann dann sogar überzeugen. Als Paolo im Angesicht eines neuen Gast (Jack Dee) endlich absolut sicher ist, den gesuchten Zechpreller vor sich zu haben, entwickelt sich ein makabrer Verwechslungsspaß. Denn dass sein Gast sehr geheimnisvoll tut, hat ganz andere Gründe. Anthony Byrne und sein Kameramann Brendan finden nicht nur in diesen Szenen immer wieder interessante, teils sogar herausragende Bilder. Stilistisch ist. „Short Order" mehr als gelungen und auch die über weite Strecken exzellenten Darsteller tragen zum Vergnügen bei. Wenn nur nicht die zerfahrene, mit allzu vielen Ideen überladene Handlung wäre.
Fazit: „Short Order – Das Leben ist ein Buffet" ist eine gut gespielte und gefilmte Komödie mit einigen witzigen, grotesken Einfällen. Zu viele deplatzierte Einzelszenen trüben den Gesamteindruck allerdings erheblich.