Was zunächst ein wenig nach Splatter klingt, beruht in Wirklichkeit auf einem wahren Ereignis. Jonny Campbells Komödie „Alien Autopsy“ erzählt die Geschichte des Filmproduzenten Ray Santilli, der 1995 mit der angeblich authentischen Dokumentation über die Autopsie eines Außerirdischen an die Öffentlichkeit trat. Was eine tolle Mediensatire hätte werden können, entpuppt sich leider allzu schnell als unausgewogene Schnarchnummer. Lediglich vereinzelt aufblitzender Charme bewahrt den Film vor dem Totalabsturz.
„It´s not a fake, more of a remake” (R. Santilli)
Ray (Declan Donnelly) lebt vom Handel mit illegalen Filmkopien, Gary (Anthony McPartlin) ist einfacher Angestellter. Beide sind die dicksten Freunde. Um Geld zu machen, reisen sie nach Cleveland, um dort billig unbekanntes Elvis-Material einzukaufen. Aber es kommt besser, denn ein ehemaliger Militärkameramann (Harry Dean Stanton) bietet ihnen etwas Unglaubliches an: einen Film über die Autopsie eines Außerirdischen aus dem Jahre 1947. Ray und Gary wittern das große Geld, nehmen einen Kredit bei dem UFO-Fan und Drogenbaron Voros (Götz Otto) auf und erwerben das streng geheime Dokument. Wieder in England müssen sie allerdings feststellen, dass die Filmrolle nichts enthält. Da mit Voros überhaupt gar nicht zu spaßen ist und er darauf brennt, den Film bzw. sein Geld (wieder)zusehen, stehen Ray und Gary vor einem echten Problem.
Das hört sich doch eigentlich gar nicht schlecht an, doch der erste Stolperstein betrifft schon die dramaturgische Konzeption des Films. Völlig unnötig wird die Story von einem Interview eingeklammert, das Gary und Ray in der Quasi-Gegenwart dem Reporter Morgan Banner (Bill Pullman) geben, wodurch mögliche Spannung über den Verlauf der Geschichte gar nicht erst aufkommt. Der Unterhaltsamkeit ebenfalls nicht förderlich – Stolperstein zwei – ist die unausgewogene Struktur des Films: Beinahe alles Wesentliche spielt sich in der ersten Filmhälfte ab, wohingegen die zweite nur noch so vor sich hindümpelt. Gary und Ray kommen nämlich sehr schnell auf die Idee, den Alien-Film einfach mit Freunden und Bekannten nachzudrehen, um Gangsterboss Voros zu täuschen. Und da ihr Homevideo so gut gelingt, täuschen sie gleich noch eine Vielzahl von UFO-Fanatikern, Presse wie auch Militär mit. Nachdem diese Ereignisse abgehandelt sind, weiß man eigentlich gar nicht so richtig, womit Campbell und Davies die lange Restzeit ihres Films hinter sich bringen.
Schauspielerisch kann niemand in „Alien Autopsy“ einen richtig guten Eindruck machen, nicht mal Bill Pullman (Lost Highway, „Am Ende der Gewalt“), bei dem man sich sowieso – nach Der Fluch zum zweiten Mal – fragt, wie er sich in eine solche farblose Nebenrolle des Films verirren konnte. Bei den beiden Hauptdarstellern Declan Donnelly und Ant McPartlin wird schnell klar, dass sie gecastet wurden, weil sie auf den ersten Blick recht gute Loser-Typen abgeben – auf den zweiten hingegen fällt ebenso leicht auf, dass sie ansonsten nicht viel zu bieten haben. Dass ihre Figuren nicht funktionieren, liegt aber nicht nur an den beiden Darstellern, sondern mehr noch an der augenscheinlichen Unschlüssigkeit der Filmemacher darüber, was sie eigentlich für einen Film machen wollen. Sollte den wahren Begebenheiten zu neuen Ehren verholfen oder sollte es einfach eine Lachnummer werden? Die leider weder sympathischen noch lustigen Hauptdarsteller wurden für beide Varianten zu sehr in den Mittelpunkt gedrängt, anstatt dass versucht worden wäre, das zweifelsohne vorhandene satirische Potenzial seiner Geschichte zu nutzen.
Ein wenig erinnert das Endergebnis an einen Satz von Gottfried Benn: „Das Gegenteil von Kunst ist gut gemeint’.“ Buch und Regie mühen sich nach Kräften, ihrer Story Witze und Skurrilitäten einzuschreiben, aber echte Fertigkeit ist dabei nicht zu erkennen. Die meisten Gags gehen unbemerkt unter wie ins Meer stürzende UFOs. Man merkt zwar die ganze Zeit, was lustig sein soll, aber lachen tut man trotzdem nicht. „Alien Autopsy“ ist dabei zwar nie so schlecht, dass man das Kino verlassen möchte aber auch nie so gut, dass man sich freut dort zu sein. Im besten Fall gehört man zu den wenigen, die dem britischen aber trotzdem nicht wirklich gelungenen Humor etwas abgewinnen können; oder man wird vielleicht inspiriert, den wahren Hintergründen des Films nachzuspüren – dann hätte man wenigstens, wenn auch nicht während, so doch nach dem Film etwas für sein Geld bekommen.