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    Butterfly Effect 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Butterfly Effect 2
    Von Björn Becher

    Seit einiger Zeit ist es Mode, Titel von Filmen, die ein bestimmtes Zielpublikum ansprechen, kurz nach dem Release, erneut zu benutzen, um Videothekenware zu vermarkten. Die Filme, die dafür benutzt werden, lassen sich in eine gemeinsame Gruppierung fassen. Es sind meist Filme mit Protagonisten Anfang oder um die 20, mit einer eher hippen Inszenierung, die vor allem ein Publikum zwischen 15 und 20 Jahren anspricht, bevorzugt sogar die weibliche Käuferschicht. So wurden Rob Cohens von Verschwörungstheorien beeinflusster Uni-Thriller „The Skulls“ oder John McNaughtons launiger und wendungsreicher Erotik-Thriller Wild Things sozusagen missbraucht, um billige Direct-To-DVD-Ware an den Mann zu bringen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch der Hip-Film des Jahres 2004, Butterfly Effect, einer Videothekenneuauflage erfreuen durfte. Diese ist, wie man leider erwarten musste, eigentlich unnötig, zumindest aber kein völliges Desaster wie zum Beispiel die unbeschreiblich schlechte dritte „Wild Things“-Auflage und kann sogar in einigen Momenten gegen die Kinoversion des Originals punkten.

    Nick Larson (Eric Lively, American Pie) ist glücklich. Er muss zwar hart arbeiten, hat aber einen viel versprechenden Job mit vermeintlich exzellenten Aufstiegchancen bei einem jungen Start-Up-Unternehmen. Vor allem hat er aber eine zauberhafte Freundin („Smallville“-Schönheit Erica Durance), die sogar bereit ist, aus Liebe zu ihm ein Kunststipendium im fernen New York auszuschlagen. Mit dem Pärchen Trevor (Dustin Milligan, Slither) und Amanda (Gina Holden, Final Destination 3) hat er noch zwei Freunde, auf die er sich verlassen kann. Doch nach einem gemeinsamen Ausflug überlebt Nick einen Autounfall als Einziger. Er leidet fortan unter Kopfschmerzen, muss sehen, wie ihn bei seinem Job der Konkurrent (David Lewis, Deck The Halls) aussticht und vor allem der Anblick von alten Bildern macht ihm zu schaffen. Er scheint in diese herein gezogen zu werden. Als er sich stärker darauf konzentriert, erkennt Nick, dass er für wenige Minuten zu jenem Zeitpunkt zurückkehren kann, an dem das Bild geschossen wurde und so die Geschichte verändern kann. Nick beschließt, auf diese Art sein Leben und das seiner Freunde in Ordnung zu bringen. Mit fatalen Folgen…

    Der noch von Kumble selbst gedrehte, eigentlich als TV-Serie gedachte, „Eiskalte Engel 2“ bildete den Auftakt dieser neuen Welle von Videothekensequels, die schon lange auch auf andere Genres übergegriffen hat und auch nicht vor völlig anderen, unabhängig entstehenden Projekten halt macht, die schnell – aufgrund der besseren Vermarktbarkeit – leicht umgearbeitet oder auch nur umbenannt werden (Bsp.: „American Psycho 2“, 8mm 2 und eigentlich auch Saw 2), um so als Nachfolger zu firmieren. Die Nachzieher der eingangs erwähnten drei Filme „The Skulls“, „Wild Things“ und „Eiskalte Engel“ sind im Endeffekt schnell und billig runtergekurbelte Filmchen, welche größtenteils die Geschichte des Originals noch einmal erzählen, nur etwas einfallsloser und schlechter. „Butterfly Effect 2“ reiht sich hier über weite Strecken nahtlos ein. Ein neuer Protagonist erlebt schlussendlich so ziemlich das Gleiche wie sein Vorgänger und die Produzenten hoffen, dass der Konsument die gleiche Geschichte, die ihm einmal gefallen hat, auch noch ein zweites Mal schluckt, auch wenn sie nun schlechter umgesetzt ist und die Darstellerwahl nicht nach Talent, sondern nur nach Aussehen erfolgte.

    So findet man eine Ansammlung von jenen Schauspielern, deren Hauptqualität bei ihren als perfekt geltenden Körpermaßen liegt. So wird sowohl für das männliche als auch für das weibliche Publikum ein Blickfang geboten, zumal sowohl Eric Lively als auch Erica Durance ihre gestählten Körper, in einer, allerdings mauen und viel zu hölzern inszenierten Erotikszene präsentieren dürfen. Leider fehlt es ihnen im Gegenzug an anderer Stelle. So lässt Lively jedes Charisma vergessen. Zum Glück ist dies nicht so nötig, wie es noch beim ersten Teil war, denn Autor Michael D. Weiss und der sonst hauptsächlich als Kameramann tätige John R. Leonetti schaffen es, die Geschichte deutlich freier von Logiklöchern und weniger konfus zu halten, als es beim Vorgänger der Fall ist. Dies geht allerdings auf Kosten des Variantenreichtums. Erlebte Kutcher zahlreiche Ups und Downs, wechselte förmlich zwischen Himmel und Hölle, verändert sich das Leben des neuen Protagonisten weniger sprunghaft. Das macht den Film leider eintöniger.

    Immerhin nutzt man diese geradere Erzähllinie dazu, sie auch richtig zu Ende zu bringen. Wo die beiden jungen Macher des Originals sich noch dem massiven Druck des Studios beugen mussten, und das Finale entgegen ihrer ursprünglichen Vision gestalteten, hatten ihre Nachfolger, wohl auch Dank der Beliebtheit, welche das ursprüngliche Originalende mittlerweile genießt, freiere Hand. So ist das Finale zwar genauso wenig überraschend, wie die Wendung, welche es einläutet, aber dafür erfreulich konsequent und straight. Zudem profitiert das Werk von der nach wie vor interessanten Storyidee, bewahrt sich eine Menge Kurzweil und wird so bei Fans des Originals durchaus auf Akzeptanz stoßen. Die Geschichte funktioniert halt doch ein zweites Mal, auch wenn das eigentlich unnötig ist. Die plumpe Verbindung zum Vorgänger über einen kurz ins Bild gerückten Zeitungsartikel hätte man sich aber verkneifen können. Man muss übrigens kein allzu großer Prophet sein, um voraussagen zu können, dass man das Konzept noch ein drittes Mal auflegen wird. Hat man bei den anderen, eingangs genannten Werken, ja auch getan.

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