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    Nachts im Museum
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Nachts im Museum
    Von Carsten Baumgardt

    Großes Eventkino zwischen Weihnachten und Neujahr, eine Besetzungsliste voller Superstars und ein Konzept, das puren Spaß verspricht: Was sollte eigentlich bei Shawn Levys Abenteuer-Komödie „Nachts im Museum“ falsch laufen? Nicht viel. Doch das actionlastige CGI-Spektakel hat einen schwerwiegenden Makel: Das Drehbuch von Ben Garant und Thomas Lennon ist schlichtweg hanebüchen konstruiert – womit ausdrücklich nicht die phantasievolle Grundidee gemeint ist. Die geballte Starpower und einige gute Gags retten das 100 Millionen Dollar teure Hollywood-Vehikel gerade noch ins Mittelmaß, was angesichts der Ausgangslage eine Enttäuschung ist.

    Larry Daley (Ben Stiller) ist ein gutherziger Taugenichts, der es nicht auf die Reihe bekommt, einen regulären Job zu finden. Seine seltsamen Erfindungen scheitern regelmäßig am Markt, doch seine Ex-Frau Erica (Kim Raver) setzt ihn unter Druck. Nur mit einem festen Arbeitsplatz und einem geregelten Leben soll er seinen geliebten Sohn Nick (Jake Cherrry) sehen dürfen. In seiner Verzweifelung entschließt sich Larry, einen Posten zu suchen und hat im New Yorker Museum Of National History Glück und wird dort als Nachtwächter eingestellt. Was die Sache verkompliziert: In der Nacht erwacht das Inventar des Museums zum Leben und will gebändigt werden – denn ohne eine ordnende Hand macht jeder, was er will. Indianer kämpfen gegen Gladiatoren, die Maya-Krieger spielen ebenso verrückt wie die Neandertaler, doch die größte Gefahr geht von den wilden Tieren aus, die Larry entweder zur Verzweifelung bringen oder ihm nach dem Leben trachten. Einen Verbündeten findet er in der Wachsfigur von Theodore Roosevelt (Robin Williams)...

    Ursprünglich sollte Action- und Abenteuer-Spezialist Stephen Sommers (Die Mumie, Die Mumie kehrt zurück, Van Helsing) die Regie übernehmen, was sich jedoch zerschlug. Dann wäre die Hollywood-Verfilmung des Kinderbuchs „The Night At The Museum“ des kroatischen Illustratoren Milan Trenc sicherlich anders ausgefallen. Mit der Inthronisierung Shawn Levys (Im Dutzend billiger, Voll verheiratet, Der rosarote Panther) setzten die Produzenten (u.a. Chris Columbus und Levy selbst) ein klares Zeichen in Richtung anspruchsresistentes, aber massenkompatibles Family-Entertainment. Der Zuschauer bekommt mit „Nachts im Museum“ letztendlich das, was zu befürchten und nicht das, was zu erhoffen war.

    Die völlig simple Ausgangsidee des Films klingt spannend: In der Nacht erwacht das New Yorker Naturkundemuseum zu blühendem Leben. Wer dieses Fantasy-Element nicht als Prämisse schluckt, sitzt sowieso im falschen Film, doch das sollte jedem Kinoticketlöser vorher bekannt und somit kein Ärgernis sein. Das größte Problem von „Nachts im Museum“ ist das unausgegorene Drehbuch. Wer in einem potenziellen Popcorn-Blockbuster für ein vorwiegend junges, kindliches und auch kindisches Publikum nach stringenter Logik sucht, ist wahrscheinlich naiv. Doch ganz so einfach wie Ben Garant (Herbie: Fully Loaded, Der Babynator) und Stammpartner Thomas Lennon sollte man es nicht halten. Nach einer straffen 08/15-Charaktereinführung aus dem Setzbaukasten für Formelfilme – inklusive instabiler Vater-Sohn-Beziehung – geht der Zauber auch schon los. Ironischerweise fungieren die Unzulänglichkeiten der Figurenzeichnung als Storymotoren. Anstatt sich das Job-Handbuch zu Gemüte zu führen, dödelt Larry herum, was ihn nach dem Erwachen der Exponate, dem sprichwörtlichen Öffnen der Büchse der Pandora, gleich von null auf hundert ins Chaos und die Action stößt.

    Hier setzt Levy voll auf die Karte grobmotoriger Slapstick, für den der Regisseur schließlich bürgt. Komiker und Vieldreher Ben Stiller (Voll auf die Nüsse, Der Appartement-Schreck), eine logische Besetzung des Träumers Larry, kalauert sich durch die Nacht und muss sich erst einmal orientieren, wie er in dem Tollhaus, das plötzlich ausgebrochen ist, überhaupt überleben kann. Seine Scharmützel mit einem verspielten T-Rex-Skelett, einer Horde Löwen oder frechen Affen fordern vor allem die CGI-Designer, die gute Arbeit leisten, was bei diesem Budget eine Selbstverständlichkeit ist. Eine gewisse Künstlichkeit des animierten Personals können die Effektzauberer aber nicht verbergen. Der Spaßwert der rasanten Verfolgungsjagden und Auseinandersetzungen ist solide, das Ganze erinnert aber doch schwer an Joe Johnstons „Jumanji“. Sobald die real-menschlichen Charaktere eingreifen, legt „Nachts im Museum“ zu. Robin Williams (Der Club der toten Dichter, Insomnia) kann mit seiner Darstellung des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt zwar einen furiosen Start vorweisen, doch im weiteren Verlauf wird seine Figur immer überflüssiger und uninteressanter. Ben Stiller bleibt im Rahmen der Erwartungen, hält das löchrige Storykonstrukt durch seine naturgegebene Präsenz und Klasse notdürftig zusammen. Das größte Vergnügen des Films bereiten zweifelsfrei die beiden Top-Sidekicks Owen Wilson (Die Hochzeits-Crasher, Die Tiefseetaucher) und Steve Coogan (Hot Fuzz), die sich als Anführer der Miniatur-Cowboys und Römerlegionen Wort- und Kampfgefechte liefern. Das hat Tempo, Ironie, Witz und Dynamik - und sieht so aus, wie „Nachts im Museum“ durchgehend hätte aussehen sollen.

    Der Zeigefinger, am Ende pädagogisch wertvoll sein zu wollen, bremst das Vergnügen deutlich aus, wie auch der Verzicht auf bissige Gruselmomente, die im Sinne der Familienfreundlichkeit zahnlos ausfallen. Die Idee, den Ansatz von Bösewichten mit dem kauzigen Altstar-Trio Mickey Rooney, Dick van Dyke und Bill Cobb zu besetzen, ist sympathisch. Wirklich dramatisch effektiv ist dieser Schachzug allerdings nicht, als Antagonisten taugen die drei nicht und die Witze, die sie beisteuern, leben lediglich vom rustikalen Gemüt der Darsteller. Da der Love Interest in einem derartigen Reißbrettfilm nicht fehlen darf, nimmt Larry Beziehungskurs auf die hübsche Historikern Rebecca, die von Carla Gugino (Sin City, Spy Kids) mit patentem Charme ausgestattet wird, ohne dabei sonderliche Akzente zu setzen.

    Unvorteilhaft: Das Tempo und die Variationen kommen dem CGI-Express nach flottem Start zwischendurch ein wenig abhanden. Wenn der Zuschauer etwas Luft bekommt, über die Plotholes nachzudenken, wirkt sich das nicht unbedingt positiv aus. Dazu drehen die Autoren die innere Logik immer gerade so, wie sie es brauchen – doch Popcorn-Unterhaltungs-Schwamm drüber. Die Erklärung, warum das Museum des Nachts erwacht, ist in die Story integriert, muss im Sinne des Spaßes einfach so hingenommen werden. Immerhin: Wenigstens einen einigermaßen passablen Unterhaltungsfaktor bietet „Nachts im Museum“ trotz der vielen Unzulänglichkeiten, der praktisch nicht vorhandenen Dramaturgie und verschenkten Chancen - dafür lassen die Stars nicht allzuviel anbrennen. Auf der Endabrechnung ist das dennoch zu wenig.

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