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    Rang De Basanti - Die Farbe Safran
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    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 19. März 2010
    Inhalt:

    Eine Dokumentarfilmerin reist nach Indien um anhand des Tagebuchs ihres Großvaters vor Ort eine Dokumentation über Widerstandskämpfer der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zu drehen. Als Darsteller der Helden von damals findet sie eine Gruppe Studenten, die durch den Tod eines Freundes selbst aktiv werden.



    Die Story/Die Charaktere:

    Die Idee, die Geschichte von Bhagat Singh, seiner Gruppe und ihren Kampf mit den Engländern, mit historischen Filmaufnahmen, dem modernen Indien und dem Mangel der Jugend, Anteil an politischen oder gesellschaftlichen Themen zu nehmen war m.E. sehr gut und gut ausgeführt. Zudem zeigt sich durch die Vermischung der Zeitebenen, dass Intoleranz, Rassismus, Nationalismus, Fanatismus, Gewalt, Gegengewalt, Unterdrückung und das Aufbegehren gegen all dies eben keine Frage des Zeitalters ist, sonderen jederzeit passierte/passiert/passieren kann.



    In jedem der Charaktere habe ich ein Stück von mir selbst wieder gefunden. Der schelmische DJ der Angst hat, die Uni zu verlassen, um nur ja nicht ein weiterer „Niemand“ in der endlosen Arbeitswelt zu werden. Der kreative Aslam der versucht, sein Leben zu leben trotz Fanatismus in seiner Familie und seiner Umgebung. Der introvertierte Karan, der aus seinem umliebsamen Elternhaus ausbrechen und seinen korrupten Vater verlassen will, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Der lustige Sukhi, der sich im Kreis seiner Freunde stark fühlt und ohne sie verloren ist. Der linientreue Laxman, der seine hohen Ideale verraten sieht und seine einseitige Denkweise auf eindrucksvolle Art verläßt. Die lebenslustige Sonia, die auf einen Schlag ihre Zukunft verliert und Alice, die auf den Spuren ihres Großvaters ein neues Leben beginnt. All diese Charaktere - selbst die kleinen Nebenrollen - sind gut geschrieben und passen wunderbar in die Geschichte. Und - wollen wir doch mal ehrlich sein - der Mangel an Interesse an Politik, niedrige Wahlbeteiligungen, sich nicht für Soziale Themen zu engagieren, zu nehmen und nicht zu geben – das ist sicher nicht nur ein Thema in Indien, sondern auch hier. Daher ist dieser Film – mit dem passenden Geschichts- und Archivmaterial ausgestattet – problemlos in fast jedes beliebige Land übertragbar – und was ihn noch um vieles attraktiver/interessanter macht.



    Die Schauspieler

    Aamir Khan leistet wunderbare Arbeit. Auch mit damals Ende 30 ist er einfach einer der „Jungs“. Seine Darstellung ist atemberaubend. Und er braucht noch nicht einmal Dialog um aufzufallen. Selbst, wenn er im Hintergrund einer Szene herumlümmelt lohnt es ich, ihn im Auge zu behalten und seine Körpersprache zu beobachten. Was ich am meisten an ihm mag ist, das seine Mimik - im Gegensatz zu anderen Bollywoodschauspielern - nicht übertrieben, sondern immer irgendwie genau richtig ist. Zudem ist das großartige Ensemble der wirkliche Star des Films und nicht die Einzelperson Aamir Khan. Er ist so gut, dass er die anderen Darsteller nicht in eine klischeebelastete Nebendarsteller-Ecke drängt oder überstrahlt. Er ist Teil des Ensembles. Und es ist eigentlich schade, dass man dies immer wieder erwähnen muss, weil es eigentlich für einen guten Schauspieler eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dies aber zumeist von den Kritikern nicht als herausragende Leistung gesehen wird.



    Siddharth - Hallo, was ist das... Für mich DIE Entdeckung des Jahres. Ich weiss, er ist ein Star im südindischen Kino aber ich hatte ihn vorher noch nie gesehen. Wirklich sehr gut. Mit seiner intensiven Ausstrahlung hat er dem eher düster wirkenden Karan viel Tiefe verliehen.



    Gleiches gilt für Kunal Kapoor, den ich ebenfalls vorher noch nie gesehen hatte. Sharman Joshi ist ebenfalls gut, aber m.E. etwas hinter Siddharth und Kunal Kapoor zurück. Er sollte noch ein wenig an seiner Körpersprache arbeiten, vor allem in den Momenten, wenn er nicht aktiv an einer Szene beteiligt ist. Da wirkte er teilweise wie eine steife Latte, die auf ihren Einsatz am Zaun wartet.



    Alice Patton hat mir sehr gut gefallen. Zerbrechlich wirkend war sie eine gute Partnerin für den eher robusten DJ (ok, ich geb’s zu, er war mopsig). Bei Soha Ali Khan habe ich eigentlich nur die Szene zu bemängeln, in der sie vom Tod ihres Verlobten erfährt... das war mir etwas zu künstlich und unecht. Ansonsten hat sie sich ebenfalls gut in die Gruppe eingegliedert.



    Die Musik und ihre Umsetzung

    Für mich eine der besten Arbeiten von A.R. Rahman. Eine unglaubliche Bandbreite an eingängigen, eindringlichen und faszinierenden Melodien und Rhythmen. Die Texte von Prasoon Joshi sind wunderbar. Und die Umsetzung der Songs im Film ist einfach brillant. Keine aufgesetzten Item-Songs, die einem zu unpassender Zeit mit knapp bekleideten Hupfdohlen ins Gesicht springen. Gott sei Dank. Bestes Beispiel hierfür ist die Szene am India Gate, wo die friedliche Demonstration brutal zusammengeknüppelt wird. Hier erwartet man eigentlich - wenn überhaupt - irgendeine harte, rhythmische, laute, brachiale Musik, die die Schläge der Polizei unterstützt. Stattdessen bekommt man dazu das sehr sanfte, fast schon wie ein Liebeslied anmutende „Khoon chala“ - und es verpasst einem eine volle Breitseite. Mir auf jeden Fall. Dazu die absolut passenden Worte... „Damit wir endlich etwas tun, musste erst Blut fließen.....“ Oder auch das grandiose „Luka Chuppi“: ein wunderbar getextetes Lied über das Sterben mit einer Melodie, die eher an einen lustig im Wind tanzenden Drachen und fröhliche Kinderstimmen denken läßt, das man aber nicht wirklich mit einer Verbrennungszeremonie in Verbindung bringen würde.



    Locations, Kamera und Editing

    Hier stellt sich mir die Frage, ob das indische Fremdenverkehrsamt schon einmal bei den Filmmachern angeklopft hat.... Wunderbare Aufnahmen von Delhi, der Ruine am Fliegerhorst, dem abendlichen Versammlungsort der Clique und – last but not least – dem Goldenen Tempel. Interessante Kamerafahrten und Einstellungen, dazwischen Bilder die aussehen, als seien sie mit einer Videokamera aufgenommen worden, alles gemischt mit den sepiafarbenen Aufnahmen der Bhagat Singh-Gruppe und den historischen Aufnahmen – zusammen mit dem gelungenen Editing alles passend zum innovativen, frischen, jugendlichen Auftritt des Filmes.



    Die Message des Films

    Wie naiv muss man eigentlich sein um zu Glauben, die Botschaft des Films sei, dass es ok ist, einen Politiker zu erschießen wenn die Dinge nicht so laufen, wie man es will. Das Töten des Politikers ist für mich die Spitze des Berges auf sich die jungen Leute getrieben gefühlt haben: durch die wahrscheinlich erste bewußte Begegnung mit der brutalen Geschichte ihres Landes, dem völlig überflüssigen Tod des Freundes, der Korruption in der politischen und militärischen Führung und in der eigenen Familie, der offensichtlichen Verunglimpfung des toten Freundes, der brutalen Zerschlagung des friedlichen Protestes, und und und... Diese Spitze des Berges ist nur eine Möglichkeit der Reaktion. Und diese Spitze ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, die Zuschauer und Kritiker zu so einem intensiven Gedankeaustausch zu motivieren. Wer würde über diesen Film und die politische und soziale Lage in Indien (und dem Rest der Welt) diskutiert haben, wenn die Jungens sich dafür entschieden hätten, den Minister anzuzeigen und vor Gericht zu bringen.

    Die Botschaft des Filmes wird dem Zuschauer bereits lange vor den Schüssen auf den Verteidigungsminister von Pilot Ajay vermittelt: „Kein Land ist perfekt, wir müssen es ändern. ... Dies ist auch dein Land... Geh in die Politik, zur Polizei, in den Staatsdienst, ändere was....“ Und auch Karan erkennt dies am Ende und übernimmt seine Worte: „Kein Land ist perfekt, wir müssen es perfekt machen...Geht zur Polizei, tretet dem Militär bei, dem Staatsdienst, geht in die Politik und schafft eine bessere Regierung. Dieses Land wird sich verändern. Wir werden es verändern.“ Welche Meinung Rakesh Mehra selbst vertritt dürfte dadurch klar sein, dass er persönlich einen der Anrufer im Studio (Mr. Sharma, Schuldirektor aus Indore) spricht, der die Tat verurteilt. Was mich in diesem Zusammenhang übrigens immer wieder erstaunt ist, dass zwar die Tat der Jungen mal mehr oder weniger heftig verurteilt wird, aber der Tötungsbefehl durch die staatliche Obrigkeit ("I don't want any survivors), nachdem die Studenten sich im Radiostudio geoutet haben, diskussionstechnisch quasi ignoriert wird.



    Der Film ruft dazu auf, nicht dabei zu stehen und etwas geschehen zu lassen, sondern aktiv in das Geschehen einzugreifen und Mißstände aufzuzeigen. Und das ist etwas, was nicht nur die Characktere am Ende lernen, das ist etwas, was jeder Mensch lernen sollte. Wenn sich die Enstellung vieler junger Leute heutzutage nicht schnellstens von „ist mir egal“ zu „ich kümmere mich“ ändert, wird sich (bei uns die braune) Geschichte wiederholen.



    Gibt es auch etwas zu bemängeln?

    Ja und zwar die deutsche DVD von der Firma REM. Die lieblose Synchronisation durch lustlose Synchronsprecher, die lieblose Gestaltung der DVD und der Verpackung, die nicht übernommenen Extras (wie zum Beispiel der hervorragende Audiokommentar des Regisseurs Rakeysh Omprakash Mehra) und und und... Aber für all dies können weder Regisseur, noch Darsteller, noch alle sonstwie am Film beteiligten etwas. Wer sich also einen Gefallen tun will, der sieht die Originalfassung mit dt. oder englischen Untertiteln.
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