Acht Jahre gingen ins Land, ehe der dänische Shootingstar Nicolas Winding Refn („Drive") seinem meisterhaften Leinwanddebüt „Pusher" das starke Sequel „Pusher II: Respect" folgen ließ. Eines hatten beide Teile gemeinsam: Der heimliche Publikumsliebling Zlatko Buric, der für seine Leistung in „Pusher" mit dem renommierten dänischen Filmpreis Bodil ausgezeichnet wurde, trat als Unterweltkönig Milo bisher lediglich als Nebenfigur in Erscheinung. In „Pusher III" ist dies nun endlich anders: Nicolas Winding Refn inszeniert ein düsteres, vor allem im letzten Filmdrittel extrem blutiges Porträt des serbischen Ganoven und bringt seine Erfolgstrilogie damit mehr als würdig zu Ende.
Drogendealer und Restaurantbetreiber Milo (Zlatko Buric), der jahrelang die Kopenhagener Rauschgiftszene kontrolliert hat, will endlich clean werden und besucht daher eine Selbsthilfegruppe. Schon bald treten die Erfolge der anonymen Treffen aber in den Hintergrund: Ausgerechnet am 25. Geburtstag seiner hübschen Tochter Milena (Marinela Dekic) erwartet Milo, der mitten in den Vorbereitungen ihrer großen Geburtstagsparty steckt, eine große Heroin-Lieferung. Doch statt des bestellten Dopes liefern ihm der skrupellose Luan (Kujtim Loki) und der zwielichtige Rexho (Ramadan Huseini) ein großes Paket mit Ecstasy-Pillen. Statt die beiden auf ihrer heißen Ware sitzen zu lassen, beschließt Milo, die Pillen trotz mangelnder Ecstasy-Erfahrung selbst an den Mann zu bringen...
Schon früh wird klar, dass Milo längst nicht mehr der einflussreiche Gangsterboss ist, der den verzweifelten Frank (Kim Bodnia) in „Pusher" durch Kopenhagen hetzte und „Kurt die Möse" (Kurt Nielsen), der in „Pusher III" einen kurzen Cameo-Auftritt hat, im Sequel nach einem verpatzten Drogendeal eiskalt abblitzen ließ. Milo ist sichtbar gealtert, sieht sich mit unzähligen Problemen konfrontiert und ist zudem abhängig von seinem eigenen Stoff: Trotz aller Besserungsbeteuerungen in der Selbsthilfegruppe, die für einen vergleichsweise humorvollen Auftakt sorgen, wird der Hobby-Koch schon bald rückfällig und steht vor den Scherben seiner eigenen Versäumnisse. Refn beleuchtet Milo geschickt von einer bis dato unbekannten Seite und demaskiert den serbischen Geschäftsmann als einen von Angst getriebenen Kriminellen, dem ähnlich wie einst Frank in „Pusher" nicht viel Zeit bleibt, um die hohen Schulden bei seinen Geschäftspartnern zu begleichen.
Der gebürtige Kroate Zlatko Buric („Bleeder", „2012"), von dessen großartigem Spiel in der deutschen Synchronfassung erfreulich wenig verloren geht, ist einmal mehr voll in seinem Element und bringt seinen Milo mit brachialer Wucht und vereinnahmender Präsenz auf die Leinwand. Buric gelingt es glaubhaft, im einen Moment den über Leichen gehenden, in der Klemme sitzenden Schwerverbrecher, und schon bald darauf den fürsorglichen Vater einer erwachsen gewordenen Tochter zu mimen, der sich beim teuren Hochzeitsgeschenk nicht lumpen lässt.
Auch Regisseur Nicolas Winding Refn setzt bei dieser differenzierten Darstellung erneut auf den bewährten Handkamerastil und verzichtet – von den dröhnenden Sequenzen, in denen Milo beim Heroinrauchen rückfällig wird, einmal abgesehen – auf einen begleitenden Score. Das verleiht der beinahe in Echtzeit spielenden Geschichte einen ungemein authentischen, fast dokumentarischen Charakter, während die Kamera dem serbischen Drogenmogul selten von der Seite weicht.
Fazit: Nicolas Winding Refn bringt seine Erfolgstrilogie mit „Pusher III" zu einem mehr als würdigen Abschluss. Nach Kim Bodnia im ersten und Mads Mikkelsen im zweiten Teil brilliert diesmal der überragende Zlatko Buric in der Hauptrolle und drückt dem düsteren Gangsterporträt eindrucksvoll seinen Stempel auf.