Ein kleiner Rückblick: 2006 wurde der Begriff des "Torture Porn" für ein Subgenre des Horrorsegments ins Leben gerufen, dass sich bis 2015 einer stetig wachsenden kleinen Randgruppen-Fanbase erfreuen durfte. Initialzündung für die notwendig gewordene Klassifizierung waren Filme zwischen 2003 und 2005, die Folter nicht als "Kollateralschaden" behandelten, sondern sie als verdichtendes und dominierenden Element in den Filmmittelpunkt rückten. 2003 war das Markus Nispels Remake von Tobe Hoopers "Texas chainsaw massacre", 2004 James Wan's "Saw" und ....(Achtung) die "Passion Christi" von Mel Gibson. "Hostel" folgte ein Jahr später.
Die Frage, die sich mir rückblickend stellt, ist die nach der Zielgruppenkompatibilität. "Torture porn"-affines Publikum dürfte sich mit Grausen abgewendet haben. 3-4 kleine, zugegebenermaßen heftige Folterszenen sind da doch eher unbefriedigend. Der weibliche Part der Fanbase dürfte sich schon vorher verabschiedet haben, wurde er doch mit 45 Minuten seichtem Softporno kompromittiert. Für intellektuell aufgeschlossene Zeitgenossen und "Normalos" gab es also auch eine Rahmenhandlung.... und was für eine: Kein moralisch verwirrter Onkologiepatient auf brutaler Läuterungsmission, kein kettsägenschwingendes Opfer seiner eigenen traurigen Geschichte, nicht einmal Pontius Pilatus - nein, das slowakische Volk, welches nach einem nie stattgefundenen Krieg im "Basin City" von Osteuropa Kindergangs zu Killergangs erzieht. Gomorrha wirkt nahezu paradiesisch im Vergleich zu Bratislava. Als Randnotiz sei noch erwähnt, dass ein Großteil in Tschechien gedreht wurde... Fakt, bzw.Realsatire! Und am Ende steht ein US-BOY nach einem mehr als bedenklichen Akt der Selbstjustiz (Folter inklusive) als Held dieses unsäglichen Schinkens da. Sorry, bei allem Verständnis für unterschiedlichste cineastische Vorlieben, aber das geht gar nicht!