Vor drei Jahren nahm Edgar Wrights britische Zombie-Komödie Shaun Of The Dead die Horrorgemeinde im Sturm für sich ein. Das Konzept, das Untotengenre durch den britischen Humorwolf zu drehen, ging voll auf. Nun melden sich Wright und sein Schreibpartner/Hauptdarsteller Simon Pegg mit der Action-Komödie „Hot Fuzz“ wieder zurück. Und auch wenn es sich dabei nicht um eine Fortsetzung handelt, ist die Herangehensweise doch dieselbe geblieben – nur dass dieses Mal eben statt dem Zombiefilm ein anderes uramerikanisches Genre, nämlich der Polizeifilm, durch den Inselkakao gezogen wird. Das Ergebnis übertrifft dabei den Vorgänger in jeder Hinsicht: „Hot Fuzz“ ist noch intelligenter, noch abgedrehter und einfach besser als Shaun Of The Dead. Hier von Kultfilmpotential zu sprechen, wäre wohl gerade in Anbetracht des an Aberwitzigkeit kaum noch zu überbietenden Showdowns noch eine Untertreibung, Instant-Kultfilm trifft die Sache da schon erheblich besser.
Nicholas Angel (Simon Pegg) ist mit Abstand der beste Bulle in ganz London – seine Verhaftungsrate liegt stolze 400 Prozent über der jedes anderen Polizisten. Irgendwann wird Angels unkontrollierbarer Idealismus für seine Vorgesetzten jedoch zum Problem, immerhin heimst er alle Lorbeeren für sich ein und lässt die Kollegen in einem schlechten Licht erscheinen. Deshalb wird er kurzerhand befördert und in das beschauliche Sandford versetzt. Hier muss er sich statt mit organisierter Kriminalität plötzlich mit Bürgerwehrtreffen und der Bewachung von Kirchenfesten auseinandersetzen. Doch Angel wäre nicht Angel, wenn er nicht auch in Sandford den einen oder anderen Spitzbuben in die Finger kriegen würde. Und so wird den minderjährigen Kneipenbesuchern, den Mauerpissern und den Ladendieben der ultimative Krieg erklärt. Angels Säuberungsaktionen stoßen jedoch auch hier nicht überall auf Gegenliebe, gefährdet doch die aufgrund der Verhaftungen rapide steigende Kriminalitätsrate Sandfords heiß geliebten Titel als „Dorf des Jahres“. Selbst als ein wahnsinniger Axtmörder das Dorf unsicher macht und eine blutige Spur des Verwüstung hinter sich herzieht, versuchen die Verantwortlichen noch, die grausamen Taten als Unfälle abzutun. Nur Angel stellt gemeinsam mit seinem neuen Partner Danny Butterman (Nick Frost) noch weitere Ermittlungen an und kommt dabei einem schrecklichen Komplott auf die Spur…
Was schon Vorgänger Shaun Of The Dead von durchschnittlichen Filmparodien positiv abhob, und nun „Hot Fuzz“ zu einem grandiosen Kinospaß werden lässt, ist in erster Linie die perfekte Mischung aus launigen Zitaten und einer wirklich spannenden eigenen Story. Zündet in einer normalen Parodie wie Fantastic Movie mal ein Gag nicht, was ja nun leider eher die Regel denn die Ausnahme ist, kann man eigentlich gleich die ganze Szene in die Tonne treten. „Hot Fuzz“ hingegen erzählt eine für sich schon funktionierende und wirklich unterhaltsame Thrillergeschichte, die selbstreferenziellen Zitate setzen dem Ganzen dann nur noch einen drauf – in dieser Hinsicht könnte man den Film auch durchaus mit Was Cravens Slasher Scream vergleichen. Ein gutes Beispiel für dieses parallele Vorgehen ist die Schießerei in einem Supermarkt. Zunächst versenkt Angel seinen übermächtigen Gegner in einer Tiefkühltruhe – eine Actionsequenz, die so auch aus jedem Hollywoodstreifen stammen könnte. Anschließend diskutieren Angel und seine Kollegen dann über den besten Oneliner, den man an dieser Stelle hätte bringen sollen – so liefert „Hot Fuzz“ sofort die treffende augenzwinkernde Selbstreferenz für die vorangegangene Szene hinterher.
Im Vergleich zu Shaun Of The Deads Goreschlachten muss man Sergeant Angels Aufrühren der ländlichen Idylle in „Hot Fuzz“ nun zumindest in der ersten Stunde als beinahe subtil bezeichnen. Auf Splattereinlagen wird weitestgehend verzichtet, vielmehr brilliert Wright mit perfekt getimten, pechschwarzem britischen Humor (wobei der Wortwitz ausnahmsweise auch in der deutschen Synchro sehr gut erhalten ist). Doch dann setzt irgendwann der in jeder – positiven! – Hinsicht ausufernde Showdown ein. Was die Actionvorbilder angeht, sind Katherine Bigelows Gefährliche Brandung und Michael Bays Bad Boys II die in „Hot Fuzz“ deutlich am häufigsten zitierten Streifen. Und das merkt man dem abschließenden Shoot Out auch in jeder Sekunde an, was hier an Waffenarsenalen aufgefahren wird, stellt selbst die Kubainvasion am Ende von Bad Boys II noch in den Schatten. Der Unterschied ist nur, dass Angel hier nicht auf Castros Insel, sondern in einem kleinen britischen Dörfchen wie ein Berserker um sich ballert, dass Angel nicht nur gegnerische Söldner, sondern betagte Omas mit perfekt sitzender Dauerwelle und den Dorfpfarrer umnietet. Durch diesen geschickten Stilbruch braucht man gar keine zusätzlichen Gags mehr zu inszenieren, die Situation ist schon an sich so unglaublich absurd, dass eine herkömmliche Actiondramaturgie vollkommen ausreicht, um „Hot Fuzz“ so eine der abgedrehtesten und urkomischsten halben Stunden der jüngeren Kinogeschichte zu bescheren.
Zitatenreich, auf intelligent-verspielte Art selbstreferenziell und immer urkomisch - Edgar Wrights Actionkomödie ist neben Robert Rodriguez´ Planet Terror und Quentin Tarantinos Death Proof der Fanboy-Film 2007 schlechthin. Movie Nerds aller Welt vereinigt euch – und habt mit „Hot Fuzz“ so viel Spaß wie schon lange nicht mehr!