Zwischen 1956 und 1969 trat Elvis in 31 abendfüllenden Spielfilmen auf. In jedem dieser Filmchen spielte er sich mehr oder weniger selbst, sang dazu und seine Fans waren glücklich. Auch wenn der Trend bei Rappern und HipHoppern (Eminem, 8 Mile; 50 Cent, „Get Rich Or Die Tryin´“) in eine andere Richtung geht, gibt es sie immer noch, diese naiven Star-Vehikel, die ausschließlich für das Fan-Klientel produziert werden - ob nun die Olsen-Zwillinge durch Ein verrueckter Tag in New York hampeln oder Britney Spears ihr nicht vorhandenes Schauspieltalent in Not A Girl offen legt. Auf diesen Pfaden wandelt nun auch Usher, der 2004 seinen endgültigen großen Durchbruch feierte und richtig durchstartete. Erster Haken: Ron Underwoods romantische Mafia-Komödie „In The Mix“ ist ein Paradebeispiel für bad filmmaking und eine Ausgeburt an Belanglosigkeit. Zweiter Haken: Zeiten ändern sich und Usher ist nicht der King...
Darrell (Usher) zählt zu den heißesten DJs New Yorks und träumt mit seinem Kumpel Busta (Kevin Hart) von einer eigenen kleinen Plattenfirma. Als er als Gefallen für seinen Bekannten Frank Junior (Anthony Fazio) beim Geburtstag von dessen Schwester Dolly (Emmanuelle Chriqui) auflegen soll, geschieht ein Unglück. Auf den Familienpatriarch Frank (Chazz Palminteri), ein örtlicher Mafiaboss, wird ein Mordanschlag verübt, doch Darrell kann sich heldenhaft in den Schuss schmeißen wie dies einst Kevin Costner für Whitney Houston in „Bodyguard“ tat - und Frank das Leben retten. Die Kugel trifft nur seine Schulter und er erholt sich schnell von dieser Verletzung. Frank engagiert Darrell, dessen Vater bereits für die Familie gearbeitet hat, als Leibwächter für seine Tochter Dolly. Obwohl sie mit dem wohlhabenden kommenden Topjuristen Chad (Geoff Stults) verlobt ist, verliebt sich Dolly in den attraktiven Darrell. Die Probleme sind vorprogrammiert...
Usher Raymond gehört in der R&B-Szene schon seit 1994 (Debüt: „Usher“) zum Stammpersonal, den Durchbruch schaffte der Amerikaner aber erst 1997 mit dem Album „My Way“. Das dritte Werk „8701“ (2001) bestätigte den Erfolg, doch so richtig zum Superstar wurde Usher 2004 mit seinem Album „Confessions“. Bereits seit 1998 tritt der Sänger auch als Nebendarsteller in Filmproduktionen auf („Eine wie keine“, „Faculty“), doch „In The Mix“ ist sein erster Kinoauftritt seit 2001 („Texas Rangers“) und sein Debüt als Leading Man, was dem neuen Status als Megastar angepasst wurde. Der Mann aus Chattanooga, Tennessee, stellt sich auch gar nicht so dumm an, hat aber gegen das schwache Drehbuch von TV-Autorin Jacqueline Zambrano keine ernsthafte Chance.
„In The Mix“ bündelt derart viele Klischees und Stereotypen auf plumpe Art und Weise, dass dem neutralen Betrachter jeglicher Anreiz genommen wird, diesem unausgegorenen Treiben mit Interesse folgen zu wollen. Usher gibt den Übergutmenschen Darrell, der 96 Minuten lang stets freundlich lächelt, egal, was passiert. Dass der R&B-Barde dabei einen gewissen Charme versprühen kann, spricht für ihn. Er harmoniert mit seiner Leinwandpartnerin Emmanuelle Chriqui (Wrong Turn) sogar recht passabel. Aber warum muss Regisseur Ron Underwood (Im Land der Raketenwuermer, „City Slickers“, „Pluto Nash“, „Mein großer Freund Joe“) die Kanadierin mit marokkanischen Vorfahren als waschechte Sizilianerin verkaufen? Mit gutem Willen ist eine Ähnlichkeit zu erkennen, aber Authentizität ist etwas anderes.
Trotzdem ist dem Hauptdarsteller-Duo am wenigsten vorzuwerfen. Ärgerlich wird es nämlich bei den Nebencharakteren, die die üblichen Verdächtigen aus dem Knallchargen-Kabinett vereinen. Der großartige Chazz Palminteri (Running Scared, Reine Nervensache, Die ueblichen Verdaechtigen „Bullets Over Broadway“, „In den Straßen der Bronx“) muss als Karikatur eines Mafiabosses herhalten, doch weit unangenehmer sind die Mafiahandlanger-Knallköpfe (Robert Constanzo, Robert Davi, Matt Gerald), der steife Musterschwiegersohn (Geoff Stults), die neunmalkluge Göre (Isis Faust) oder die Mafiasohn-Witzfigur (Anthony Fazio), die sich merkwürdig kleidet und den ganzen Tag für seine Umwelt unverständliches Zeugs absondert. Den letzten Nerv zieht dem Film die dämliche und völlig berechenbare Storyline, die das große Gähnen provoziert. Fast alle romantischen Komödien sind vorhersehbar, keine Frage, aber auf die Verpackung und die frischen Ideen kommt es an. Und deren Haltbarkeitsdatum wäre bei „In The Mix“ selbst zu Elvis’ Zeiten schon abgelaufen. Der Versuch, die Romanze zwischen Darrell und Dolly mit einer zahnlosen Mafiahintergrundgeschichte zu mischen, geht gründlich schief.
„In The Mix“ ist ein weiterer Film, den die Welt nicht braucht. Warum sowas, wenn schon mal produziert, nicht direkt exklusiv für die Usher-Fans in die Videotheken wandert, ist ein absolutes Rätsel. In den USA floppte der Film, spielte gerade einmal magere 10 Millionen Dollar ein. Dass sich die merkwürdige Rom Com bei Imdb in den Top 10 der schlechtesten Filme aller Zeiten tummelt, ist allerdings zuviel der Ehre. Dafür ist der Film viel zu belanglos, als dass sich jemand nachhaltig darüber aufregen sollte.