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    Mord im Pfarrhaus
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mord im Pfarrhaus
    Von Ulf Lepelmeier

    Bereits in der Erfolgskomödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ durfte Rowan Atkinson alias Mr. Bean einen Pfarrer mimen, nun gibt er in der schwarzen Komödie „Mord im Pfarrhaus“ erneut einen Geistlichen. Doch auch wenn der bekannte Komiker groß im Zentrum des Titelplakats abgebildet ist, sind es Kristin Scott Thomas und vor allem die grandiose Maggie Smith, die hier mit ihren Filmfiguren im Mittelpunkt des Filmgeschehens stehen. „Mord im Pfarrhaus“ präsentiert sich als Komödie mit minimalen Krimiversatzstücken, welche das Prädikat „very british“ mehr als verdient. Nicht nur, dass eine namenhafte Darstellerriege des Empires vor der Kamera steht, es wird zudem auch ständig irgendjemandem Tee angeboten, es gibt bissige Dialoge im Sitcom-Gewand und auch der berühmte trockene englische Humor kommt nicht zu kurz.

    Der etwas begriffsstutzige und schusselige Reverend Walter Goodfellow (Rowan Atkinson) lebt mit seiner Familie in einem britischen Nest mit 57 zu betreuenden Seelen und werkelt ständig an seinen Predigten. Kein Wunder, dass sich Gattin Gloria (Kristin Scott Thomas), welche sich im ländlichen Idyll von ihrem Mann vernachlässigt fühlt, in eine Liebesaffäre mit ihrem schleimigen amerikanischen Golflehrer (Patrick Swayze) stürzt. Sohn Petey (Toby Parkes) wird als Pfarrerssohn in der Schule ständig aufgezogen, weswegen er jedem Schultag voller Angst entgegenblickt und die nymphomanische Veranlagung von Tochter Holly (Tamsin Egerton) trägt auch nicht gerade zur Förderung des Familiensegens bei. Doch als die neue Haushälterin Grace Hawkins (Maggie Smith) in das gemütliche Pfarrhaus einzieht, lösen sich die Probleme wie von Geisterhand nach und nach in Luft auf. Schon in der ersten Nacht mit der charmanten alten Dame im Haus verstummt das vor allem der Hausherrin den Schlaf raubende Gebell des nimmermüden Nachbarhundes. Und schon bald hat das Dorf Einwohnerschwund zu beklagen…

    „Mord im Pfarrhaus“ beginnt mit einer Rückblende, in der gleich vorweggenommen wird, dass es sich bei der neuen Haushälterin um eine Frau handelt, die gegen Problemlösungen der blutigen Art nichts einzuwenden hat. Denn der vor ihr im Hause Goodfellow ankommende, große, altmodische Koffer ist derselbe, aus dem vor 43 Jahren das Blut floss, welches die damals schwangere junge Frau als Mörderin entlarvte. Für Maggie Smith (Gosford Park, Harry Potter und der Feuerkelch) ist die Rolle der resoluten alten Dame eine wahre Paraderolle, in der sie ihr Können einmal wieder fern der inzwischen zur Quadrologie angewachsenen Harry-Potter-Filmreihe unter Beweis stellen kann. Sie spielt den zwiespältigen Charakter sehr überzeugend, ist in einem Moment eine charmante, nette alte Lady und im nächsten die eiskalte Killerin, die ihre Taten im Nachhinein stets als angebracht betrachtet. Ihrer Spielfreude ist es zu verdanken, dass die Figur der Grace Hawkins, trotz ihrer unorthodoxen Art, mit der sie sich für das Wohl der Pfarrersfamilie einsetzt, nie die Sympathie des Publikums verliert.

    Auch Kristin Scott Thomas (Gosford Park, Der englische Patient, Richard III) macht ihre Sache gut, und Alt-Dirty-Dancer Patrick Swayze (Donnie Darko, 11:14) darf wieder mal als richtig unsympathischer Typ glänzen. Rowan Atkinson (Johnny English, Rat Race) bleibt in seiner Rolle als nichts mitbekommender Pfarrer, der sich ständig mit einem nervigen alten Mütterchen konfrontiert sieht, hingegen ziemlich blass.

    Die Geschichte an sich, augenscheinlich inspiriert von John Waters' „Serial Mom“, ist ordentlich, hält aber keine Kniffe oder Überraschungen parat und ist somit weitestgehend vorhersehbar. Die meisten Zuschauer werden zudem das Geheimnis, welches im letzten Drittel gelüftet wird, auch vor der Offenlegung schon erahnt haben. Warum das Problem des Jungen durch einen nicht ungefährlichen Streich der Haushälterin gegenüber den fiesen Schulkameraden gelöst sein soll und er letztlich vom ängstlichen zum selbstbewussten Schüler wird, ist nicht nachvollziehbar. Zudem ist er komischerweise gegen Ende überhaupt nicht mehr am Geschehen beteiligt. Allgemein ist erstaunlich wie schnell hier jedes Problem der Familie aus der Welt geschafft wird.

    Nach dem gelungenen, in der Vergangenheit spielenden Vorspann verliert der Film erst mal merklich an Fahrt, und auch wenn etwa ab der Mitte der Spielzeit wieder Schwung in das Filmgeschehen kommt, bleibt die Inszenierung trotzdem als etwas schleppend in Erinnerung. Auch will nicht jeder Gag wirklich zünden, was teils daran liegen mag, dass einige Späße etwas zu bemüht und konstruiert wirken. Die zumeist bissigen Dialoge wissen hingegen zu gefallen und auch der trockene britische Humor ist immer wieder präsent, doch der eigentlich im Vordergrund stehende schwarze Humor kommt dafür leider oftmals einen Tick zu harmlos daher. Wirklich inspiriert, innovativ oder energiegeladen ist der Film nicht gerade, trotzdem tut das bisweilen recht amüsante Stück Kino, dass etwas antiquiert wirkt, keinem weh und wird unter den Fans britischer Komödien sicherlich seine Anhänger finden. Über die durchschnittliche Story und die nicht immer runde Inszenierung tröstet immerhin das gute Spiel von Meggie Smith ein wenig hinweg, die es augenscheinlich genießt, die nette Koffermörderin von nebenan zu geben.

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