Jake Wests „Evil Aliens“ ist ein Splatterfilm, der am Arsch der Welt, sprich auf einer abgelegenen Miniinsel irgendwo in Wales spielt. Hört sich jetzt nicht so toll an, aber erinnern wir uns zurück: 1992 kam ein kleiner, aber bis heute unerreichter Genrestreifen ausgerechnet aus Neuseeland, das damals auch noch nicht unbedingt in der A-Liga der Filmnationen mitspielte. Die Rede ist natürlich von Peter "Herr der Ringe" Jacksons Kultfilm „Braindead“, dem bis heute besten Funsplatter überhaupt. Aber wo Jackson ein Feuerwerk an charmanten Gags, phantasievollen Einfällen und abwechslungsreichen Splattereffekten abfeuerte, ohne dabei die filmische Qualität aus den Augen zu verlieren, ist West lediglich ein extrem hektisches, mit sofort wieder zu vergessenen Charakteren bestücktes und krude erzähltes C-Picture gelungen, das aufgrund der katastrophalen Effekte eigentlich kaum ansehbar ist. Na ja, Peter Jackson bleibt halt Peter Jackson und Jake West, der sich seit seinem noch hundsmiserableren Vampir-Erstling „Razor Blade Smile“ zumindest leidlich weiterentwickelt hat, bleibt nun einmal Jake West.
Um etwas gegen ihre stetig fallenden Einschaltquoten zu unternehmen, macht sich Mystery-TV-Moderatorin Michelle Fox (Emily Booth) zusammen mit ihrem Team auf, um in einem abgelegenen Winkel Wales´ der Geschichte der jungen Frau Cat (Jennifer Evans), die behauptet, von Aliens entführt und geschwängert worden zu sein, auf den Grund zu gehen. Doch als größtes Problem stellen sich zunächst keinesfalls die vögelnden Außerirdischen, sondern viel mehr Cats notgeile, sabbernde und stark zurückgebliebene Brüder heraus. Gerade als Michelle aufhört, an die ganze Sache zu glauben und anfängt, recht unbeholfen einige Szenen für ihre Show nachzustellen, tauchen aber plötzlich doch noch ein paar echte Aliens auf. Mit Hilfe der walisischen Brüder, einiger Kettensägen und Schrotflinten gelingt es, die erste E.T.-Vorhut zurückzuschlagen. Doch das Mutterschiff wartet nur darauf, weitere Alienkrieger für die endgültige Invasion abzusetzen…
Früher hatten niedrig budgetierte Genrestreifen meist einen ganz speziellen, oft körnigen Look, der einen großen Teil ihres ganz eigenen Charmes ausgemacht hat. West will mit „Evil Aliens“ hingegen höher hinaus und versucht sich deshalb trotz akutem Finanzmangel an mit zahlreichen CGI-Effekten angereicherten, digitalen Hochglanzbildern – ein Wagnis, das komplett in die Hose geht. Der extrem glatte Videolook ist nicht nur verdammt langweilig und unpersönlich, er lässt die miserable Ausstattung auch noch billiger aussehen. Um diese Defizite möglichst geschickt zu verbergen, besteht die erste Hälfte des Films fast ausschließlich aus absichtlich? schlecht ausgeleuchteten Nachtaufnahmen, auf denen kaum etwas zu erkennen ist. Die CGI-Effekte, von denen West ausufernden Gebrauch macht, sehen wie am Heimcomputer eingefügt aus. Und vor allem was die computergenerierten Blutspritzer angeht, hätte man mit der klassischen Handwerker-Methode erheblich bessere Ergebnisse erzielen können.
Sowieso ist den Machern in Bezug auf die Splattereinlagen nicht allzu viel Neues eingefallen. Außer auf die genreüblichen abgerissenen Gliedmaßen setzt West vor allem auf derbe Grobheiten wie zum Beispiel die Analpenetration mit einem sehr großen und sehr spitzen Bohrer – weder besonders phantasievoll noch sonderlich unterhaltsam. Nur die komplett absurde Mähdrescherfahrt durch ein Alienheer, die ein wenig an Obelix´ Aufeinandertreffen mit einer Legion Römer erinnert, sticht hier positiv heraus. Etwas gelungener sind da schon die eng gestreuten Genrezitate. So gibt es ausnahmsweise mal ein Auto, das zwar beim ersten Versuch anspringt, sich aber trotz aller Bemühungen der Gang einfach nicht einlegen lassen will. Oder ein Alien, das die Augen eines abgeschlagenen Schädels als flutschige Munition nutzt – Sam Raimis Tanz der Teufel 2 lässt grüßen. Und zuletzt einen Rasentrimmer, der zur Alien-Massenvernichtungswaffe umfunktioniert wird – Erinnerungen an die legendäre Rasenmähersequenz aus Peter Jacksons „Braindead“ kommen unweigerlich wieder hoch. Auch qualitativ an die berühmten Vorbilder anzuknüpfen, gelingt West hingegen nie.
In kaum einem Genre ist es von so existenzieller Bedeutung, ein abwechslungsreiches und sympathisches Sammelsurium an Figuren zu präsentieren, wie bei einer Splatter-Komödie. Und von der Anlage her, liegt „Evil Aliens“ auch gar nicht mal so falsch: Die verzweifelte Moderatorin einer fünftklassigen Mystery-Show, ein jungfräulicher Alienexperte (Jamie Honeybourne), der sich am liebsten von einer außerirdischen Domina die Unschuld rauben lassen würde, und ein C-Movie-Sternchen mit dem passenden Namen Candy (Jodie Shaw), das zwar dem Produzenten regelmäßig einen bläst, den Job aber natürlich trotzdem nur wegen ihres Talents bekommen hat, lassen auf reichlich Gags hoffen. Nur macht West aus diesen Charakteren leider so ziemlich gar nichts. Am besten zeigt sich dies an dem schwulen Schauspieler, dessen einziger Sinn es ist, am Ende jedes Satzes noch ein Schätzchen anzuhängen – wirklich wahnsinnig lustig! So bleibt als einzig wirklich gelungene Szene nur der stimmige Schlussgag – der dauert aber auch nur wenige Sekunden und kann für das Durchleiden der vorherigen 89 Minuten natürlich nicht einmal ansatzweise entschädigen.