Wenn die Amerikaner nach England kommen, wird es haarig!
Bevor Regisseur John Landis in einem seiner Filme (dem Segment zu „Twilight Zone – The Movie“) für den Tod von drei Menschen verantwortlich und dadurch von Steven Spielberg öffentlich „Das Ende der New Hollywood-Ära“ eingeleitet wurde, war er ein angesehener und respektabler Mann in Hollywood. Sein Film „The Blues Brothers“ wurde schnell zum Kultklassiker. Ein Jahr später und ein Jahr vor dem tödlichen Unfall, drehte Landis die Horror-Komödie „An American Werewolf in London“. Mit dem Genre war Landis 1973 in Hollywood durchgestartet („Schlock“) und nun wollte er die Werwolf-Filme der 40er wieder neu aufleben lassen. Sowohl Dracula als auch Frankenstein wurden filmisch gesehen bis in die 80er (und darüber hinaus) fast schon inflationär vertreten, nun war es Zeit den Werwolf zurück zu bringen.. und zwar nach London.
Die Studenten Jack und David machen einen Trip durch Europa und landen schließlich in Yorkshire in England. Doch in der Nacht werden sie von einem blutrünstigen Tier angegriffen. Jack wird getötet, während David knapp davon kommt. Er wacht drei Wochen später in einem Krankenhaus auf und kann nicht glauben, was passiert ist. Umso kurioser ist die Tatsache, dass niemand ihm glauben will, dass es ein Monster war. Und das Schlimmste kommt erst noch: Sein toter Freund Jack besucht David und sagt ihm, dass er sich nun beim nächsten Vollmond in eine blutrünstige Kreatur verwandeln wird…
Die Werwolf-Klischees sind bekannt und werden von Landis in diesem Film ausgiebig, aber charmant genutzt. Es ist immerhin eine Horror-Komödie und der Comedy-Aspekt ist recht ausgeprägt. Und dennoch schafft es der Film auch gerade zu Beginn eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen. Dabei ist die Story recht simpel, wird aber gut umgesetzt. Vor allem die Figuren sind größtenteils sehr sympathisch und handeln deutlich authentischer und nachvollziehbarer als man das sonst aus diesem Genre kennt.
Ein bisschen Overacting hier und da gibt es allerdings schon, aber auch das ist größtenteils sympathisch und witzig. Nur schade, dass die ernsteren Momente nicht ganz so kraftvoll rüber kommen. So reagiert David, als er vom Tod seines Freundes hört, erstaunlich gelassen und trauert nur halbherzig um seinen Kumpel…
Das Highlight im Film sind sicherlich die Special Effects von Rick Baker, die völlig zurecht den Oscar für das beste Make-up erhielt. Tatsächlich war dieser Film auch dafür verantwortlich, dass es bei den Oscars die Trophäe für diese Kategorie gibt. Und da die Academy Horrorfilme seit jeher hasst und nur sehr selten diese auszeichnet, ist dieser Oscar umso besonderer.
Fakt ist, dass die Special Effects und auch das Make-up wirklich hervorragend und stellenweise wegweisend waren.
Bei der Musik setzte Landis auf Songs, die das Wort „Moon“ im Text hatten. Diese Lieder prägen mit ihrem Upbeat-Charakter den Großteil des Films auf eine humorvolle Art, während der deutlich ernstere Score von Elmer Bernstein fast schon zu kurz kommt.
Eigentlich sollte der Film übrigens länger sein, besonders in den blutigen Momenten. Doch Landis kürzte diese Szenen herunter, weil das Testpublikum diese offenbar nicht mochten. Sehr schade, auch wenn es dem Film nicht unbedingt schadet. Trotzdem wäre es schön irgendwann den Film mit den geschnittenen Szenen zu sehen...
Fazit: „An American Werewolf in London“ ist ein unterhaltsamer und witziger Werwolf-Streifen und im Genre einer der populärsten, nicht zuletzt aufgrund der ikonischen Verwandlungsszene. Auch wenn der Film hier und da etwas schwächelt und John Landis´ Person völlig zurecht kritisiert werden kann und muss, so passt das Werwolf-Werk doch gut in die Halloween-Zeit und liefert einige starke Szenen!