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    Con Air
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Con Air
    Von Christian Horn

    Es war Mitte der Neunziger, als sich der berüchtigte Hollywood-Produzent Jerry Bruckheimer („Bad Boys“) im Team mit seinem Marionetten-Regisseur Simon West („Tomb Raider“) daran machte, das amerikanische Actionkino durch den Weichspüler zu jagen. Vergessen waren Bruce Willis im verschmutzten Unterhemd, Arnold Schwarzenegger mit Zigarre im Mundwinkel und Sylvester Stallone, der sich eine Schnittwunde am Arm selbst zunäht. Vergessen die Blütezeit des amerikanischen Actionkinos in den Achtzigern, die Klassiker von John McTiernan („Predator“, Stirb langsam), James Cameron (The Terminator, Aliens) oder Richard Donner („Lethal Weapon“) hervorgebracht hat. Der Actionfilm der Marke Bruckheimer setzt auf eine blankpolierte, MTV-konforme Ästhetik für den allgemeinen Geschmack der Menge. Was bei The Rock – wohl zum Großteil dank Sean Connery – noch relativ geglückt ist, wird bei „Con Air“ zum hirnlosen Blockbuster ohne Schwung. Wo in den Achtzigern noch eine dreckige Optik und oft innerlich zerrissene Charaktere den Reiz ausmachten, setzt Bruckheimer auf große Knalleffekte und das absolute Ausschließen von jeglichen Ecken und Kanten.

    Und ganz vorne mischte Nicholas Cage mit, wie auch immer es dazu gekommen sein mag. Sein Talent als Schauspieler, das er zum Beispiel in Leaving Las Vegas oder „Arizona Junior“ bewiesen hatte, warf er für drei Bruckheimer-Produktionen über Bord, um einen zweifelhaften Versuch zu starten, sich als Actionstar zu etablieren. Bei „Con Air“ entzückt er uns sogar mit einer absurden, wallenden Mähne (wie Jean-Claude van Damme zuvor in „Harte Ziele“).

    Die Story ist ruck zuck erklärt: Der Ex-Ranger Cameron Poe (Nicholas Cage) kommt wegen Totschlags acht Jahre in den Knast (natürlich war der Mord unbeabsichtigt und nur zur Verteidigung seiner schwangeren Frau). Am Tag seiner Entlassung wird er gemeinsam mit etlichen Schwerverbrechern in ein Hochsicherheits-Flugzeug, die „Con Air“, gepackt, das der gerissene Oberschurke Cyrus „der Virus“ Grissom (John Malkovich; einer der wenigen Lichtblicke) im Handumdrehen kapert. Aber der Gauner hat seine Rechung ohne den von Grund auf guten Cameron Poe gemacht, der zur Stelle ist, um das Schlimmste zu verhindern.

    Wie eine Mischung aus „Passagier 57“ und „Air Force One“ kommt „Con Air“ daher und hangelt sich von einem mageren Höhepunkt zum nächsten, wobei Sachen wie Charakterzeichnung oder intelligente Geschichte fast völlig unter den Tisch gefegt werden. Hauptsache es kracht! Tja, wenn es ja wenigstens mal richtig krachen würde, das wäre ja mal was. In Wirklichkeit aber kommt die Action nicht so recht auf, alles bleibt seelenlos und fesselt selbst auf der großen Leinwand nicht so wirklich. Ein gutes Beispiel für die verschenkte Power des Films ist die Rolle von Steve Buscemi als psychopathischer Kinderschänder, die um ein leichtes einen vielfach bleibenderen Eindruck beim Zuschauer hätte hinterlassen können. Aber wie alle Figuren des Films bleibt auch Buscemi ein Stereotyp, über den in zwei Minuten alles gesagt ist. Und dann die eingeflochtene Liebesgeschichte, die völlig sinnlos im Raum steht und ohne Probleme fehlen könnte.

    Man muss „Con Air“ lassen, dass er wenigstens auf einer vordergründigen Schauwert-Ebene unterhalten kann. Das liegt daran, dass Bruckheimer sich einige ästhetische Kniffe vom Actionguru persönlich, John Woo, abgeguckt hat, die mittlerweile längst zum Allgemeingut des Actionkinos geworden sind (etwa der Einsatz von Zeitlupe in Actionszenen), den vielen bekannten Gesichtern unter den Darstellern (z.B. auch Ving Rhames) und dem netten Soundtrack (zugegeben, bei „Sweet Home Alabama“ kommt Stimmung auf). Da es aber wie gesagt leider nie so richtig kracht und die Story ohne Ende mit Klischees bepackt ist, will der Funken einfach nicht überspringen und „Con Air“ wird zu einem der schlechteren der generell schlechten Bruckheimer-Filme, den mit Sicherheit niemand vermisst hätte. Ein Glück für Nicolas Cage, dass er unter der Regie von John Woo im besten Actionfilm der Neunziger – nämlich Im Körper des Feindes – brillieren durfte und der Welt gezeigt hat, dass er für einen guten Actionfilm durchaus taugen kann.

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