Es ist der 26. Mai 1828, Pfingstmontag. Ein junger Mann (Bruno S.) erscheint auf dem Nürnberger Unschlittplatz. Der etwa 18-Jährige ist geistig anscheinend zurückgeblieben, stundenlang verharrt er beinahe wort- und regungslos auf einer Stelle. Der rätselhafte Findling stellt sich später auf der Polizeiwache als Kasper Hauser vor. Sein Wortschatz scheint begrenzt und auch seine motorischen Fähigkeiten sind eingeschränkt. Gegenüber den Offiziellen der Stadt gibt er an, dass er solange er denken könne bei Wasser und Brot in einem engen Kellerverlies gehalten wurde - von der Menschheit isoliert und ohne soziale Kontakte. Die Neugierde der Stadt wird größer und er wird in der Kuriositätenschau eines Zirkus ausgestellt. Der gutherzige Lehrer Georg Friedrich Daumer (Walter Ladengast) nimmt sich schließlich seiner an und unterrichtet Kaspar in Religion, Logik und Musik. Bald beherrscht er das Lesen und Schreiben sowie die gesellschaftlichen Umgangsformen. Theologen, Akademiker und Vertreter der höheren Gesellschaft werden auf den Außenseiter aufmerksam, während Kaspar versucht, seinen Platz im neuen Leben zu finden.
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
5,0
Meisterwerk
Jeder für sich und Gott gegen alle
Von Carsten Baumgardt
„Jeder für sich und Gott gegen alle“: Allein schon der pathetisch-gewaltige Filmtitel lässt früh erahnen, was den Betrachter bei Werner Herzogs großem internationalen Durchbruch erwartet. Das phänomenal durchkomponierte, bildstarke Drama zeigt den Star des Neuen Deutschen Films auf der Höhe seines Schaffens. Der Auftakt zu Herzogs inoffizieller Heimatfilm-Trilogie („Herz aus Glas“, 1975; Stroszek, 1977) feierte Erfolge in Cannes (Sonderpreis der Jury, Preis der FIPRESCI, Preis der Ökonomischen Jury) und wurde mit drei Bundesfilmpreisen (Film, Schnitt, Ausstattung) ausgezeichnet. Am 26. Mai 1828 erscheint ein junger Mann (Bruno S.) auf dem Nürnberger Unschlittplatz und verharrt stundenlang regungslos auf einer Stelle. Die Offiziellen der Stadt nehmen den sonderbaren Findling genau unter die Lupe, stecken den harmlosen Tor vorsichtshalber gleich mal ins Gefängnis. Kaspar Hauser, so sein Na