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    Monster On A Plane
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Monster On A Plane

    Fast-Food für Hardcore-Trash-Fans

    Von Lutz Granert

    Ezra Tsegaye, der zuvor bereits zahlreiche Kurzfilme inszenierte und Storyboards für die Kinofilme „Deutschstunde“ und „The International“ zeichnete, lieferte 2018 mit „Skin Creepers“ sein Spielfilmdebüt. Die aus privaten Mitteln finanzierte Horror-Komödie um eine vom Teufel besessene Erotik-Darstellerin enttäuschte allerdings sowohl Publikum als auch Kritik. Bei nur einer Handvoll (halbwegs) guter und witziger Ideen ging der mit einem Budget von nur 50.000 Euro ausgestatteten Produktion schnell die Puste aus. Jetzt legt Tsegaye nach – und dabei vor allem in Sachen frechem Marketing einen drauf:

    Erneut abseits der Filmfördertöpfe unabhängig produziert, verfängt bei „Monster On A Plane“ natürlich schon der Titel sofort. Dazu kommt ein durchaus spaßiger Trailer mit zahlreichen Splatter-Einlagen sowie Eva Habermann („Cyst“) als Stewardess. Da sollte doch irgendwie ein halbwegs vergnügliches Creature Feature herausspringen, zumal die kleine und die große Version des Monsters auch noch – als ferngesteuerter Animatronic bzw. als Puppenspieler-Kostüm – von Hand designt wurden. Aber stattdessen krankt die trashige, deutlich von US-Vorbildern inspirierte Horror-Komödie einmal mehr an inhaltlicher Substanzlosigkeit und technischen Defiziten, die sich von der spartanischen Ausstattung über die unbeholfene Kameraarbeit bis hin zu miesen Greenscreen-Effekten erstrecken.

    Nein, das Bild stammt nicht aus „Critters 5“. Busch Media Group
    Nein, das Bild stammt nicht aus „Critters 5“.

    Auf der fiktiven Insel Mermaid Lagoon Island hat der Biologe Dr. Singh (Dieter Landuris) eine seltene Spezies entdeckt. Er packt das kleine Geschöpf in einen Koffer, um es auf einem Linienflug nach Deutschland mitzunehmen. An Bord befinden sich zahlreiche weitere Passagiere, die Stewardess Nathalie (Eva Habermann) an ihrem letzten Arbeitstag noch einmal alles abverlangen – etwa der dauertelefonierende Hochschuldozent Ben (Robin Czerny) und seine allesamt nervigen Student*innen. Kurz nach dem Abflug entkommt das kleine gefräßige Wesen aus seinem Gefängnis und entwickelt einen unbändigen Appetit auf die Fluggäste und das Bordpersonal...

    Das eindeutigste Hollywood-Vorbild wird ja schon im Titel zitiert. Wo den Flugzeugpassagieren in „Snakes On A Plane“ noch eine mit Pheromonen eingesprühte Blütenkette zur Anregung des Schlangenappetits umgehängt wurde, sorgt hier ein über die Analdrüsen abgegebenes Sekrets der optisch an die kleinen Monster aus „Critters“ erinnernden Kreatur für reichlich Halluzinationen. Das erklärt zumindest einigermaßen logisch, wenn eben auch ziemlich albern, warum die Fluggäste nicht gleich Reißaus nehmen, wenn sich das garstige Ding etwa als barbusig räkelnde Tussi, gespielt von Erotik-Model Micaela Schäfer, präsentiert. Einige Szenen aus Sicht des (zunächst) kleinen Vielfraßes sind zudem in psychedelische Farben getaucht, die an die Infrarot-Wahrnehmung des Aliens aus „Predator“ erinnern.

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    Über solche Referenzen hinaus hat das hölzerne Skript aber wenig zu bieten. Alberne Gags um arg antiquierte Namen von Ex-Frauen, vermeintlich erfolgreiche DDR-Filme („Siegfrieds Gnadenstoß“) oder Rapper MC Fitti als er selbst, der in der deutschen Synchronfassung mit dickem Slang spricht, sorgen eher für ratlose Gesichter als ein Grinsen. Einzige Turbulenz im ansonsten stromlinienförmig – sprich: arg vorhersehbar – verlaufenden Plot ist eine Wendung um die Identität eines Passagiers. Aber mangels Timing in dem bemüht auf knapp 90 Minuten aufgeblasenen Szenario kommt trotzdem nie wirklich Spannung auf.

    Ezra Tsegaye zeichnete bei „Monster On A Plane“ nicht nur für Regie und Drehbuch, sondern zusammen mit Kristina Schippling auch für die Kameraführung verantwortlich – und schien besonders in letzterer Funktion überfordert. Anders ist es kaum zu erklären, dass schon bei einem simplen Schuss-Gegenschuss-Dialog beim Check-in irritierend nahe, fast schon desorientierende Großaufnahmen zum Einsatz kommen. Dieser Malus ist besonders bei Prügelszenen an Bord der Maschine frappierend, wo durch die regelrecht an den Protagonisten klebende Kamera im Zusammenspiel mit schnellen Schnitten regelmäßig jegliche Übersicht verloren geht – und das trotz der eigentlich völlig simplen Action-„Choreografien“.

    Nicht nur das titelgebende Monster selbst sorgt an Bord für Chaos und Panik! Busch Media Group
    Nicht nur das titelgebende Monster selbst sorgt an Bord für Chaos und Panik!

    Natürlich müssen bei dem geringen Budget auch bei der Ausstattung Abstriche gemacht werden. Aber während man einen Frachtraum noch hinnehmen kann, der in seinen Ausmaßen eher einer Industriehalle gleicht, wirkt das Set des Towers auf Mermaid Lagoon Island mit seinem sichtlich digital eingefügten Hintergrund einfach nur schrottig. Immerhin sorgen einige vor Kunstblut triefende, handgemachte Splatter-Einlagen für Laune, wenn einzelne Finger oder halbe Gesichter weggespachtelt werden. Nur schade, dass hier hin und wieder mit zwar per Greenscreen eingefügten Blutspritzern nachgeholfen wurde, was dem Splatter trotz der eigentlich handgemachten Effekte einen digitalen Look verpasst.

    Darstellerisch hat der alberne Trash-Streifen auch nichts zu bieten. Eva Habermann, die ja auch schon in „Sky Sharks“ mit dabei war, ist selbst bekennender Trashfan – und spielt die toughe, stets anpackende Stewardess immerhin solide, wenn auch glanzlos. Drumherum regieren Klischeefiguren – wobei sich vor allem das auf der (erstaunlich geräumigen) Bordtoilette kopulierende Pärchen, verkörpert von Nicolás Artajo und Kim Kelly Braun, der Miss Germany 2022, als besonders ärgerliche Knallchargen entpuppt.

    Fazit: Die deftigen Splatter-Einlagen und handgemachten Monster sorgen in „Monster On A Plane“ zumindest hin und wieder für etwas Spaß. Aber ansonsten legt das sichtbar billig abgedrehte Machwerk mit ein paar bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe eine ordentliche Bruchlandung hin – Trash-Fest geht anders.

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