Zum Start von Guy Ritchies "Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten" vergleichen wir den Kino-Holmes Robert Downey Jr. mit dem TV-Holmes Benedict Cumberbatch aus der gefeierten BBC-Serie "Sherlock".
Sherlock Homes Vs. Sherlock Holmes
Von Melanie Lauer
Im kommenden Jahr werden uns nicht nur die Kinofilme „Spieglein Spieglein“ und „Snow White and the Huntsman“, sondern auch noch die Fernsehserie „Once Upon A Time“ neue Interpretationen des Grimmschen Märchens „Schneewittchen“ liefern. Diese Häufung ist kein Einzelfall, es kommt durchaus öfter vor, dass sich wie hier Kino- und TV-Macher gleichzeitig für denselben Stoff begeistern. So sind sowohl der Regisseur Guy Ritchie als auch die Serienentwickler Steven Moffat und Mark Gatiss vor einigen Jahren unabhängig voneinander auf die Idee gekommen, dem berühmtesten Detektiv der Literaturgeschichte einen modernen Anstrich zu verpassen: Ritchie in seinem Hollywood-Blockbuster „Sherlock Holmes“ mit Robert Downey Jr. und Jude Law; Moffat und Gatiss in der BBC-Serie „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Dabei unterscheidet sich die Art der Modernisierung so fundamental, dass wir den Kinostart von „Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten“ nutzen wollen, um die beiden Formate einmal genauer miteinander zu vergleichen.
Feuerwaffe statt Kombinationsgeschick: Robert Downey Jr. als Sherlock Holmes, der Blockbuster-Held.
Guy Ritchie belässt seinen Protagonisten in seinen hochbudgetierten Hollywoodfilmen zwar im historisch korrekten Kontext des Londons um 1900, verlässt sich aber ansonsten voll auf die inszenatorische Wucht des modernen Blockbusterkinos. Dabei setzt er auf bombastische Actionsequenzen, wie man sie in dieser Form eigentlich eher in einem „Mission: Impossible“- oder einem „James Bond“-Film erwarten würde. Extreme Zeitlupen, riesige Explosionen und Geschütze im XXL-Format – hier ist Nonstop-Action angesagt und Robert Downey Jr. verlässt sich in der Titelrolle häufiger auf seine perfektionierten Fähigkeiten im Nahkampf als auf seine nicht minder austrainierte Kombinationsgabe. Dieser Sherlock Holmes erinnert so eher an eine viktorianische Version von Ethan Hunt oder Jason Bourne als an ein stradivarifiedelndes Genie.
Ein kühler Verstand und sonst gar nichts: Benedict Cumberbatch, der Meisterdetektiv der BBC.
Die BBC verfrachtet ihren Meisterdetektiv hingegen ins heutige London. Abgesehen davon lehnt Benedict Cumberbatch seine Darstellung allerdings sehr eng an die klassische Figur an. In der Serie, deren zweite Staffel 2012 erneut von der ARD ausgestrahlt werden wird, ist Sherlock Holmes ein genialer Freak, der sich für seine kriminalmedizinischen Experimente auch schon mal einen Kopf aus der Leichenhalle ausleiht, um ihn dann über mehrere Tage in seinem Kühlschrank zu verwahren. Darüber hinaus macht er sich – wie es der historische Holmes auch getan hätte – sämtliche innovativen Neuerungen des 21. Jahrhunderts zunutze. Egal ob Smartphone oder GPS-Sender, der BBC-Holmes ist – wie es sich für einen kühlen Analytiker seines Ranges gehört – auch technisch immer uptodate. Da passt es perfekt ins Bild, dass Dr. Watson seine Sherlock-Holmes-Geschichten nicht wie bei Arthur Conan Doyle als Romane, sondern in Form eines Blogs veröffentlicht.
Welcher von beiden nun der legitime Nachfolger des originalen Sherlock Holmes ist, vermögen auch wir nicht abschließend zu entscheiden (vielleicht gelingt es ja euch in den Kommentaren). Fest steht nur, dass uns beide Interpretationen – egal ob als aufschneiderischer Actionheld oder als arroganter Analyst – eine Menge Spaß bereiten. Deshalb drücken wir gleichermaßen die Daumen, dass Sherlock Holmes noch ein drittes Kinoabenteuer erlebt und dass er in einer dritten Staffel über die Fernsehschirme flimmern wird.
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