Catherine Hardwicke begann ihre Karriere als Szenenbildnerin bei Filmen wie "Three Kings" und "Vanilla Sky", ehe sie sich neu orientierte und als Regisseurin arbeitete. Während es für Autoren und Schauspieler recht häufig vorkommt, dass sie in den Regiestuhl wechseln, ist der Wechsel für eine Ausstattungsexpertin eher ungewöhnlich. Aber Hardwicke hat ihn mit Erfolg bewältigt: Kein Film, der von einer Frau inszeniert wurde, hatte jemals soviel eingespielt wie "Twilight - Biss zum Morgengrauen". Dazu bewies die studierte Künstlerin und Architektin auch mit Werken wie "Dreizehn" und "Dogtown Boys" ein besonderes Gespür für die Gefühlswelt von Teenagern.
48 going on 13
Mit 48 noch einmal eine neue Karriere zu beginnen, zeugt von großem Mut und auch die Themenwahl war nicht ohne, als die 1955 geborene Catherine Hardwicke 2003 ihr Regiedebüt gab: "Dreizehn" handelt von Teenagern und ihren Problemen mit Alkohol, Sex und Drogen. Die 13-jährige Tracy schneidet sich zudem regelmäßig die Arme auf, um mit ihrem Schmerz klarzukommen. Das Skript zu "Dreizehn" schrieb die Regisseurin in gerade einmal sechs Tagen gemeinsam mit der damals 14-jährigen Schauspielerin Nikki Reed, auf deren persönlichen Erfahrungen der Plot lose basiert. Das Ergebnis ist ein authentisches, oftmals schmerzvolles Drama, das vor allem von seinen starken Darstellern profitierte - neben Evan Rachel Wood in der Hauptrolle überzeugte vor allem Holly Hunter als Mutter der Protagonistin. Zudem erhielt Catherine Hardwicke den prestigeprächtigen Regiepreis des Sundance Film Festival.
David Fincher und die Pioniere des Skateboardens
Ihren nächsten Regie-Job erhielt die gebürtige Texanerin Catherine Hardwicke von niemand Geringerem als David Fincher. Nach dem Ausstieg von Limp-Bizkit-Frontmann Fred Durst übernahm sie die Regie von "Dogtown Boys", einer von Skater-Pionier Stacy Peralta geschriebenen Quasi-Autobiographie, die vom Aufstieg der legendären Z-Boys in den 1970er Jahren handelt. Neben den spektakulären Skate-Stunts sind es vor allem die präzise gezeichneten Konflikte zwischen den Jugendlichen, die den Film sehenswert machen. Obwohl "Dogtown Boys" an den Kinokassen eine Bruchlandung hinlegte (elf Millionen US-Einspiel bei einem Budget von 25 Millionen Dollar), stärkte Hardwicke ihren Ruf als Teenager-Regisseurin. Immerhin führte sie ihre Jungstars John Robinson, Emile Hirsch und erneut Nikki Reed zu grandiosen Leistungen. Und Heath Ledger wurde für seine Darstellung des schmierigen Vermarkters Skip Englund von einem Kritikerverband sogar zum Schauspieler des Jahres gekürt.
Maria war auch nur eine alleinerziehende Mutter
Nach dem Erfolg von Mel Gibsons "Die Passion Christi" lag es durchaus nah, auch die Weihnachtsgeschichte neu zu verfilmen. Mit der Wahl von Catherine Hardwicke als Regisseurin war jedoch klar, dass der Schwerpunkt der Neuverfilmung nicht auf dem Wunder der Geburt Jesus Christi, sondern eher auf den Problemen ihrer jugendlichen Protagonistin Maria (verkörpert von der damals 16-jährigen Keisha Castle-Hughes) liegen würde. Obwohl "Es begab sich aber zu der Zeit..." der erste Film ist, der seine Premiere im Vatikan feierte, war dieser Ansatz für die angepeilten gläubigen Kinogänger offensichtlich doch ein wenig zu modern. Am US-Box-Office erzielte der Film zwar ein kleines Plus, blieb aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. In Deutschland floppte er sogar total.
Der erfolgreichste Film einer Regisseurin
Catherine Hardwicke hat mit "Twilight – Biss zum Morgengrauen" den bis dahin größten Erfolg einer Regisseurin am US-Box-Office gelandet und das lag nicht allein an der populären Vorlage, die einen sicheren Hit erwarten ließ. Vielmehr hat Hardwicke bei ihrer Arbeit mit Teenagern (und natürlich Teenagerinnen) wieder einmal besonderes Einfühlungsvermögen gezeigt: Statt eines Special-Effect-Spektakels servierte sie einen über weite Strecken geradezu intimen Blockbuster und nahm den Herzschmerz ihrer Protagonisten in jeder Szene ernst. So hat die Regisseurin einen gewaltigen Anteil daran, dass "Twilight" zu einem regelrechten Phänomen geworden ist – und auch die Hauptdarsteller Kristen Stewart und Robert Pattinson profitierten von ihrer Arbeit.
Die Abkehr vom Erfolgsrezept
Eine junge Heroine muss sich in einer männlich dominierten Welt durchschlagen und dabei auch noch mit ihrer aufkeimenden Sexualität klarkommen - das Märchen vom "Rotkäppchen" scheint wie gemacht für Catherine Hardwicke. Doch statt ihrem Erfolgsrezept treu zu bleiben und den Fokus erneut ganz auf ihre jugendliche Heldin zu richten, machte sie die Gebrüder-Grimm-Adaption "Red Riding HoodRed Riding Hoodstreut werden. Amanda Seyfrieds Protagonistin sieht sich zudem über weite Strecken zur passiven Zuschauerin degradiert. Durch die männlichen Verehrer Shiloh Fernandez und Max Irons, die direkt einer "Playgirl"-Ausgabe entsprungen sein könnten und in hölzernen Dialogen um Seyfrieds Gunst buhlen, wird "Red Riding Hood" auch nicht überzeugender. Folgerichtig entpuppte sich der Film an der Kinokasse als mittelschwerer Flop.