Seine größten Erfolge feierte der Filmemacher Sam Raimi mit dem Low-Budget-Horrorfilm „Tanz der Teufel“ (1982) sowie der großzügig budgetierten Comicverfilmung „Spider-Man“ (2002) und den jeweiligen Sequels. Dazwischen bediente der vornehmlich mit Fantasy- und Horror-Themen in Verbindung gebrachte Regisseur ganz unterschiedliche Genres und drehte beispielsweise den Spätwestern „Schneller als der Tod“ (1995) sowie den Thriller „Ein einfacher Plan“ (1998). Zwischen seinen Regie-Arbeiten tritt Sam Raimi immer wieder als Produzent („Harte Ziele“, „30 Days Of Night“) und Drehbuch-Autor („Hudsucker – Der große Sprung“) in Erscheinung.
„Tanz der Teufel“
Samuel Marshall Raimi wurde am 23. Oktober 1959 in Franklin, Michigan geboren und entstammt einer jüdischen Familie mit osteuropäischen Wurzeln. Er studierte in Michigan Englische Literatur, bevor er Ende der 70er-Jahre erste Horrorkurzfilme mit seinem Schulfreund Bruce Campbell drehte. Bereits mit seinem Kinoerstling, dem Low-Budget-Horrorfilm „Tanz der Teufel“, konnte Sam Raimi 1982 auf sich aufmerksam machen. Der in Cannes uraufgeführte Horrorstreifen mit der B-Movie-Ikone Bruce Campbell begeistert auch heute noch durch seine packende wie ideenreiche Inszenierung mit ihren virtuosen Kamerafahrten; in Deutschland entfachte der Film damals die Debatte über den schädlichen Einfluss gewalttätiger Filme – in der Folge wurde der Film bundesweit beschlagnahmt und steht in der ungekürzten Form bis heute auf dem Index. Mit „Tanz der Teufel II“ (1987) sowie dem selbstironischen Slapstick-Grusel „Armee der Finsternis“ (1992) setzte Raimi die Horror-Reihe erfolgreich fort. Jeweils dazwischen drehte Raimi die Krimi-Komödie „Crimewave“ (1985) nach einem Drehbuch der befreundeten Regisseure Joel und Ethan Coen (mit dem Drehbuch zu „Hudsucker – Der große Sprung“ revanchierte sich Raimi) und die düstere Comicverfilmung „Darkman“ (1989) mit Liam Neeson.
Die 90er-Jahre
In den 90er-Jahren inszenierte Sam Raimi Filme ganz unterschiedlicher Genres. Im modernen Western „Schneller als der Tod“ (1995) tritt Sharon Stone als Revolverheldin auf, die sich an einem von Gene Hackman dargestellten Sheriff rächen will und dafür an einem Schießturnier teilnimmt. In weiteren Rollen sind Russell Crowe und der junge Leonardo DiCaprio zu sehen. Der in weiten Teilen als Hommage an den Italowestern angelegte, actionreiche Western wurde von der Kritik verhalten aufgenommen – für den Thriller „Ein einfacher Plan“ (1998) erntete Sam Raimi jedoch wieder breite Zustimmung. Die Handlung des mit Billy Bob Thornton und Bill Paxton besetzten Films kreist um drei Freunde, die in einem havarierten Flugzeug vier Millionen Dollar finden und sich in der Folge gegenseitig ausstechen wollen. „Ein einfacher Plan“ erhielt Oscar-Nominierungen für das beste Drehbuch und die Darstellung von Billy Bob Thornton. Auf den smarten Thriller ließ Raimi 1999 das Baseball-Drama „Aus Liebe zum Spiel“ folgen, in dem Kevin Costner als gealterter Baseballstar auftritt, dessen Lebensweg das Drehbuch in Rückblenden erzählt. Mit „The Gift – Die dunkle Gabe“ (2000) legte Sam Raimi anschließend wieder einen Horrorfilm vor, in dem Cate Blanchett von Visionen heimgesucht wird und der Polizei bei der Aufklärung eines Mordes hilft.
Exkurs: Sam Raimi als Produzent
Neben seiner Tätigkeit als Regisseur tritt Sam Raimi regelmäßig als Produzent in Erscheinung. So produzierte Raimi im Jahr 1993 die beiden Van-Damme-Vehikel „Timecop“ von Peter Hyams und „Harte Ziele“ von John Woo, bevor er als ausführender Produzent der mit jeweils über hundert Episoden erfolgreichen TV-Serien „Hercules“ und „Xena – Die Kriegerprinzessin“ in Erscheinung trat. Vor allem in den Nullerjahren produzierte Raimi eine ganze Reihe von Horrorfilmen, darunter viele Remakes wie „The Grudge – Der Fluch“ sowie dessen Sequel und „Boogeyman – Der schwarze Mann“. Zu Raimis weiteren Arbeiten als Produzent zählen der Vampir-Horror „30 Days of Night“ und der Geisterhaus-Thriller „The Messengers“ von Danny und Oxide Pang.
„Schnapp sie dir, Tiger!“
Im Jahr 2002 landete Sam Raimi mit seiner von Presse und Publikum gefeierten Comicverfilmung „Spider-Man“ einen weltweiten Hit. Der mit Tobey Maguire, Willem Dafoe, James Franco und Kirsten Dunst besetzte Film begeisterte die Fans mit einer packenden Geschichte und der bereits aus „Tanz der Teufel“ bekannten entfesselten Kamera, die Spiderman auf rasanten Bahnen durch die Hochhausschluchten von New York begleitet. Die Fortsetzungen „Spider-Man 2“ (2004) und „Spider-Man 3“ (2007) mit Alfred Molina beziehungsweise Thomas Haden Church als Gegenspieler des Spinnenmannes entwickelten sich ebenfalls zu großen Publikumserfolgen, wobei der amerikanische Kritiker-Papst Roger Ebert „Spider-Man 2“ gar als beste Comicverfilmung seit Richard Donners „Superman“ aus dem Jahr 1978 bezeichnete. Nach seinem großen kommerziellen Erfolg mit der „Spider-Man“-Trilogie wandte sich Sam Raimi mit dem kleinen, klassisch inszenierten Horrorfilm „Drag Me To Hell“ (2009) wieder seinen Wurzeln als Filmemacher zu und stieß damit weitgehend auf positive Resonanz. Für 2013 steht der Fantasyfilm „Oz, The Great And The Powerful“ nach dem Kinderbuchklassiker von James L. Baum an, für den Raimi James Franco, Rachel Weisz, Mila Kunis und Michelle Williams verpflichten konnte.
Raimi ist seit 1993 mit Gillian Dania Greene, der Tochter von Schauspieler Lorne Greene, verheiratet. Das Paar hat fünf Kinder, von denen drei (Tochter Emma Rose und die Söhne Lorne und Henry) kurze Auftritte in "Drag Me to Hell" und "Spider-Man 3" hatten.