2010 rückte Rooney Mara schlagartig in das Licht der Öffentlichkeit, als sie für die Hauptrolle in David Finchers Neuauflage des Thrillererfolgs „Verblendung“ bestätigt wurde. Damals noch nahezu unbekannt, konnte sie den Regisseur während der Dreharbeiten zu „The Social Network“ von sich überzeugen und prominente Konkurrentinnen wie Kristen Stewart, Ellen Page, Natalie Portman oder Scarlett Johansson ausbooten. Schon bald kamen Zweifel auf, ob das eher zerbrechlich und unschuldig wirkende Mädchen aus New York wirklich die großen Fußstapfen ihrer skandinavischen Vorgängerin Noomi Rapace füllen kann, die mit ihrer ungebremsten und außergewöhnlichen Darstellung den internationalen Durchbruch schaffte. Doch die Stimmen der Skeptiker verstummten mit den ersten Bildern, die die junge Schauspielerin nach ihrer Metamorphose in die exzentrische Hackerin Lisbeth Salander zeigen, vorerst - Tattoos, Piercings und gefärbte Haare, die 26-Jährige ist kaum wieder zu erkennen.
Im Schatten der großen Schwester
Patricia Rooney Mara wurde am 17. April 1985 in Bedford, New York geboren und beendete 2003 die Fox Lane High School. Danach bereiste sie im Rahmen eines Lernprogramms für vier Monate Ecuador, Peru und Bolivien, seitdem engagiert sie sich auch für die Wohltätigkeitsorganisation Faces of Kibera. Danach studierte sie Psychologie und Sozialrecht an der New York University, ihren Abschluss machte sie 2010. Ihre Faszination für Film und Musical entdeckte sie schon früh, zumal ihr ältere Schwester Kate Mara („127 Hours“) ebenfalls als Schauspielerin arbeitet und bereits in jungen Jahren vor der Kamera stand. Rooney ließ sich etwas mehr Zeit für ihr Debüt. Wie sie heute zugibt, fürchtete sie im Schatten ihrer erfolgreichen großen Schwester zu versagen und entschied sich erst mit 20 Jahren für eine ernsthafte Schauspielkarriere. 2005 spielte sie – noch unter dem Namen Tricia Mara - ihre erste kleinere Rolle im Direct-to-DVD-Horrorfilm „Düstere Legenden 3“, in dem Schwester Kate übrigens in der Hauptrolle zu sehen war. Anschließend stellte sie ihr Talent mit einigen Gastrollen in Fernsehserien wie „Law & Order: New York“ oder „Emergency Room - Die Notaufnahme“ unter Beweis. Auf dem Sundance Film Festival 2009 war sie gleich mit zwei Filmen vertreten: Im Independent-Jugenddrama „Dare - Hab' keine Angst. Tu's einfach!“ spielt der Nachwuchsstar die beste Freundin der von Emmy Rossum verkörperten Alexa, während sie in „The Winning Season“ leichtere Töne anschlägt. In der Komödie trainiert Sam Rockwell als heruntergekommener, alkoholabhängiger Basketball-Couch die Mädchenmannschaft einer High School und führt das Team der unbedarften Wendy (Mara) zum Sieg. Das Magazin Filmmaker porträtierte Mara als eines der „25 neuen Gesichter des Independent-Films“ und wenig später wurde ihr die erste Hauptrolle angeboten.
Erste Schritte zum Erfolg
In dem Coming-Of-Age-Drama „Tanner Hall“ (2009) wurde die junge Schauspielerin erstmals unter dem Namen Rooney Mara geführt und war außerdem zum ersten Mal in einer Hauptrolle zu sehen. An der Seite von Amy Sedaris und Tom Everett Scott spielt Mara die Schülerin Fernanda, die – gelangweilt vom Alltag an ihrer elitären Privatschule in New England – eine Affäre mit einem älteren Mann beginnt. Der Film sollte ursprünglich den Auftakt zu einer Serie bilden und erhielt nach seiner Festival-Premiere eher negative Kritiken. Erfolgreicher war hingegen die Romanadaption „Youth in Revolt“ mit Michael Cera und Steve Buscemi, basierend auf dem gleichnamigen Besteller von Miguel Artet aus dem Jahr 1993. Mara, die eigentlich für die Hauptrolle vorgesprochen hat, musste sich hier abermals mit einer Nebenrolle zufrieden geben. Im Jahr 2010 erlangte sie durch „A Nightmare on Elm Street" größere Bekanntheit, Regisseur Samuel Bayer besetzte Mara für die Hauptfigur in seinem Remake des 1984er-Horrorfilm-Klassikers von Kultregisseur Wes Craven. Der mittlerweile neunte Film mit dem allseits beliebten Pizzagesicht Freddy Krueger (diesmal von „Watchmen“-Star Jackie Earle Haley verkörpert) erhielt eher negative Resonanz von Kritikern und Fans, konnte aber an den Kinokassen einen beachtlichen Erfolg verbuchen und ebnete den Weg für eine neue Trilogie. Mara hat bereits zugestimmt, die Rolle der Nancy Holbrook in den beiden Fortsetzungen erneut zu übernehmen.
Über Nacht berühmt
In den Monaten nach der Premiere von „A Nightmare on Elm Street" setzte Rooney Mara ihren Weg auf der Karriereleiter fort und wurde bald für ein noch größeres Projekt gecastet. In „The Social Network“ erzählt Regisseur David Fincher die Entstehungsgeschichte des sozialen Netzwerks Facebook und seines Gründers Mark Zuckerberg, gespielt von Jesse Eisenberg, dem seine Darstellung eine Oscarnominierung einbrachte. Mara spielt Erica Albright, die in der Eröffnungssequenz ihre Beziehung mit Zuckerberg beendet und ihn damit auf die zündende Idee bringt, aus der sich später Facebook entwickeln soll. Schon hier bekam die Schauspielerin den akribischen Perfektionismus zu spüren, für den Fincher mittlerweile berüchtigt ist: Erst nach etwa 99 Aufnahmen war der Regisseur zufrieden mit dem Ergebnis und offenbar so von Mara angetan, dass er sie für die begehrte Hauptrolle in seinem nächsten Film, einem Remake des schwedischen Thrillererfolgs „Vergebung“ vorschlug. Im August 2010 wurde bekannt gegeben, dass die hübsche 26-Jährige etablierte Schauspielgrößen wie Natalie Portman oder Scarlett Johansson auf die Plätze verweisen konnte und in die Fußstapfen ihrer skandinavischen Vorgängerin Noomi Rapace treten wird. Bereits die ersten Filmposter sorgten für Aufsehen in der „Nipplegate“-traumatisierten, amerikanischen Nation, zeigen sie Mara doch mit entblößter Brust und in aufreizender Pose im Arm von Leinwand-Partner Daniel Craig. Nachdem viele Kritiker das unverbrauchte, harmlose Gesicht der Schauspielerin zunächst als zu unschuldig für die Rolle empfanden, bemängeln Puristen der literarischen Vorlage nun, sie sei zu sexy für die Figur der soziopathischen Hackerin, die einem berühmten Journalisten (Craig) auf ihre unkonventionelle Art bei der Aufklärung eines verjährten Vermisstenfalls hilft.
Am 12. Januar 2012 kommt der Film in die deutschen Kinos und wird zeigen, ob Fincher mit Mara die richtige Wahl getroffen hat. Im selben Jahr startet auch das Drama „Emanuel and the Truth about Fishes“ bei uns, das von einem jungen Mädchen (Mara) handelt, das eine Obsession für seine mysteriöse neue Nachbarin entwickelt, da diese sie an ihre verstorbene Mutter erinnert. Für die Schauspielerin ist das Independent-Projekt, bei dem sie diesmal als Co-Produzentin auch hinter der Kamera tätig sein wird, nach „Tanner Hall“ schon die zweite Zusammenarbeit mit Regisseur und Drehbuchautor Francesca Gregorini.