Robert Downey Jr. ist die Personifikation des ganz großen Entertainment-Dramas. Seine Biografie ist geprägt von Extremen: Er ist ein Senkrechtstarter und Bruchpilot, ein gefeierter Kinostar und Ex-Junkie. Praktisch von Kindesbeinen an im darstellerischen Bereich tätig, hat es ihn im Verlauf seiner langen Karriere quer durch die Unterhaltungsindustrie gezogen. Schon in frühen Jahren begann er seine Kinokarriere, späterhin unterbrochen durch Intermezzi bei TV-Shows ("Saturday Night Live"), Fernsehserien ("Ally McBeal") und diverse Aufenthalte in Entzugskliniken. Der große Durchbruch als Kinodarsteller gelang ihm 1992 mit dem preisgekrönten Richard-Attenborough-Film "Chaplin", es folgten Genreklassiker wie "Short Cuts" und "Natural Born Killers", ehe er als "Iron Man" und "Sherlock Holmes" Superstar-Status erlangte. Diese Aufzählungen verdeutlichen bereits, dass Downey Jr. wie kaum ein zweiter zwischen Humor und Tiefgründigkeit zu wechseln versteht – ein lachendes Schwanken am Abgrund sozusagen, im Beruflichen wie auch im Privatleben.
Geboren in Hollywood
Die ersten Schritte von Robert Downey Jr. führten ihn geradewegs in die Traumfabrik. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Frisch den Windeln entwachsen, wirkte er bereits 1969 an der Seite seines Vaters Robert Downey Sr.in "Pound" mit. Danach sollte es allerdings weitere zehn Jahre dauern, bis Downey Jr. die nächsten Filmauftritte absolvierte. Besondere Aufmerksamkeit erregte er mit seinem Auftritt in "Unter Null" von 1987. In der Verfilmung des gleichnamigen Buchs des "Godfathers" der amerikanischen Popliteratur, Bret Easton Ellis, spielte er den Junkie Julian Wells – eine traurige Rolle: Der Darsteller hatte bereits damals mit Drogenproblemen zu kämpfen. Obwohl der Film zwiespältig aufgenommen wurde, fand die Leistung von Downey Jr. breite Anerkennung. Weitere Hauptrollen folgten, etwa in der Komödie "Chances Are", die sich ironisch mit dem New-Age-Kult in den USA befasste. In der Action-Komödie "Air America" konnte Downey Jr. 1990 sein Talent an der Seite von Superstar Mel Gibson unter Beweis stellen, und zwar als trinkfreudiger Pilot Billy Covington.
Durchbruch in der Haut eines anderen
Seinen Durchbruch erzielte Robert Downey Jr. nur zwei Jahre später in der Rolle eines anderen großen Darstellers: Für "Chaplin" schlüpfte er in die Haut des legendären Komikers und wurde allerorten mit Lob überschüttet – je eine Oscar- und Golden Globe-Nominierung erhielt Downey Jr. für seine Darstellung. Eine Paraderolle, auch insofern, als Downey Jr. selbst, ähnlich wie Chaplin, Humor und Tragik zu gleichen Teilen und gleichermaßen überzeugend vermittelte. Zwei weitere große Produktionen, die seinen Status als Charakterdarsteller festigten, folgten auf dem Fuße. In "Short Cuts" spielte Downey Jr. 1993 den Make Up-Artist Bill Bush und prägte damit einen Klassiker des Episodenfilms – die Schauspielerriege von "Short Cuts" erhielt einen Sonder-Golden Globe für die beste Ensembleleistung. Auch Downeys vergleichsweise kurzer, aber herrlich überdrehter Auftritt als eiskalter Reporter Wayne Gale in Oliver Stones bissiger Satire "Natural Born Killers" aus dem darauffolgenden Jahr bleibt unvergessen.
Kleinere Rollen und große Probleme
In der Folge wirkte Robert Downey Jr. in einer Vielzahl unterschiedlicher Filme mit und spannte den Bogen von Romanzen ("Nur für dich") über Dramen ("Zeit der Sinnlichkeit") bis hin zu Thrillern; so war Downey Jr. etwa in "Gingerbread Man" in einer Nebenrolle als Privatdetektiv Clyde Pell zu sehen – Meisterregisseur Robert Altman führte Regie bei der Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Bestsellerautor John Grisham. Zum Abschluss der 90er wirkte Downey Jr. nochmal in einem echten Indie-Highlight mit: In der süffisanten Akademiker-Komödie "Wonder Boys" füllte er die Figur des bisexuellen Lektors Terry Crabtree beeindruckend mit Leben. Danach wechselte der Darsteller zum Fernsehen, übernahm in der Erfolgsserie "Ally McBeal" ab 2000 die Rolle des Detroiter Anwalts Larry Paul und erhielt einen Golden Globe als Bester TV-Nebendarsteller. Gleichzeitig jedoch markierte die Serie seinen endgültigen privaten Absturz: Nach zahlreichen mehr oder minder erfolglosen Therapien und bereits mit einer dreijährigen Bewährungsstrafe belegt, wurde Downey Jr. erneut auffällig und musste ein Jahr in Haft verbringen.
Zweiter Frühling
Nach seiner Haftstrafe gelang es Robert Downey Jr. jedoch, seine Karriere fulminant fortzusetzen. Auf den erfolgreichen Horror-Reißer "Gothika", in dem er 2003 den Psychologen Pete Graham spielte, folgten eine Reihe von Indie-Hits: In der Krimikomödie "Kiss Kiss Bang Bang)" spielte er den selbsternannten Privatdetektiv Harry Lockhart mit so viel Witz und Tiefgang, dass er für eine Reihe von Filmpreisen nominiert wurde. Anders gelagert war sein Auftritt in "Good Night, and Good Luck", George Clooneys Hommage an das Nachrichtenfernsehen alter Schule und gleichzeitig Kritik an unterdrückter Pressefreiheit. Für den dystopischen Trickfilm "A Scanner darkly" von Richard Linklater übernahm Downey Jr. eine Sprechrolle – und zwar ausgerechnet als Junkie James Barris. Ein weiteres Ausrufezeichen konnte der Darsteller mit "Zodiac" setzen. In der sechsten Regiearbeit von David Fincher übernahm er die Rolle des investigativen Journalisten Paul Avery.
"I am Iron Man!"
Einen weiteren Höhepunkt markierte 2008 "Iron Man" als von den Kritikern gefeierte Comic-Verfilmung und Robert-Downey-Jr.-Soloshow – der Darsteller spielte groß auf in der Hauptrolle des Tony Stark; "Iron Man 2" folgte 2010. Überhaupt war 2008 das Jahr des Robert Downey Jr.: Für seinen Auftritt als pigmentierter Oscar-Preisträger Kirk Lazarus in der haarsträubenden Actionkomödie "Tropic Thunder" erhielt der Schauspieler tatsächlich eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller. Auch in "Sherlock Holmes" aus dem drauffolgendem Jahr begeisterte Downey Jr. als Titelheld – vor allem in den scharfen Wortgefechten mit Watson (Jude Law). Auch hier war das Sequel, das mit "Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten" folgte, angesichts des Erfolgs unvermeidlich. Ein lang erwartetes Comic-Highlight unter Mitwirkung von Downey Jr. (natürlich als "Iron Man" Tony Stark) steht für 2012 im Kalender – dann nämlich startet "The Avengers" in den Kinos.