Von Staffel 1 von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ ist nur noch eine Folge übrig. Und in dieser dürften wir sehr wahrscheinlich erfahren, wer in der Amazon-Serie Sauron ist – ein Geheimnis, über das uns die Showrunner die ganze bisherige Staffel haben rätseln lassen. Eine der stärksten Theorien: Halbrand (Charlie Vickers) ist Sauron, schließlich wurden bereits etliche Hinweise auf seinen zwielichtigen Charakter gestreut.
Einige Fans sind sich sicher: Es ist offensichtlich, dass sich Halbrand als Sauron entpuppen wird. Andere – so auch die Autorin dieser Zeilen – fänden es ZU offensichtlich. Doch in Folge 7 von „Die Ringe der Macht“ mit dem Titel „Das Auge“ gibt es nun tatsächlich den bisher stärksten Hinweis, dass da doch etwas an der Halbrand-Sauron-Theorie dran sein könnte.
Denn außer Erwähnungen von Halbrands mysteriöser und gewalttätiger Vergangenheit, ominösen Andeutungen seines zweifelhaften Charakters, seinem offenkundigen Konflikt mit Adar und seinen Aussagen wie „das Aussehen kann oft trügen“, wird Halbrand nun in einer der finalen Szenen sogar ganz wortwörtlich auf den Pfad geführt, den Sauron in den Büchern von J.R.R. Tolkien einschlägt…
Bei den Elben werden die Ringe der Macht geschmiedet
Galadriel (Morfydd Clark) nimmt den verletzten Halbrand nämlich mit zu den Elben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, Galadriel will zunächst allein zu König Gil-Galad (Benjamin Walker) reiten – doch Halbrands Wunde benötigt elbische Pflege. Und weil der Weg ins entfernte Lindon zu weit ist, wird Halbrand nun wohl genau dort landen, wo in der Erzählung des Zweiten Zeitalters auch Sauron sein wird: Nämlich bei den Elben in Eregion, die gerade dabei sind, ein Gegenmittel für ihr Verschwinden zu finden und dafür exakt einen Brocken Silmaril-getränktes Mithril zur Verfügung haben…
Da kommt doch der erfahrene Schmied (!) Halbrand gerade recht, der seinem Kollegen Celebrimbor (Charles Edwards) den Tipp geben könnte: Mach doch 'nen Ring draus! König Gil-Galad wird skeptisch sein, wenn die Serie Tolkiens Vorlage genau folgt, und dem Gast, der das Ringeschmieden vorschlägt, nicht trauen. Aber bei Celebrimbor wird er Gehör finden – und das auch nicht ganz ohne Grund, denn Halbrand hat sich ja schließlich schon das Vertrauen von Galadriel erschlichen, und die dürfte für ihn bürgen, was die ganze Geschichte umso tragischer für die Elbin macht.
Ist Halbrand Annatar?
Und wieso heißt Halbrand jetzt nicht Annatar? Bei Tolkien ist es Sauron in der Gestalt eines schönen Mannes namens Annatar, der sich bei den Elben einschleicht und dort die Ringe der Macht schmieden lässt. Schön ist Halbrand schon mal – nur Annatar heißt er nicht. Das muss aber nicht unbedingt ein Problem sein. Denn „Annatar“ ist nicht einfach nur ein Name, sondern hat in der elbischen Sprache Sindarin eine Bedeutung: Herr der Geschenke.
Es ist also sehr gut möglich, dass Annatar einfach nur ein Spitzname von Halbrand wird, den ihm die Elben geben, weil er ihnen ein Geschenk macht – ob es das Ringeschmieden sein wird oder etwas anderes, wofür die Elben (natürlich nur zunächst…) dankbar sein werden, bleibt abzuwarten.
Ob das alles so mit den Zeitabläufen im Zweiten Zeitalter von Mittelerde zusammenpasst, ist natürlich eine andere Frage. Aber wir wissen ja bereits: Die Showrunner haben die Ereignisse extrem verdichtet und jonglieren dabei wahrscheinlich auch ein wenig mit der Reihenfolge. Allein schon die Tatsache, dass Mordor nicht direkt die Heimat von Sauron wird, sondern erst einmal Adar (Joseph Mawle) und seinen Orks gehört, ist ja schon eine Änderung, die durchaus auch andere zeitliche Abläufe durcheinander bringen kann.
Ja, Sauron kann Halbrand sein - aber das wäre schade...
Dass Halbrand nun das Vertrauen von Elbin Galadriel besitzt und zum Staffelfinale hin tatsächlich auch zu den anderen Elben gebracht wird, ist der bislang stärkste Hinweis, dass sich Halbrand als Sauron entpuppt…
…was allerdings die Autorin dieser Zeilen und ihr Fantasy-Experten-Kollege Julius Vietzen schade fänden. Im FILMSTARTS-Spoiler-Talk auf YouTube zu den Folgen 5 und 6 von „Die Ringe der Macht“ haben wir bereits ausführlich darüber gesprochen: Die spannendere Story wäre, Halbrand tatsächlich erst einmal König der Südlande sein zu lassen und ihn später zu einem Ringgeist, einem Nazgûl zu machen.
Das würde ebenfalls erklären, warum in Halbrand eine dunkle Seite angeteasert wurde. Und der „Fall eines Helden“, wenn dann Halbrand später von Sauron mit einem der Ringe der Macht verführt würde, wäre eine starke Geschichte, die auch noch mal stark auf Galadriels Charakterentwicklung einzahlen könnte, wenn sie einen Freund an die bösen Mächte verliert.
Außerdem wäre hier eine der Lücken, die die Macher nutzen könnten, um eigene Geschichten abseits von Tolkiens Kanon zu erzählen: Die Origin Story der meisten Nazgûl ist nämlich nicht bekannt.
Sauron, Nazgûl, Arathorn: Wer ist Halbrand in "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht"?Nicht nur wäre es eine doch irgendwie billige Enthüllung, Halbrand zu Sauron zu machen, und eine vertane Chance für eine neue Geschichte, die Macher müssten dann im Nachhinein auch so einiges erklären. Zum Beispiel, warum der mächtige Sauron als Halbrand überhaupt erst in so eine missliche Lage gelangen konnte, mitten auf dem Meer auf einem Floß zu treiben, und die Begegnung mit Elbin Galadriel, die ihn schließlich auf diesen ganzen Pfad nach Mittelerde und zu den Elben führte, dabei eine zufällige war.
Mehr über Halbrand und dann vielleicht auch Sauron werden wir im Staffelfinale von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ erfahren. Folge 8 kommt am 14. Oktober 2022 um 6 Uhr morgens zu Amazon Prime Video.
"Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht"-Finale: Wann kommt Folge 8 zu Prime Video – und wie geht es weiter?