Die Goldene Ära der Streamingdienste scheint vorbei zu sein, nachdem sie ja gerade erst so richtig begonnen hat – das ist jedenfalls der Eindruck, der fast zwangsläufig entsteht, wenn man die Nachrichtenlage in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat. Erst landeten „Batgirl“ und weitere HBO-Max-Titel in der Tonne, dann folgte die Ankündigung des bevorstehenden Todes der Sci-Fi-Serie „Final Space“ und nun zieht Netflix bei einer beinahe komplett fertigen Serien den Stecker: „Grendel“.
„Grendel“ basiert auf der gleichnamigen Superhelden-Comicreihe von Matt Wagner, die im Verlag Dark Horse Comics erschienen ist. Im Mittelpunkt der Serie steht Hunter Rose (gespielt von Abubakr Ali), ein Autor, Fechter und Killer, der nach dem Tod seiner großen Liebe auf der Suche nach Rache ist. Er erfindet sich als Superheld Grendel neu und nimmt es mit der New Yorker Unterwelt auf, bis er eines Tages feststellt, dass es einfacher ist, selbst zum Verbrecherboss zu werden.
Erst grünes Licht, dann Abstellgleis
Netflix hatte im September 2021 grünes Licht für eine acht Folgen lange erste Staffel von „Grendel“ erteilt und diese wurde auch tatsächlich fast vollständig gedreht! Netflix hat also nicht direkt zu Beginn eine Absage erteilt, sondern erst jetzt, obwohl die komplette erste Staffel von „Grendel“ fast fertig ist – eine ziemlich ungewöhnliche Entwicklung. Ähnliche Fälle gibt es sonst eher nach einer gedrehten Pilotfolge, etwa beim ersten „Game Of Thrones“-Spin-off „The Long Night“.
Zu den Gründen für das Netflix-Aus für „Grendel“ gibt es keine Aussagen, allerdings liegt der Verdacht auf der Hand, dass Netflix nicht an das Potenzial der Serie glaubt und lieber kein weiteres Geld in das Projekt stecken möchte. Abgedreht sind die acht Folgen offenbar, aber anschließend sind ja noch umfangreiche Arbeiten wie Schnitt, Musik und Computereffekte nötig, die ebenfalls eine Menge Zeit und Geld verschlingen.
Außerdem dürfte eine Rolle gespielt haben, dass auch für Netflix der Gegenwind auf dem umkämpften Streamingmarkt langsam rauer wird und die Abonnentenzahlen nicht etwa wachsen, sondern schrumpfen. Deswegen stürzte Anfang 2022 auch schon der Aktienpreis ein und es wurden zahlreiche Mitarbeiter*innen entlassen. Auch Netflix dürfte also in Zukunft noch mehr Wert auf die ohnehin schon knallhart kalkulierte Kosten-Nutzen-Rechnung legen.
Cast und Crew sind schockiert
„Grendel“-Fans, die sich schon auf die Serienadaption gefreut haben, müssen aber nicht gleich komplett verzagen: Wie die großen US-Branchenmagazine berichten, haben die Serien-Verantwortlichen um Showrunner, Autor und Produzent Andrew Dabb („Supernatural“, „Resident Evil“-Serie auf Netflix) nun die Möglichkeit, eine neue Heimat für „Grendel“ zu finden.
Wie Andy Mientus, der in der Serie als Grendels Helfer und Vertrauter Larry Stohler gecastet wurde, auf Instagram schrieb, ist das nun auch die Hoffnung von Cast und Crew. Gleichzeitig betont Mientus in seinem Statement aber auch, wie ungewöhnlich die ganze Sache mit „Grendel“ ist und wie sehr alle Beteiligten davon getroffen wurden: