+++ Meinung +++
Mel Gibson stellt uns Filmfans vor ein Dilemma: Als Privatperson fiel der Australier vor allem durch homophobe und antisemitische Aussagen auf, die ihn zurecht jahrelang zur Persona non grata in Hollywood machten. Doch als Regisseur hat der originale „Mad Max“-Star eben auch echt viel auf dem Kasten, wie unter anderem „Hacksaw Ridge“, sein Regie-Comeback von 2016, unter Beweis stellt.
Am Freitag, den 9. September 2022 läuft „Hacksaw Ridge“ um 22 Uhr auf RTL Zwei. Wer bereit ist, die Kunst vom fragwürdigen Künstler zu trennen, bekommt hier einen der beeindruckendsten Kriegsfilme des vergangenen Jahrzehnts zu sehen. „The Amazing Spider-Man“-Star Andrew Garfield kämpft sich durch die Hölle auf Erden, und das, ohne auch nur ein einziges Mal zur Waffe zu greifen.
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Die wahre Geschichte über einen pazifistischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist emotional und inspirierend, aber in ihrer schonungslosen Inszenierung auch extrem brutal.
Darum geht es in "Hacksaw Ridge"
„Hacksaw Ridge“ handelt vom Soldaten Desmond Doss, der im Bundesstaat Virginia im christlichen Haushalt seiner Eltern aufwächst. Sein Vater (Hugo Weaving, „Matrix“) ist jedoch ein zu Wutanfällen neigender Alkoholiker. Als dieser im Streit Desmonds Mutter (Rachel Griffiths, „Six Feet Under“) bedroht, greift der Junge zur Waffe, um sie zu beschützen. Dieses Erlebnis hat Desmond so sehr traumatisiert, dass er nun nie wieder eine Waffe in der Hand halten möchte, auch nicht als er sich nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor als Sanitäter zum Kriegsdienst meldet.
Natürlich nehmen ihn seine Ausbilder und militärischen Vorgesetzten (u. a. „Avatar“-Star Sam Worthington) zunächst überhaupt nicht ernst. Ohne Gewehr in den Krieg zu ziehen, gleicht für sie purem Wahnsinn. Doch das kompromisslose Beharren auf seine Ideale verleiht Desmond einen ungeahnten Heldenmut. Selbst als es dann ernst wird und seine Einheit in der Schlacht um Okinawa auf dem titelgebenden Felsplateau Hacksaw Ridge auf brutalste Weise niedergemetzelt wird, kennt Desmond nur ein Ziel: So viele Leben wie möglich zu retten.
Darum ist "Hacksaw Ridge" so verdammt stark
Das Erstaunliche an „Hacksaw Ridge“ ist es, dass es den Soldaten Desmond Doss tatsächlich gegeben hat und sich die Ereignisse des Films so ähnlich auch in der echten Welt abgespielt haben.
Allein die Geschichte ist also schon spannend genug, um den Kriegsfilm interessant zu machen. Doch die unglaublich mitreißende und schonungslos harte Inszenierung von Mel Gibson (zumindest in der zweiten Hälfte des Films) ist es, die „Hacksaw Ridge“ so unvergesslich macht.
Eine Verherrlichung des Krieges findet trotz reichlich Pathos zum Glück überhaupt nicht statt. „Hacksaw Ridge“ zieht Desmonds Kameraden so dermaßen durch den Fleischwolf, dass man nie auch nur im Ansatz auf die Idee kommen würde, dass sich dieses Gemetzel durch irgendetwas rechtfertigen lässt.
Ein unbarmherziger Kugelhagel mäht die Soldaten reihenweise nieder, Körperteile fliegen durch die Gegend. Das Schlachtfeld ist ein einziger Brei aus Matsch, Blut und Gedärmen. Eine solch intensive Kriegsszene gab es zuletzt in Steven Spielbergs modernem Klassiker „Der Soldat James Ryan“ zu sehen.
Und trotz all dieser sinnlosen Gewalt oder vielleicht auch genau deswegen hat „Hacksaw Ridge“ eine zutiefst pazifistische Botschaft. Wann sieht man schon mal einen Kriegsfilm, in dem sich ein Soldat weigert zu kämpfen?
Desmond Doss erinnert uns daran, dass wir selbst unter widrigsten Umständen immer die Wahl haben, nach unseren Überzeugungen zu handeln, auch wenn das eine große Opferbereitschaft verlangt.
Zwar hat „Hacksaw Ridge“ auch seine Schwächen, z. B. die etwas zu kitschige Romanze zu Beginn des Films und auch das „Full Metal Jacket“-mäßige Intermezzo mit Vince Vaughn als fiesen Drill-Sergeant wird die Gemüter spalten, doch aufgrund seiner herausragenden zweiten Hälfte ist „Hacksaw Ridge“ Pflicht für jeden Fan des Kriegsfilm-Genres.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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