In den ersten beiden Folgen „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ gibt es wahrlich keinen Mangel an offenen Fragen. Doch die brennendste Frage ist sicherlich die nach dem mysteriösen Mann (Daniel Weyman), der in einem Meteoriten in Mittelerde aufschlägt und dort von den Harfuß-Mädchen Nori (Markella Kavenagh) und Poppy (bzw. Magsi in der deutschen Fassung) (Megan Richards) gefunden wird. Ist der Fremde (wie er offiziell heißt) womöglich Gandalf? Oder Sauron? Oder wer sonst?
Sauron
Wir wissen, dass Sauron in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ früher oder später sein Gesicht zeigen muss, aber wir wissen nicht, wer den großen Bösewicht spielt. Deshalb gibt es zahlreiche Kandidaten: Ist es der geheimnisvolle Halbrand (Charlie Vickers)? Ist es die mysteriöse Gestalt mit den blonden Haaren (Bridie Sisson) aus den Trailern? Oder vielleicht doch der Meteoriten-Mann?
Immerhin ist das Feuer rund um die Absturzstelle nicht heiß, wie Nori bemerkt. Das erinnert an den Auftakt mit dem Schneetroll, wo die Fackeln der Elben ebenfalls keine Wärme abgaben, weil dort die Macht des Bösen so stark war. Heißt das, dass auch im Meteoritenkrater das Böse wirkt? Und sterben nicht sogar die Glühwürmchen, nachdem der Fremde mit ihnen ein Sternenbild an den Himmel gemalt hat?
Außerdem hat Showrunner J.D. Payne ja schon verraten, dass Sauron womöglich auf eine Art und Weise auftauchen wird, die die Leute nicht erwarten. Vielleicht meint er damit „Sauron als verwirrter bärtiger Mann“? Insgesamt sind wir von dieser Möglichkeit aber eher nicht überzeugt, weil Sauron im Zweiten Zeitalter eigentlich nur in zwei Formen auftritt: als mächtiger Bösewicht und als verführerischer Annatar, der die Elben zum Schmieden der Ringe bringt (was dann vermutlich die „unerwartete Gestalt“ ist, von der J.D. Payne spricht).
Gandalf
Ein bärtiger Mann, der mit Hobbits/Harfüßen unterwegs ist, mit Insekten kommunizieren kann und offensichtlich über Zauberkräfte verfügt? Kein Wunder, dass viele „Die Ringe der Macht“-Fans bei der Darstellung des Fremden automatisch an Gandalf (in den Filmen gespielt von Ian McKellen) denken müssen.
Doch auch wenn die Vermutung mehr als verständlich ist: Dass es sich bei dem Meteoriten-Mann um Gandalf handelt, ist so gut wie ausgeschlossen. Denn in den Büchern von J.R.R. Tolkien steht ganz genau, wann und wie Gandalf in Mittelerde ankam (nämlich viele Tausend Jahre später und per Schiff). Solche Kanonbrüche soll und darf es in „Die Ringe der Macht“ aber nicht geben.
Ein anderer Zauberer?
Verbreitet ist außerdem die Theorie, dass der Meteoriten-Mann ein anderer Zauberer sein könnte, von denen es bei Tolkien insgesamt fünf gibt. Saruman (in den Filmen gespielt von Christopher Lee) und Radagast (Sylvester McCoy) fallen zwar aus denselben Gründen wie Gandalf aus, aber es gibt ja noch die zwei blauen Zauberer Alatar und Pallando.
Alatar und Pallando kamen laut Tolkiens späteren Werken nämlich bereits im Zweiten Zeitalter in Mittelerde an, etwa zu der Zeit, in der die Ringe der Macht geschmiedet werden. Vom Timing her würde das also passen, allerdings glauben wir trotzdem nicht so richtig an diese Theorie, denn Alatar und Pallando werden eigentlich immer als Duo dargestellt. Wenn in „Die Ringe der Macht“ nur einer von ihnen auftreten würde, wäre das irgendwie unpassend.
Doch es gibt etwas, dass alle in diesem Artikel genannten Figuren verbindet – und das könnte tatsächlich die Antwort auf das Rätsel um dem Fremden sein...
Ein anderer Maia?
Denn sowohl Sauron als auch Gandalf und die anderen Zauberer (und übrigens auch die Balrogs) sind sogenannte Maiar, also mächtige göttliche Geisterwesen, die den Valar unterstellt sind, den Göttern und Göttinnen von Tolkiens Welt.
Es gibt zahlreiche Maiar, doch nur wenige von ihnen tragen Namen, daher wäre es nicht unmöglich, dass sich die Serien-Verantwortlichen einfach einen neuen Maia ausgedacht haben oder einen der bekannten Maiar für ihre Zwecke umfunktionieren.
Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel der Maia Tilion. In einem Gedicht der Hobbits heißt es sogar, dass „der Mann im Mond“ wie ein Meteorit (!) auf die Erde gefallen sei – und diese Hobbit-Sage vom Mann im Mond soll ihren Ursprung in der Figur Tilion haben...
Dazu würde auch die Aussage von Paynes Showrunner-Kollege Patrick McKay passen, der gegenüber Vanity Fair auf die Frage zu den Zauberern antwortete: „Ich würde sagen, dass [Gandalf, Radagast und Saruman] nicht die einzigen Wesen in dieser Klasse sind.“ Das klingt für uns nach einem anderen Zauberer – oder halt einem Maia.
Was heißt eigentlich "Mana Úrë"?
Ein Schlüssel zur Lösung dürften natürlich auch die mysteriösen Worte sein, die der Fremde sagt: „mana“ und „úrë“. Was genau das bedeutet, darüber rätseln die Tolkien-Fans im Internet gerade noch, ziemlich sicher heißt „úrë“ jedoch Hitze. Mögliche Übersetzungen lauten „Was [ist] Hitze“, „Wohin [ist] Hitze“ oder „gesegnete Hitze“. Vielleicht kennt der Fremde also keine Hitze (siehe auch das kalte Feuer in seiner Absturzstelle) oder sucht nach einer bestimmten (gesegneten) Hitze.
Interessant ist auch, dass der Meteoriten-Mann offenbar in der Elbensprache Quenya spricht, also mit dieser Sprache vertraut ist, obwohl Nori ja in einer anderen Sprache mit ihm spricht.
Mehr zu den verschiedenen Theorien erfahrt ihr auch in dem obigen Video ab Minute 9:30. Allzu schnell werden sich J.D. Payne und Patrick McKay hier sicherlich nicht in die Karten schauen lassen, schließlich haben sie schon angekündigt, dass das Geheimnis um den Fremden erst nach und nach gelüftet werden soll. In „Die Ringe der Macht“ Folge 3, die am 9. September 2022 auf Amazon Prime Video erscheint, könnte es aber trotzdem weitere Hinweise geben.
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