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    Ab heute endlich streamen: Der vielleicht beste Film 2022 ist ein total irres Meisterwerk irgendwo zwischen Marvel & "Matrix"
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Aufgewachsen mit den Filmen von Jackie Chan, geht bis heute kaum ein Kampfsport-Reißer an ihm vorbei – ob aus Hongkong, Indonesien oder England.

    In den vergangenen Jahren erfuhr kaum ein Film einen derartigen Hype – und dennoch gingen, zumindest in Deutschland, viel zu wenig Leute für ihn ins Kino. Ab sofort könnt ihr „Everything Everywhere All At One“ aber endlich auch zuhause erleben …

    +++ Meinung +++

    ... und wenn der Autor dieses Artikels sagt erleben, dann meint er auch erleben. Denn „Everything Everywhere All At Once“ löste vor allem deswegen sowohl bei der Fachpresse als auch beim Publikum Begeisterungsstürme aus, weil er sich eben nicht einfach nur hervorragend dazu eignet, sich zwei Stunden von seinem Alltag abzulenken. Stattdessen lieferten die als Daniels bekannten „Swiss Army Man“-Macher Daniel Scheinert und Daniel Kwan die wohl liebenswerteste, actionreichste und verrückteste Liebeserklärung an das Leben der jüngeren Kinogeschichte – und reizten dabei ganz nebenbei die Grenzen dessen aus, was das Publium überhaupt unter Kino versteht. Das Ergebnis: Ein (Heim-)Kinoerlebnis, das kurzzeitig sogar als bester Film aller Zeiten dastand!

    Gut, inzwischen führt das abgefahrene Multiversum-Abenteuer das All-Time-Ranking in der wohl populärsten Filmbewertungs-App Letterboxd zwar nicht mehr an. Mit einer Durchschnittswertung von 4.5/5 bei über 618.000 Stimmen reicht es aber immer noch für die Top 10 – und damit für einen Platz noch vor allseits beliebten Klassikern wie „Die Verurteilten“, „Der Herr der Ringe“, „Schindler's Liste“ oder „Star Wars V“. Und das nicht ohne Grund: Auch für mich ist „Everything Everywhere All At Once“ eines der großen Meisterwerke der jüngeren Vergangenheit.

    Ab sofort gibt es „Everything Everywhere All At Once“ endlich auch für zuhause, als Video-on-Demand – für viele die Gelegenheit, eines der Kino-Highlights des Jahres nachzuholen …

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    ... denn während der Film weltweit über 107 Millionen Dollar einspielte und damit zum erfolgreichsten Film überhaupt von Indie-Hit-Schmiede A24 („Hereditary“, „Ex Machina“) wurde, gingen in Deutschland gerade einmal 153.896 Menschen für „Everything Everywhere All At Once“ ins Kino. Damit liegt der Film in den hiesigen Jahres-Charts Ende Juli nur auf Rang 39. Zum Vergleich: Der enttäuschende sowie an den Kinokassen katastrophal gefloppte „Moonfall“ von Roland Emmerich lockte fast doppelt so viele Besucher*innen in die deutschen Kinos (296.476) und selbst das 45-minütige Animations-Abenteuer „Paw Patrol: Jet to the Rescue - Rettung im Anflug“ (159.472) liegt vor dem gefeierten A24-Highlight. Es gibt also durchaus Nachholbedarf.

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    Das Besondere an „Everything Everywhere All At Once“: Er ist mutig, verrückt und originell wie es oft nur Indie-Filme sind bzw. sein können, begegnet gleichzeitig aber auch aktuellen Blockbustern auf Augenhöhe, die er geradezu spielerisch verdammt alt aussehen lässt – da sind sich nicht nur viele Kinogänger*innen ziemlich einig, sondern auch mehrere Mitglieder der FILMSTARTS-Redaktion. Björn Becher verweist in unserer offiziellen 4,5-Sterne-Kritik etwa auf die Parallelen zu „Spider-Man: No Way Home“ und kommt zu dem Entschluss, dass „Everything Everywhere All At Once“ nicht weniger als „der wohl beste Multiversum-Film, den man sich nur vorstellen kann“ ist. Und für Benjamin Hecht ist der Film nicht weniger als die bessere „Matrix“-Fortsetzung als „Matrix: Resurrections“.

    "Everything Everywhere All At Once": Ein Hoch auf das Leben – und das Kino!

    Der Plot ist im Grunde simpel, fast schon lahm: Denn im Zentrum der Geschichte steht die Einwanderin und Waschsalonbesitzerin Evelyn Wang (Michelle Yeoh), die Ärger mit der Steuerbehörde hat. Die Geschäftsfrau hat den Stress ihres Lebens, sodass sie kaum noch die Energie aufbringen kann, um das Liebesleben ihrer lesbischen Tochter (Stephanie Hsu) vor ihrem Vater (James Hong) geheimzuhalten. Dass ihr Ehemann (Ke Huy Quan) bei jeder Gelegenheit versucht, ihr die Scheidungspapiere unter die Nase zu halten, bemerkt sie erst gar nicht.

    Statt sich den Herausforderungen in ihrem Alltag zu stellen, beschäftigt sich Evelyn jedoch lieber mit der Frage, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie einst andere, womöglich bessere Entscheidungen getroffen hätte – bis sie sich eines Tages wahrhaftig in Parallel-Universen wiederfindet, in denen sie schön, reich und erfolgreich ist…

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    „Everything Everywhere All At Once“ ist ein anti-nihilistischer Liebesbrief an die Hoffnung. Der Film zelebriert das Leben in all seinen Facetten, je verrückter desto besser – und zwar auf ebenso kreative wie unvorhersehbare Art und Weise, wie uns auch das Leben selbst immer wieder auf Trapp hält. Irgendwo zwischen Fingern aus Wiener Würstchen, philosophisch vor sich hin brabbelnden Steinen und Dildo-Duellen auf Leben und Tod demonstrieren die Daniels eindrucksvoll, dass dem Kino ebenso wenig Grenzen gesetzt sind wie dem Leben selbst.

    „Everything Everywhere All At Once“ zeigt auf, dass das Leben unzählige Möglichkeiten für uns bereithält, dass wir am Ende die Summe unserer Entscheidungen sind, das Ergebnis unserer Erlebnisse, die uns zu dem machen, was wir sind – mit der über allem thronenden Erkenntnis, dass am Ende nichts wichtiger ist als die Liebe. Zu den Menschen in unserem Leben, zu uns selbst und zum Leben. Sie ist es, die das Leben überhaupt erst lebenswert macht – selbst dann, wenn die Dame von der Steuer zu einem Monstrum apokalyptischen Ausmaßes mutiert und man die eigene Familie auch mal am liebsten zum Mond schießen würde.

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    Der schier endlose Ideenreichtum von Daniel Kwan und Daniel Scheinert, der bereits ihr Spielfilmdebüt „Swiss Army Man“ zu einem herrlich verrückten, zugleich aber auch zu Tränen rührenden Abenteuer machten und den sie seit Jahren auch schon in diversen Kurzfilmen ausleben (teilweise auch schon mit Multiversum-Einschlag!), ist spätestens nach „Everything Everywhere All At Once“ das Markenzeichen des Regieduos. Kombiniert mit der physischen Ausdruckskraft von Martial-Arts-Grande-Dame Michelle Yeoh ergibt das am Ende nicht nur ein emotionales Drama, sondern vor allem auch ein ausgefallenes, aberwechslungsreiches Action-Spektakel der Extraklasse, wie man es noch nie gesehen hat. Denn die ist nicht nur eine der besten und erfolgreichsten Schauspielerinnen Asiens, sondern eben auch eine Kampfsport-Größe, die das Kung-Fu-Kino über Jahrzehnte hinweg geprägt hat.

    Im Nachhinein war es also vielleicht ganz gut, dass Jackie Chan den Daniels einen Laufpass gab. Wenn es darum geht, nicht nur bis ins kleinste Detail geplante Kampfchoreographien auf den Punkt abzuliefern, sondern zwischen dem ganzen Gekloppe auch wahrhaftige Emotionen aufkommen zu lassen, läuft ihm seine einstige Co-Darstellerin mittlerweile wohl den Rang ab. Und nach ihren jüngsten Erfolgen wie „Star Trek: Discovery“ und „Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings“ dürfte Yeoh international mittlerweile wohl mindestens so viele Besucher*innen in die Kinos locken wie der einst so legendäre Jackie Chan, dessen letzter wirklich sehenswerter Film auch schon ein paar Jahre her ist...

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