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    Enttäuschend: Das "Obi-Wan Kenobi"-Finale auf Disney+ leidet an seinen "Star Wars"-Fesseln
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Liebt Episode I-VI, „Clone Wars“ und „The Mandalorian“. Die Sequel-Trilogie war für „Star Wars“-Fan Benjamin aber eine riesige Enttäuschung.

    „Obi-Wan Kenobi“ ist zu Ende. Doch Folge 6 auf Disney Plus enttäuscht in mehrfacher Hinsicht. Die Serie leidet unter der Last der übergreifenden „Star Wars“-Handlung und begeht im Umgang mit Obi-Wan, Reva und Darth Vader große Fehler.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    +++ Meinung +++

    Was waren die Erwartungen an „Obi-Wan Kenobi“ nicht riesig? Die Rückkehr von Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi wurde so sehnsüchtig erwartet wie kaum ein anderes Projekt der jüngeren „Star Wars“-Vergangenheit. Das liegt nicht nur daran, dass der Hauptdarsteller unter „Star Wars“-Fans enorm beliebt ist und selbst von erklärten Prequel-Gegnern als einer der Lichtblicke in „Episode 1-3“ bezeichnet wird, sondern auch an dem unfassbaren Potenzial der Geschichte. Die Titelfigur hat seinen Schüler, nein seinen besten Freund an die dunkle Seite der Macht verloren, was die Beinahe-Ausrottung der Jedi zur Folge hatte. Obi-Wan mit seinen Schuldgefühlen ringen zu sehen: Da steckt eine emotionale Wucht dahinter, die schon beim reinen Gedanken daran Gänsehaut auslöst.

    In einigen kleinen Momenten der Disney+-Serie war diese Wucht auf zu spüren, nur leider viel zu selten. Folge 6 von „Obi-Wan Kenobi“ stellt einen der Tiefpunkte dar. Das Finale hat mich leider völlig kalt gelassen und eines der größten Probleme der Serie offenbart: Ihre Platzierung in der „Star Wars“-Timeline ist ein Korsett, dass jegliche Spannung und erzählerische Freiheiten gravierend einschränkt.

    Achtung, es folgen Spoiler!

    Die Fesseln des "Star Wars"-Universums

    Es gibt zahlreiche Stellen in Folge 6, die einfach nur dazu dienen, „Obi-Wan Kenobi“ besser in die „Star Wars“-Kontinuität einzugliedern, die aber für die Serie selbst keinen Mehrwert liefern. Folge 6 fühlt sich nicht wie ein Finale an, sondern wie ein Epilog, der alle offenen Fragen, die in den vorherigen Folgen aufgeworfen wurden, mühsam abarbeitet.

    Obi-Wans Abschied von Leia (Vivien Lyra Blair) war zwar mein Highlight der Episode. Doch die Art und Weise, wie hier gleich doppelt betont wird, dass sich die Organas doch an Obi-Wan wenden sollen, sollten sie jemals wieder Hilfe brauchen, riss mich etwas aus dem Moment heraus. Plötzlich dachte ich nur noch an die Autoren der Serie, wie sie die Verbindung zum Original-„Star Wars“-Film herstellen müssen, in dem Leia einen Hilferuf an Obi-Wan sendet.

    ›› "Obi-Wan Kenobi" bei Disney+*

    Ähnliches passiert beim Aufeinandertreffen von Obi-Wan und Luke, das erklären soll, weshalb der junge Skywalker in „Episode 4“ einen gewissen Ben Kenobi kannte. Und dann wären da auch noch die Cameos von Ian McDiarmid als Imperator Palpatine und Liam Neeson als Qui-Gon Jinn. Der Kurzauftritt von Obi-Wans Meister stellt eine Verbindung zur Machtgeist-Fähigkeit her, die Kenobi in der Original-Trilogie beherrscht, und Darth Vaders Vorgesetzter muss natürlich noch mal auftauchen, um seinen Schüler davon abzuhalten, weiterhin Jagd auf Obi-Wan zu machen.

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    All diese Momente sind für sich genommen überhaupt kein Problem. Doch da die Serie kaum was anderes macht als andere „Star Wars“-Abenteuer vor- oder nachzubereiten, verkommt Folge 6 zum stumpfen Abarbeiten einer Checkliste. Die Immersion, das Erleben der Geschichte leidet darunter.

    Revas holpriger Auftritt ist fürs "Obi-Wan"-Finale egal

    Nicht nur ist „Obi-Wan Kenobi“ damit beschäftigt, Verbindungen zu den alten Filmen aufrecht zu erhalten, auch neue „Star Wars“-Inhalte müssen in Stellung gebracht werden. Das Reva-Spin-off war bisher nur ein Gerücht, doch nach diesem Finale scheint es offensichtlich zu sein, dass Disney genau dies vorbereitet oder sich zumindest die Option dafür offen hält.

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    Unter obigen Link berichteten wir bereits darüber, dass die Reva-Spin-off-Pläne nicht von Anfang an da gewesen sind. Ursprünglich sollte die Inquisitorin angeblich im Kampf mit Vader in Folge 5 sterben, doch dann wurde das Drehbuch wohl umgeschrieben. Nach ihrem holprigen Überfall in Folge 6 neige ich dazu, dem Gerücht zu glauben.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Denn Reva (Moses Ingram) hat im Finale keinerlei Relevanz für die Handlung von „Obi-Wan Kenobi“. Ihr finaler Auftritt dient vor allem dazu, die Schurkin zu rehabilitieren, sodass sie in Zukunft als „Star Wars“-Protagonistin funktionieren kann. Obendrein ist ihre Motivation unklar. Warum will sie Luke töten? Einfach nur aus Rache an Obi-Wan? So richtig wird das nie erklärt und es ergibt sich auch nicht aus dem Kontext, weil sich ihr Hass ja bisher auf Darth Vader richtete. Sie hat schlimme Dinge getan, aber nur deshalb, um noch schlimmere Dinge zu vergelten. Dass sie nun plant, ein Kind zu ermorden, kommt aus dem Nichts.

    Revas Auftritt wirkt, als wäre er notdürftig und unter Zeitdruck ins Finale hineingequetscht worden. Doch damit hören die Probleme nicht auf.

    Obi-Wan vs. Darth Vader: Unnötig!

    Das Duell mit Darth Vader ist für mich ebenfalls eine Enttäuschung. Nicht nur, weil der Kampf selbst im Vergleich zu den vorherigen Auftritten des Sith-Lords sehr generisch inszeniert ist und als Kulisse nur eine triste Felsenlandschaft bietet, sondern auch weil es viel von der mächtigen Aura kaputtmacht, die Vader ansonsten umgibt. Die erbärmliche Art und Weise, wie er am Ende von Kenobi fertiggemacht wird, ist etwas, was ich persönlich nie sehen wollte.

    Doch was hat das mit den von mir kritisierten „Star Wars“-Fesseln zu tun? Nun ja, die Szene existiert wohl auch deshalb, um den scheinbaren Widerspruch mit „Star Wars: Episode 4“ zu vermeiden, als Darth Vader sagt: „Als ich euch verließ, war ich der Schüler. Jetzt bin ich der Meister.“

    Völlig unnötig! Denn Folge 5 hatte dieses Problem bereits gelöst, und zwar deutlich eleganter:

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    Hinzu kommt auch noch, dass dem Duell aufgrund der Platzierung in der „Star Wars“-Timeline jegliche Spannung fehlt. Wir wissen, dass beide überleben werden, weshalb die „Obi-Wan“-Macher die Grenzen der Glaubwürdigkeit arg überschreiten mussten, um sie erneut in den Kampf zu schicken. Vader kann doch nicht ernsthaft gedacht haben, ein paar Felsen würden ausreichen, um Kenobi zu erledigen. In all seinem Hass hätte er zumindest nochmal nachschauen müssen, ob sein ehemaliger Meister wirklich tot ist.

    Doch auch Obi-Wan handelt nicht nachvollziehbar: Warum lässt er den geschlagenen Sith-Lord einfach zurück? Auch wenn ihm der Jedi-Kodex verbietet zu töten, hätte Kenobi in diesem Moment doch eine viel stärkere Motivation haben müssen, die Gefahr für die Galaxis zu beseitigen, als erneut den Fehler zu begehen, den er beim Sieg gegen Anakin auf Mustafar gemacht hat. Ihn einfach davonkommen zu lassen, ist jedenfalls keine Option, sondern gleicht einem Todesurteil für viele weitere Unschuldige, die durch dessen rote Klinge noch ums Leben kommen werden. Die Schuld, die Obi-Wan damit auf sich nimmt, ist enorm, wird aber von der Serie nicht mal thematisiert.

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    Ich hätte kein weiteres Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader gebraucht. Das Aufeinandertreffen in Folge 3 und der mentale Sieg des Jedi über den Sith in Folge 5 (inklusive Flashback-Sequenz) fand ich beides richtig stark und das hätte mir gereicht. Stattdessen ließen die Macher*innen die beiden noch ein weiteres Mal gegeneinander antreten, um auch die letzte vermeintliche Lücke in der Erzählung zu schließen. 

    Das wäre aber in dieser Konsequenz gar nicht nötig gewesen. Die Möglichkeit, die blinden Flecken der Sternensaga mit seiner eigenen Fantasie zu füllen, birgt oft eine viel größere Faszination als die penible Erklärung jedes einzelnen Details.

    „Obi-Wan Kenobi“ hat dem „Star Wars“-Universum daher womöglich mehr genommen als gegeben. Es wird Zeit, dass sich Disney von den Fesseln der Skywalker-Saga löst und uns mal vollkommen andere Geschichten in einem noch unerforschten Teil der „Star Wars“-Timeline bietet. Meine Hoffnungen liegen auf Taika Waitits kommenden Film und der Serie „The Acolyte“. Von der Familie Skywalker und einem gewissen Herrn Kenobi habe ich nach diesem Finale erstmal genug.

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