„Nymphomaniac Vol. 1“ und „Nymphomaniac Vol. 2“ sind nur noch bis einschließlich Dienstag, 21. Juni 2022, auf Netflix verfügbar. Die beiden Erotik-Dramen entspringen der Feder von Regisseur und Drehbuchautor Lars von Trier („Melancholia“), der in seinem Filmen gerne Tabus auslotet und auch immer mal wieder für Skandale sorgt – etwa mit wirren Aussagen über Adolf Hitler oder mit seinem Serienkiller-Thriller „The House That Jack Built“, der bewusst als filmische Ohrfeige für seine Kritiker*innen konzipiert wurde.
Lars von Trier mag manchmal über die Strenge schlagen, doch genau das ist es auch, was seine Arbeiten so faszinierend macht. Kaum ein anderer Regisseur beherrscht es, seine (meist weiblichen) Hauptfiguren und damit auch das Publikum so (mit)leiden zu lassen wie der Skandal-Däne. Wer bei „Nymphomaniac“ seichte Hochglanz-Erotik im Stile des Netflix-Hits „365 Days“ erwartet, der wird von dieser düsteren Chronik einer sexsüchtigen Frau eines Besseren belehrt.
Darum geht es in "Nymphomaniac"
„Nymphomaniac 1+2“ sind zwei Teile einer großen zusammenhängenden Geschichte, die damit beginnt, dass ein älterer, sehr belesener und gebildeter Mann namens Seligman (Stellan Skarsgård) eine brutal zusammengeschlagene Frau namens Joe (Charlotte Gainsbourg) in einer dreckigen Seitenstraße liegen sieht.
Er nimmt sie mit zu sich nach Hause und behandelt ihre Wunden. Währenddessen entwickelt sich ein respektvolles Gespräch zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Joe erzählt Seligman ihre von ihrer Sexsucht geprägte Lebensgeschichte, während dieser aufmerksam zuhört, um am Ende die Frage zu beantworten, ob Joe ein schlechter Mensch ist...
Bei Netflix stehen nur die regulären Kinofassungen der beiden „Nymphomaniac“-Filme zur Verfügung. Für den insgesamt rund eineinhalb Stunden längeren Director's Cut könnt ihr euch entweder die Blu-ray holen oder euch die beiden Film bei Amazon Prime Video als VoD leihen oder kaufen:
» "Nymphomaniac" Director's Cut auf Blu-ray bei Amazon*
» "Nymphomaniac" Director's Cut bei Amazon Prime Video*
Diese Erotik ist das Gegenteil von einem Porno
+++ Meinung +++
Ja, „Nymphomaniac“ beinhaltet echten Sex. So haben es zwar die Schauspieler*innen wie Stacy Martin (spielt die junge Joe) und Shia LaBeouf (spielt ihren Liebhaber Jerome) nicht wirklich vor der Kamera getrieben. Dafür kamen aber Sex-Doubles zum Einsatz, die den Geschlechtsakt in den Erotik-Szenen tatsächlich ausübten. Deren Gesichter der Doubles wurden dann in der Post-Produktion durch die der Darsteller*innen ersetzt.
Doch trotz des realen Sex ist „Nymphomaniac“ alles andere als ein Porno. Schließlich zielt Lars von Trier überhaupt nicht darauf ab, mit seinem Film Lust beim Publikum zu erzeugen. Im Gegenteil: Die Erotik-Szenen in „Nymphomaniac“ sind nie wirklich schön anzusehen. Von Trier entzaubert den Sex und reduziert ihn auf seine banale, triebhafte, teils verstörende und in seiner schlimmsten Ausprägung gar selbstzerstörerische Natur.
Außerdem geht es eben nicht nur um Sex. Ähnlich intim ist die Unterhaltung zwischen Seligman und Joe, das von philosophischen Gedankenspielen und skurrilen Metaphern geprägt ist. Selten war es so unterhaltsam, zwei Menschen einfach nur beim Reden zuzuhören!
Beide Filme bekamen in ihren jeweiligen FILMSTARTS-Kritiken starke 4 Sterne. Von uns gibt es also eine klare Empfehlung: Schaut „Nymphomaniac 1+2“, solange die Filme noch auf Netflix zur Verfügung stehen!
Nymph()maniac 1