+++ Meinung +++
Die ägyptische Herrscherin Cleopatra inspirierte bereits zahlreiche Filmschaffende. Der wohl berüchtigste „Cleopatra“-Film ist das gleichnamige Epos von 1963, das zwar Ansehen genießt, aber aufgrund außer Kontrolle gelaufener Dreharbeiten unter einem Rekordbudget litt, das 20th Century Fox beinahe in den Ruin getrieben hat. Fast 30 Jahre zuvor nahm sich bereits einer der einflussreichsten Regisseure und Produzenten Hollywoods der Geschichte Cleopatras an: Cecil B. DeMille.
Sein „Cleopatra“-Epos war damals der größte US-Kassenschlager des Jahres. In Deutschland lief dieser Meilenstein zwar gelegentlich uncut im Fernsehen, im Heimkino gab es bislang allerdings nur geschnittene Fassungen zu erwerben, noch dazu in SD. Am 17. Juni 2022 ändert sich das: „Cleopatra“ feiert dann ein lang erwartetes HD-Heimkino-Debüt – in voller Länge!
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Der 1934 erschienene „Cleopatra“-Film ist auf der Blu-ray in zwei verschiedenen Restaurierungen erhalten, außerdem liegt der Edition ein Booklet bei. Das Label Ostalgica ließ für die Veröffentlichung die deutsche Synchronfassung des Films aufwändig restaurieren und den Prolog des Films extra neu synchronisieren.
"Cleopatra": Opulenz der Verführung
Die ägyptische Königin Cleopatra (Claudette Colbert) und ihr Bruder Ptolemäus kämpfen unerbittlich um die Vorherrschaft. Aufgrund dessen wird sie von Minister Potheinos (Leonard Mudie) entführt und zum Sterben in der Wüste zurückgelassen. Doch der Plan schlägt fehl und Cleopatra hat die Chance, Julius Cäsar (Warren William) zu verführen, was ihren Status in Ägypten bestätigt. Als der römische Staatsmann überraschend stirbt, wendet sich das Blatt: Nun ist Cleopatra das Objekt der Begierde und potentielles Druckmittel in einem römischen Machtkampf – denn Marcus Antonius (Henry Wilcoxon) hofft, durch eine Liaison mit der ägyptischen Königin sein Sagen in Rom ausbauen zu können…
Obwohl sich DeMille bereits in Stummfilmzeiten einen Namen als ebenso emsiger wie ambitionierter Regisseur gemacht hat, wird er heute vor allem mit seinen späteren 1950er-Epen assoziiert. Vor allem das Zirkus-Epos „Die größte Schau der Welt“ als Bester-Film-Oscar-Gewinner und der biblische Monumentalfilm „Die zehn Gebote“ als Bester-Film-Nominierter kommen oft zur Sprache. Aber „Cleopatra“ war der erste DeMille-Film, der bei den Oscars in der Königskategorie nominiert wurde, darüber hinaus erhielt er Nennungen in vier weiteren Kategorien.
In der Sparte „Beste Kamera“ setzte sich der Film sogar erfolgreich durch. Anerkennungen für den Cast gab es derweil nicht – angesichts dessen, wie uneinig sich die zeitgenössische Presse über die Qualität der Dialoge und Performances war, ist das wohl keine Überraschung. Aber meiner Ansicht nach ist das Schwarz-Weiß-Epos sehr gut gealtert und verdient nicht nur für seine Schauwerte Achtung: Im Mittelpunkt der opulent ausgestatteten Geschichte steht die Erkenntnis, dass Mächtige oftmals mehr mit der Frage beschäftigt sind, wie sie ihren Einfluss beibehalten – weniger damit, wie sie ihn sinnvoll einsetzen können.
Die von Claudette Colbert gleichermaßen sinnlich wie gewieft gespielte Cleopatra darf dies aus mehreren Positionen vorführen: Als Intrigenopfer, als verführende Verteidigerin ihres Einflusses, und als begehrtes Machtmittel – anders gesagt als Zielscheibe, als Person und als überlebensgroße Ikone. Colbert vermittelt diese Vielseitigkeit mühelos und eindrucksvoll, und DeMille hat selten so viel Inhalt so gut in so wenig Laufzeit gepackt wie hier.
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