Der Marvel-Filmkosmos besticht bereits durch unzählige Top-Stars, aber das Ende der Fahnenstange ist hier noch nicht erreicht. Jüngster hochkarätiger Neuzugang ist nun Oscargewinner Jared Leto, der seit dem 31. März 2022 als Comic-Vampir in „Morbius“ auf der großen Leinwand die Zähne fletscht. Leto selbst kann es noch immer kaum glauben, jetzt Teil der Marvel-Welt zu sein, wie er FILMSTARTS verrät, als wir ihn zum Interview in Berlin treffen – und das sogar von Angesicht zu Angesicht und nicht bloß auf dem Computerbildschirm.
Als Wissenschaftler Michael Morbius entwickelt er nach einem riskanten Selbstexperiment übermenschliche Kräfte, mit denen er es laut Leto auch locker mit Tom Hardys Venom aufnehmen könnte. Dass wir diesen Kampf eines Tages wirklich zu Gesicht bekommen, ist gar nicht so unwahrscheinlich, schließlich sind beide Antihelden Teil von Sonys wachsendem Marvel-Universum mit Figuren aus den „Spider-Man“-Comics, das (weitestgehend) losgelöst von Disneys MCU ist.
Ob sich Leto neben Venom auch gern mit Spidey selbst anlegen würde und wie er zur ewigen Comic-Schlacht zwischen Marvel und DC steht, wollen wir natürlich ebenfalls von ihm wissen...
Harte Flugstunden
FILMSTARTS: Wie bist du zur Rolle von Morbius gekommen? Hatte es vielleicht damit zu tun, dass du mit 50 noch wie ein Typ in seinen 30ern aussiehst?
Jared Leto: Vielleicht hat das Studio gedacht, ich sei wirklich ein Vampir. Aber ich denke, sie wollten einfach den besten Schauspieler, den sie bekommen konnten, die Nummer 1. Ich sage nicht, dass es das ist, was sie bekommen haben, aber sie wollten auch jemanden, der etwas anders ist, jemand Unerwarteten, eine Wildcard. Und es gibt im Film ja eine Transformation und vielleicht fanden sie das auf mich bezogen auch sehr passend.
FILMSTARTS: Du bist bekannt dafür, dich besonders akribisch auf deine Rollen vorzubereiten, teilweise mit sehr ausgefallenen Method-Acting-Methoden. War das auch bei „Morbius“ der Fall oder wie hast du dich der Rolle angenähert?
Jared Leto: Ich habe mich der Sache wie allem anderen genähert. Ich war auf jeden Fall sehr begeistert von dieser Gelegenheit, vor allem weil es das erste Mal ist, dass Morbius auf die große Leinwand kommt. Es war ein großer Spaß, eine gewisse Verantwortung für diese Figur zu haben, eine Art Autorenschaft. Also bin ich tief in das Ausgangsmaterial, in die Comics abgetaucht und die ganze Geschichte. Ich habe Zeit mit Wissenschaftlern und Ärzten verbracht, um die Umstände und die Fachsprache zu verstehen und wie man sich in einem Labor verhält … und dann habe ich gelernt zu fliegen, was ziemlich hart war.
FILMSTARTS: Das kann ich mir vorstellen, aber am Ende ist es dir mit Bravour gelungen.
Jared Leto: Vielen Dank.
FILMSTARTS: Was hat dich denn sonst noch so an der Rolle fasziniert?
Jared Leto: Die Wandlung, die er durchmacht. Von einem kranken, gebrechlichen Wissenschaftler zu jemandem, der stark und gesund ist und schließlich monströs und mächtig wird. Es waren im Grunde drei Rollen in einer.
FILMSTARTS: Stammt Morbius‘ Monsterform denn komplett aus dem Computer oder wurde da auch mit einer Maske gearbeitet?
Jared Leto: Das sind Computereffekte. Wir haben kurzzeitig darüber nachgedacht, es mit praktischen Effekten zu machen, am Ende war ich aber froh darüber, dass es CGI wurde. Das hat uns etwas mehr Freiheiten gegeben, um das Publikum und auch uns selbst bei der Verwandlung zu überraschen.
Morbius vs. Venom und Spider-Man?
FILMSTARTS: Wer würde in einem Kampf gewinnen? Venom oder Morbius?
Jared Leto: Morbius natürlich! (lacht)
FILMSTARTS: Warum das?
Jared Leto: Es kommt ein wenig darauf an, wer in einem Kampf größere Chancen hat, der verrückte oder der clevere Typ. Mit Morbius bekommst du ein bisschen von beidem. Es wäre definitiv ein interessanter Kampf.
FILMSTARTS: Du hättest also Lust darauf?
Jared Leto: Oh ja, auf jeden Fall!
FILMSTARTS: Und wie sieht es mit Spider-Man aus? Würdest du dich auch gerne mit ihm anlegen, vielleicht in einem Sinister-Six-Film? Schließlich ist Morbius ursprünglich ein Spidey-Bösewicht.
Jared Leto: Das klingt zumindest nach einer Menge Spaß. All die Figuren, die ich gerne zusammen sehen würde. Und es wäre ziemlich atemberaubend, mit all diesen großartigen Schauspielern zu arbeiten.
FILMSTARTS: Gegen welchen Spider-Man würdest du denn am liebsten antreten? Tom Holland, Andrew Garfield oder Tobey Maguire?
Jared Leto: Tom Hollands Spider-Man ist sehr besonders. Es ist ein neues Kapitel wie bei Morbius. Das würde sich gut anfühlen.
FILMSTARTS: Ursprünglich sollte „Morbius“ schon im Sommer 2020 erscheinen. Hat sich der Film seitdem verändert oder ist es genau der Film, der damals rauskommen sollte?
Jared Leto: Es gab vielleicht kleinere Änderungen, aber es ist der Film, den wir vorhatten zu machen. Die allerletzte Szene haben wir aber etwas später gedreht.
Die Post-Credit-Szenen von "Morbius" erklärt: Wird jetzt endlich ein "Spider-Man"-Traum wahr?FILMSTARTS: Da du bereits den Joker gespielt hast und jetzt Morbius bist, hast du beide Seiten der großen Comic-Schlacht gesehen und kannst daher sicher ein für alle Mal klarstellen, was besser ist: DC oder Marvel?
Jared Leto: Es gibt so fantastische Figuren, Schauspieler und Filmemacher auf beiden Seiten. Ich bin sehr unentschieden, wenn es um die beiden geht, bin jetzt aber im Team Marvel. Es ist verrückt, das zu sagen, ich habe es vorher noch nie laut ausgesprochen. Ich bin sehr glücklich, Teil dieses Universums zu sein. Ich schaue mir das Poster an und finde es so wild, meinen Namen dort zu sehen und zu wissen, dass es ein frischer Charakter ist. Es ist wirklich aufregend. Ich mache viele Independent-Filme und sehr fordernde Schauspielarbeit und ich packe [„Morbius“] damit in eine Reihe, wenn es um den bloßen Prozess geht und darum, wie es sich für mich angefühlt hat.
FILMSTARTS: Besteht denn die Chance, dass wir dich eines Tages auch noch mal als Joker wiedersehen werden?
Jared Leto: Man sollte niemals nie sagen.