+++Meinung+++
Wenige Jahre nach „Natural Born Killers“ drehte Oliver Stone mit „U-Turn – Kein Weg zurück“ einen weiteren dreckigen Psychothriller mit markanter Optik und pechschwarz-morbidem Humor. Aber anders als der großen Wirbel verursachende Kultfilm ging „U-Turn“ an den Kinokassen brutal unter – und das trotz eines Star-Ensembles, bei dem man auch heute, 25 Jahre später, beeindruckt mit der Zunge schnalzt.
Allmählich entdecken aber immer mehr Filmfans den Thriller mit Sean Penn, Jennifer Lopez und Joaquin Phoenix als bislang übersehenen Geheimtipp für sich – umso besser also, dass „U-Turn“ nun ein dringend nötiges Heimkino-Upgrade bekommt: Ab sofort gibt es den Film erstmals in Deutschland auf Blu-ray, als Limited Edition im Mediabook. Es muss sich also niemand mehr mit der alten, vergriffenen und zudem recht lieblosen DVD-Edition begnügen.
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Fun Fact: Lange Zeit hatte die ungekürzte Version von „U-Turn“ eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren, doch seit einer Neuprüfung ist der Film in voller Länge bereits ab 16 freigegeben. Fun Fact #2: Die Filmmusik stammt von einer regelrechten Komponistenlegende: Ennio Morricone, dem Kopf hinter den Scores solcher Filme wie „The Hateful 8“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“. Alleine dafür lohnt es sich, mal reinzuschauen (bzw. reinzuhören)...
Das ist "U-Turn"
Kleinganove Bobby Cooper (Sean Penn) hat in Las Vegas Spielschulden, die er dringend begleichen muss. Also macht er sich mit seinem alten Ford Mustang auf den Weg, um das endlich hinter sich zu bringen. Aufgrund einer Autopanne strandet Bobby jedoch in einem kleinen Wüstendorf in Arizona, das voller seltsamer Käuze mit blutigen Absichten steckt...
„U-Turn“ basiert auf dem Roman „Stray Dogs“ von „12 Years A Slave“-Autor John Ridley, der auch das Drehbuch verantwortete. Während Oliver Stone seine Regiearbeit als komödiantischen Film noir bezeichnet, lässt sie sich allerdings genauso gut als harsche Thriller-Groteske beschreiben. Denn die Story, in der unter anderem Nick Nolte, Claire Danes, Jon Voight, Billy Bob Thornton sowie Liv Tyler in Nebenrollen auftreten, platzt schier vor abgeschmackten Richtungswechseln: In sarkastischer Tonalität lässt Stone Auftragsmorde, Folter, Inzest und weitere moralische Abgründe aufeinander folgen, als wären sie Touristenattraktionen am Rande einer einsamen Wüstenstraße.
Feiste Karikaturen und markante Optik
Nicht nur die konstante Abfolge an immer neuen menschlichen Makeln, Schattenseiten und Abgründen, denen Sean Penn als Bobby Cooper begegnet, ist gleichermaßen nervenaufreibend wie morbid-komisch. Auch der Auflauf an schrägen Figuren in „U-Turn“ ist genauso spannend, wie er zum diebischen Grinsen einlädt.
Die Frauen agieren wie Femme Fatales aus Film-noir-Klassikern, die ihrer Ära entrissen und in eine Aufmachung gezwängt wurden, die sich der Generation MTV anbiedert. Die einheimischen Männer dagegen sind Gewalttäter, die personifizierte Eifersucht, Widerlinge und gallige Karikaturen. Ebenso eklektisch ist der Look des blutigen Thrillers.
Stone und Kameramann Robert Richardson („Kill Bill“) nutzten für „U-Turn“ zahlreiche verschiedene Filmmaterialien, die in der Postproduktion teils auf atypische Weise entwickelt wurden, um eine unstete, raue und außergewöhnliche Ästhetik zu erzielen. Im Zusammenspiel mit der losgelösten Kameraführung kann das zwar zwischenzeitlich auch ermüden, jedoch ist es auch denkwürdig und unterstreicht die Unberechenbarkeit dessen, was sich in diesem verlassenen Wüstenkaff in Arizona abspielt.
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