Als lebende Regielegende sollte Steven Spielberg vor finanziellen Totalausfällen mittlerweile gefeit sein, sollte man denken. Und wenn er dann obendrein eines der bekanntesten und einflussreichsten Musicals der Geschichte neu adaptiert, was kann da schon schief gehen? Wie sich Ende 2021 zeigte, kann da in der Umsetzung wenig schiefgehen, an den Kinokassen aber sehr wohl: Von einem sehr warmen Presseecho begleitet, ging Spielbergs „West Side Story“ beim Publikum unter wie eine Bleiente.
Die Filmbranche zeigte sich dagegen von „West Side Story“ entzückt: Sieben Oscar-Nominierungen gab es für das dramatische, farbenfrohe Musical, darunter in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Ton“ und „Beste Kamera“. Nach der Disney+-Veröffentlichung erscheint der Film nun auch auf DVD, Blu-ray und als 4K-Disc – sowie in einem limitierten Mediabook mit zahlreichen Zusatzinfos.
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Fun Fact: Durch „West Side Story“ wurde Spielberg zum Filmschaffenden mit den meisten Nominierungen in der Oscar-Kategorie „Bester Film“ sowie zum ersten Regisseur in der Kinogeschichte, der in sechs aufeinanderfolgenden Jahrzehnten eine Oscar-Nominierung für die „Beste Regie“ erhielt.
Das ist "West Side Story"
Im Remake des gleichnamigen Klassikers entführt uns Steven Spielberg ins New York der 1950er-Jahre: Die Metropole wächst unaufhaltsam, doch im Schatten der Hochhäuser und gigantischen Baustellen kommt es zu unerbittlichen Gang-Konflikten. Vor allem die sich aus Weißen zusammensetzenden Jets und die von puerto-ricanischen Einwanderern gegründeten Sharks gönnen sich nichts. Als Jets-Mitbegründer Tony (Ansel Elgort) sich ausgerechnet in Maria (Rachel Zegler) verliebt, die Schwester des Sharks-Anführers Bernardo (David Alvarez), besteht die Chance, dass diese Liebe alle Konflikte aushebelt – oder aber Öl in die Flammen gießt...
Mit sieben Oscar-Nominierungen und einem Kritikenschnitt von 92% bei Rottentomatoes hat „West Side Story“ eine der stärkeren Rezeptionsgeschichten in Spielbergs Regieschaffen. Und doch ist das Musical gleichzeitig einer seiner größten Rückschläge – nämlich dann, wenn man seinen Blick gen Kinokassen wendet: Bei einem Budget von 100 Millionen Dollar nahm „West Side Story“ weltweit während seiner Kinoauswertung weniger als 74 Millionen Dollar ein.
Dass eine Spielberg-Regiearbeit weniger einnahm, passierte zuletzt 1997, als das Sklavereidrama „Amistad“ nur 58,3 Millionen Dollar an den Kinokassen generierte. Und durch eine andere Linse betrachtet, ist „West Side Story“ sogar der größte Misserfolg in Spielbergs Regiekarriere, denn nie zuvor scheiterte einer seiner Filme daran, sein eigenes Budget wieder einzunehmen.
Ein unverdienter Misserfolg
Dem Misserfolg zum Trotz ist „West Side Story“ weit mehr als nur einen vorsichtigen Blick wert – sowohl für Fans der ersten „West Side Story“-Verfilmung als auch für jene, die erst noch vom Stoff überzeugt werden müssen. Denn Spielberg inszeniert, um aus der FILMSTARTS-Kritik zu zitieren „die Musical-Passagen mit einem fast schon unverschämten Selbstbewusstsein sowie einer verschmitzten Leichtigkeit, als hätte er in seiner inzwischen mehr als 50-jährigen Regiekarriere nie etwas anderes getan.“
West Side StoryAußerdem ist „West Side Story“ der beeindruckende Karrierebeginn für eine Schauspielerin, der viele Kritiker*innen das Zeug zum Superstar attestieren und die bereits zwei weitere große Projekte in Aussicht hat: Hauptdarstellerin Rachel Zegler wird in naher Zukunft im DC-Film „Shazam! Fury Of The Gods“ zu sehen sein und in einer „Schneewittchen“-Neuverfilmung Disneys die titelgebende Prinzessin spielen. Ihre für den Oscar nominierte Kollegin Ariana DeBose drückt mit ihrer Präsenz Spielbergs „West Side Story“ ebenfalls einen kräftigen Stempel auf – und wird bald in der Marvel-Adaption „Kraven The Hunter“ sowie in Matthew Vaughns Agententhriller „Argylle“ auftreten.
Kurzum: „West Side Story“ bietet einen Blick zurück in ein vergangenes New York, zerrt einen altbekannten Musicalstoff inszenatorisch ins Heute und gewährt schon jetzt einen Eindruck davon, welche Talente zukünftig noch prominenter Hollywood formen werden. Nicht schlecht für einen historischen Flop einer Filmlegende.
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