„Gods Of Egypt“ (läuft heute Abend ab 20.15 Uhr auf RTL II) floppte bei seinem Kinostart 2016 bei Kritikern und an den Kinokassen. Dabei kann man mit dem Film – wenn man nur mit der richtigen Erwartungshaltung an ihn herantritt – durchaus seinen Spaß haben. Wie man den Film von Alex Proyas („The Crow“, „Dark City“) am besten goutieren sollte, machen dabei schon die ersten Einstellungen klar – die wirklich unübersehbaren Filmfehler entlarven die 140 Millionen Dollar teure Blockbuster-Produktion nämlich direkt als überteuertes Trash-Fest…
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Warum stehen da Pyramiden?
Los geht es direkt mit dem ersten Landschaftspanorama: Hier stehen im Hintergrund drei riesige Pyramiden rum, die ja bekanntermaßen die Grabstätten der Pharaonen sind. „Gods Of Egypt“ spielt aber zu Zeiten von Osiris (im Film gespielt von Bryan Brown), welcher – der ägyptischen Mythologie nach – der erste Pharao war. Und wenn der noch lebt: Wieso gibt es dann schon Pharaonen-Gräber? Eines hätte man ja noch irgendwie erklären können (man muss halt vorsorgen). Aber drei?
Außerdem werden die ersten Pyramiden in der klassischen Dreiecks-Architektur erst zwischen 2.613 und 2.589 vor Christus verortet – also lange nach der Handlungszeit des historischen Action-Krachers. Denn im Film leben Götter und Menschen im antiken Ägypten schließlich noch Seite an Seite…
Mehr historische Filmfehler
Dass es Regisseur Alex Proyas mit historischer Akkuratesse wohl nicht so hat, sieht man auch daran, dass der Gott Ra (Geoffrey Rush) seinen Speer an einem per Fußpedal angetriebenen Schleifstein bearbeitet. Diese Technik ist allerdings gerade mal 200 Jahre alt.
Noch lange nicht erfunden war außerdem das Teleskop, das im Film benutzt wird. Auch die Bliden, eine besonders präzise Art von Katapulten, die die Truppen von Set (Gerard Butler) gegen ihre Feinde auf dem Schlachtfeld einsetzen, gab es im antiken Ägypten noch nicht. Mit etwas Recherche hätten auch die Macher von „Gods Of Egypt“ das alles herausfinden können.
Bei einem so teuren Film sind solche Fehler schon etwas peinlich. Es scheint fast so, als hätten die Verantwortlichen von vornherein einfach nicht sonderlich viel Wert auf die historische Genauigkeit gelegt…
Auch wir haben einen Fehler gemacht
In einer früheren Fassung dieses Artikels haben wir dem Film vorgeworfen, dass „die Soldaten im Gleichschritt marschieren – einige Tausend Jahre bevor die für das moderne Militär so charakteristische Gangart im 17. Jahrhundert überhaupt erst erfunden wurde.“ Netterweise habt ihr in den Kommentaren angemerkt, dass das so nicht stimmt – und zwar zu Recht:
Erste Aufzeichnungen über den Gleichschritt im Militär finden sich nämlich bereits in der 1473 veröffentlichten Kriegsabhandlung „De re militari“. In der steht geschrieben, dass sich die ersten Hinweise auf den „Gleichschritt“ bereits im Antiken Griechenland (etwa 1.600 bis 27 v. Christus) finden lassen.
Wir lagen also gut 2.000 Jahre daneben – der Film aber auch: Denn selbst wenn der Gleichschritt schon im Antiken Griechenland erfunden wurde, spielt der Film trotzdem noch davor.
Trotzdem anschauen?
Wir finden, dass „Gods Of Egypt“ in seinen besten Momenten nicht mehr als „eine unterhaltsame-herzhafte Götter-Seifenoper“ ist. Über weite Strecken versinkt das Fantasy-Epos hingegen in Action-Einerlei und Effektgewitter. Bei uns kriegt der Film daher nur 2 von 5 Sternen – aber wer mit der richtigen Einstellung rangeht und Bock auf ein abgefahrenes Trash-Vergnügen hat, sollte trotzdem ruhig einen Blick riskieren…
Gods Of EgyptBei diesem Artikel handelt es sich um eine anlässlich der heutigen TV-Ausstrahlung von „Gods Of Egypt“ aktualisierte Version eines bereits veröffentlichten Beitrags. *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.