Mit „Texas Chainsaw Massacre“ hat Netflix gerade den bereits 9. Film des Franchises veröffentlicht. Inhaltlich zusammenhängen tun allerdings nur die wenigsten. Es gibt jedoch einige Zeitlinien, die auf einen Nenner gebracht werden können und damit in das seit „Blutgericht in Texas“ stetig erweiterte Kettensägen-Massaker ein Stück weit Ordnung bringen. Wie schon bei „Halloween“ ist das allerdings gar nicht so einfach.
Ausgangspunkt ist immerzu Tobe Hoopers Terror-Manifest aus dem Jahre 1974. Inspiriert von den schrecklichen Taten des Mörders und Leichenschänders Ed Gein, zeigte „Blutgericht in Texas“ den ersten Auftritt von Leatherface. Seine Vorlieben: Eine Kettensäge und die Gesichtshaut seiner Opfer, die er sich selbst auflegt.
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Netflix hat mit „Texas Chainsaw Massacre“ nun ein direktes Sequel zum Original veröffentlicht, das keinen Wert auf die vorherigen Fortsetzungen legt und sich als verspätete Fortschreibung versteht, die aufzeigt, dass Leatherface auch nach all den Jahren nicht von seiner Grausamkeit verloren hat. Ganz im Gegenteil: Hier wird der Begriff „Massenmörder“ sogar ganz wortwörtlich definiert. Wir waren davon ziemlich angetan, wie ihr der offiziellen FILMSTARTS-Kritik entnehmen könnt:
Texas Chainsaw MassacreEin heilloses Chaos: Die "TCM"-Timelines
Problematisch am „Texas Chainsaw Massacre“-Franchise ist vor allem, dass einer inhaltlichen Kontinuität schon frühzeitig jede Relevanz abgesprochen wurde. Tobe Hooper inszenierte mit „Texas Chainsaw Massacre 2“ zwar eine Fortsetzung, die an das Original anknüpft, man könnte diesen Film jedoch auch losgelöst von „Blutgericht in Texas“ betrachten, denn die einzige Verbindung ist die vollkommen wahnsinnige Familie Sawayer (zu der Leatherface auch zählt).
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Die sogenannte Hooper-Timeline, bestehend aus „Blutgericht in Texas“ und „Texas Chainsaw Massacre 2“, geht quasi nahtlos in die nicht mehr von Hooper inszenierte Classic-Timeline über, die die ersten beiden Teile um den bis heute hierzulande nicht legal erschienenen „Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III“ und um „Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr“ erweitert. Inhaltlich (und auch stilistisch) gibt es keine Kohärenz, stattdessen wurde das „TCM“-Franchise immer hemmungsloser und willkürlicher.
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Wo bereits „Texas Chainsaw Massacre 2“ einen wie von der Tarantel gestochenen Dennis Hopper aufbietet, wird „Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr“ durch einen vollkommen entfesselten Auftritt von Matthew McConaughey veredelt. Der Oscar-Gewinner schlüpft hier in die Rolle von Leatherface-Bruder Vilmer und liefert die mit Abstand wildeste und bekloppteste Performance seiner Karriere ab.
Zwischen Remake, Reboot und weiterer Verwirrung
2003 haben sich Michael Bay und Marcus Nispel dann mit „Texas Chainsaw Massacre“ einem Remake angenommen, welches sich im Gegensatz zum Original nicht mehr um politische Verstrebungen schert, dafür aber hochgradig ästhetisches Terror-Kino liefert. Die Sawyer-Familie wurde in diesem Fall auch umgetauft und hört nun auf den Namen Hewitt. Da der Film am Box Office erfolgreich war, ließ der nächste Eintrag in das Franchise nicht lange auf sich warten.
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Allerdings erhielt das Remake keine Fortsetzung, sondern ein Prequel. „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ von 2006 beleuchtet die Geschichte, wie Leatherface zu Leatherface wurde. Jedenfalls in den ersten 15 Minuten. Danach gibt es den üblichen Abzählreim, in diesem Fall aber noch einmal deutlich brutaler, was dazu geführt hat, dass das Prequel indiziert und in Deutschland nur in stark gekürzten Versionen verfügbar ist.
Jetzt wird es besonders knifflig, denn mit „The Beginning“ hat die Remake-Timeline bereits ihr brutales Ende gefunden. Stattdessen wurde 2013 die Reboot-Timeline mit „Texas Chainsaw 3D“ ins Leben gerufen. Der ebenfalls nicht zimperliche Horrorfilm mit Alexandra Daddario versteht sich – wie die Netflix-Auskoppelung – als direkte Fortsetzung zu „Blutgericht in Texas“ und bietet im letzten Drittel einen der absurdesten Twists überhaupt auf.
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Das ist aber noch nicht alles, denn 2017 wurde die Reboot-Timeline ein weiteres Mal ausgebaut: Und zwar – und jetzt festhalten – durch ein Prequel! „Leatherface“ von dem französischen Regie-Duo Julien Maury und Alexandre Bustillo („Inside“) geht zurück in die Kind- und Jugendzeit von Leatherface und veranschaulicht, wie es aus dem Jungen einer der gefürchtetsten Serienkiller überhaupt werden konnte.
In Sachen expliziter Brutalität und Ekelfaktor wird hier auch wieder voll vom Leder gezogen – und nicht einmal vor Nekrophilie zurückgeschreckt! In Deutschland wurde die Altersfreigabe dafür verweigert, der Film ist aber trotz des SPIO/JK-Siegels ohne Probleme überall zu kaufen.
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Die "Texas Chainsaw Massacre"-Timelines im Überblick
Damit es nun noch konfuser wird: In einem Interview mit Bloody Disgusting hat Fede Alvarez, Produzent des Netflix-Films „Texas Chainsaw Massacre“ kürzlich gesagt, dass der neueste Auftritt von Leatherface gar nicht unbedingt alle vorherigen Teile ignoriert. Vor allem bezog er sich dabei auf „Texas Chainsaw Massacre 2“, der ihm besonders am Herzen liegt. Letztlich aber überlässt er die Entscheidung dem Publikum, welche Teile sie ausklammern wollen, offiziell ist der Netflix-Reißer jedenfalls eine direkte Fortsetzung zum Original.
Hier noch einmal die Übersicht über die allgemein anerkannten, aber sicherlich nicht finalen Zeitlinien in der Chronologie der Handlung (in Klammern steht das Erscheinungsjahr):
Hooper-Timeline
- Blutgericht in Texas (1974)
- Texas Chainsaw Massacre II (1986)
Classic-Timeline
- Blutgericht in Texas (1974)
- Texas Chainsaw Massacre II (1986)
- Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III (1989)
- Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr (1995)
Remake-Timeline
- Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (2006)
- Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre (2003)
Reboot-Timeline
- Leatherface (2017)
- Blutgericht in Texas (1978)
- Texas Chainsaw 3D (2012)
Netflix-Timeline
- Blutgericht in Texas (1974)
- Texas Chainsaw Massacre (2022)
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