+++ Meinung +++
Zeitreisegeschichten gibt es in Hülle und Fülle – doch in der Welt des Films beschränken sie sich zumeist auf das Komödiengenre. Das könnte am nachhaltigen Einfluss von „Zurück in die Zukunft“ liegen und sorgte immerhin für einige vergnügliche Filmstunden. Dennoch ist es immer wieder erfreulich, wenn sich Filmschaffende von dieser Formel entfernen – und sei es nur ein Stückchen. Regisseur und Autor Nacho Vigalondo, der sich mit dem Anne-Hathaway-Geheimtipp „Colossal“ einen Namen gemacht hat, gehört zu jenen, die sich einen spannenden Twist fürs Zeitreisethema ausgedacht haben.
Sein Langfilmdebüt „Timecrimes“, von dem Horror-Regielegende David Cronenberg zwischenzeitlich ein Remake plante, lässt das Humorpotenzial von Zeitreisen nicht gänzlich links liegen. Doch vor allem ist es ein spannender Mysterythriller, der mit kleinen Mitteln große Wirkung erzielt – inklusive wunderbar-trockenem, schwarzem Humor. Wenn ihr den Film noch nicht kennt, kein Problem: Diesen Sci-Fi-Geheimtipp könnt ihr aktuell unter anderem via Amazon Prime Video ohne Zusatzkosten streamen (aber nur noch bis einschließlich 6. März).
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Falls ihr über kein Amazon-Prime-Abo verfügt, könnt ihr euch „Timecrimes“ alternativ auch bei diversen Anbietern als digitalen Leih- oder Kauftitel besorgen – oder ihr schlagt ganz klassisch bei der DVD oder Blu-ray zu. Als Disc ist „Timecrimes“ mittlerweile zum absoluten Sparpreis erhältlich.
Darum geht’s in "Timecrimes"
Der unscheinbare Héctor (Karra Elejalde) befindet sich plötzlich in einer Situation, die wie aus einem wirren Albtraum wirkt: Mitten im Wald attackiert ihn ein rosa maskierter Mann, der allem Anschein nach zudem eine Frau (Bárbara Goenaga) in seiner Gewalt hält. Panisch sucht Héctor das Weite, auch wenn das bedeutet, dass er der Fremden nicht helfen kann. Doch dann bekommt er völlig unerwartet die Chance, sehr wohl heroisch dazustehen:
Denn Héctor stolpert zufällig in eine sonderbare Wissenschaftseinrichtung. In der hat ein schräger Wissenschaftler (Vigalondo) eine Zeitmaschine erbaut, die einen in die jüngere Vergangenheit befördern kann. Héctor nutzt die Maschine – und tatsächlich funktioniert sie! Jedoch erweisen sich Zeitreisen als äußerst tückisch. Schon bald wird für unseren Helden deutlich: Mord ist nur eine Frage der Zeit...
Mitfiebernde Schadenfreude
Bodyhorror-Meister David Cronenberg hätte sicherlich ein groteskes Vergnügen aus diesem Stoff geformt – doch es gibt keinen Grund, dieser kurzzeitig geplanten, nie zustande gekommenen „Timecrimes“-Version hinterher zu trauern. Denn im Gegensatz zu den Erlebnissen, die Héctor korrigieren will und damit nur immer weiter verschlimmbessert, besteht bei diesem Sci-Fi-Mysterythriller kein Anlass, zurückzukehren und es noch einmal zu versuchen.
Regisseur, Drehbuchautor und Nebendarsteller Nacho Vigalondo entwirft mit „Timecrimes“ ein suspensereiches Puzzle der Verdammnis: Schon früh zeichnet sich ab, dass Héctors Zeitreise kein gutes Ende nehmen wird. Doch wie Vigalondo Stück für Stück das eingangs so lückenhafte Bild um immer neue Rückschläge, boshafte Überraschungen und grimme Perspektiven ergänzt, ist erzählerisch ebenso raffiniert wie spannend.
Wir raten euch davon ab, den Trailer anzusehen, da dieser einfach viel zu viel verrät. Wenn euch Spoiler aber egal sind, könnt ihr natürlich selbst entscheiden, ob ihr einen Blick riskieren wollt:
Hauptdarsteller Karra Elejalde trägt das Low-Budget-Sci-Fi-Mysterium mit einem unscheinbaren Auftreten und einer erfrischenden Mischung aus Ratlosigkeit und zunehmend demoralisierter Zielstrebigkeit: Er improvisiert am laufenden Band, wirft seine Pläne, wie er alles zurechtrücken kann, ununterbrochen um und scheint sich selbst einzureden, dass es schon noch gut ausgehen wird, wenn er bloß ausreichend von sich überzeugt ist.
Héctor wird somit mehr und mehr zu einem moralisch zwiespältigen Protagonisten. Man glaubt ihm, dass er Gutes tun will, aber merkt ihm auch an, dass er willens wäre, jegliches Gewissen aus dem Fenster zu schmeißen, sollte ausreichender Verdacht bestehen, dass sich der Zeitreise-Logikknoten nicht mühelos lösen lassen. Damit gelingt Vigalondo das Kunststück, dass es sich mit Héctor mitfiebern lässt, man aber ebenso schadenfroh über von ihm clever konstruierte makabre Wendungen schmunzeln kann.
„Timecrimes“ ist nur noch bis 6. März 2022 auf Amazon Prime Video verfügbar. Den entsprechenden Link zu Streaming-Anbieter findet ihr oben im Artikel.
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