Hinweis: Mittlerweile wurde eine 2. Staffel von „Reacher“ bestellt und wird dann demnächst produziert. Der nachfolgende Artikel informiert euch aber weiterhin mit allen bekannten Infos darüber, wie es weitergehen könnte.
26 Bücher hat Lee Child mit seinem so muskulösen wie großgewachsenen Kämpfer für Gerechtigkeit Jack Reacher bereits veröffentlicht. Verkörpert von Alan Ritchson („Titans“) ist dieser nun auch in einer Streaming-Serie zu sehen. Die erste Staffel von „Reacher“ umfasst acht Episoden und ist exklusiv bei Amazon Prime Video verfügbar.
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Die Serienstaffel basiert auf dem ersten „Reacher“-Roman „Killing Floor“ alias „Größenwahn“. Jede weitere Season soll auf einem weiteren Roman der Action-Thriller-Reihe basieren. Da „Reacher“ als Einzelgänger durch die USA zieht, ist eigentlich erst mal nur die Rückkehr von Alan Ritchson logisch. Doch mit einem Kniff hat Serienchefautor Nick Santora („Prison Break“) ihm eine zweite Rückkehrerin zur Seite gestellt.
Die 2. Season "Reacher": mehr Maria Sten als Frances Neagley
Denn in der ersten Season ruft Jack Reacher bereits seine ehemalige Militär-Untergebene Frances Neagley (Maria Sten) zur Hilfe. Neagley ist nun sehr erfolgreich im Sicherheitsgewerbe, ein ähnlicher Badass und in moralischen Fragen so konsequent wie ihr einstiger Boss. In der ersten Staffel erfahren wir zudem, dass sie Haptophobie hat, weswegen sie keine anderen Menschen berührt (und bevorzugt aus der Entfernung tötet).
Jack Reacher ohne Tom Cruise: So gut und brutal ist die neue Serie bei Amazon Prime VideoDie sonst sehr nah an der Vorlage von Lee Child bleibende Serie weicht hier vom Roman ab. Ihren ersten von zahlreichen Buchauftritten hat Neagley eigentlich erst im sechsten Buch „Without Fail“ alias „Tödliche Absicht“. Dass sie in der Serie nun schon früher dabei ist, hat einen Grund: Die Verantwortlichen wollen Neagley so als zweite feste Figur etablieren, die auch in den nächsten Staffeln zurückkehrt. So hat man eine zweite feste Identifikationsfigur, kann zudem nach und nach auch ihren Hintergrund vertiefen.
Denkbar ist daher, dass man nun direkt „Tödliche Absicht“ für die 2. Staffel adaptiert...
Welcher Roman für Staffel 2: "Tödliche Absicht"? "Ausgeliefert"?
„Tödliche Absicht“ ist zwar erst das sechste Buch, wäre unserer Meinung nach aber ein sehr logischer Nachfolger. Reachers in der ersten Staffel thematisierte Liebe für Blues spielt eine Rolle, zudem sucht er zu Beginn mit M.E. Froelich eine Ex-Freundin seines ermordeten Bruders Joe auf, was sich gut mit den bisherigen Ereignissen verknüpfen lässt. Froelich arbeitet nun für den Secret Service und bittet Reacher zu überprüfen, ob der Schutz für den künftigen Vize-Präsidenten gut organisiert ist. Dafür holt er Neagley als Unterstützung. Das Duo findet schnell Lücken, die auch wichtig werden: Denn es will wirklich jemand den Vize-Präsidenten töten und nur Reacher und Neagley können ihn stoppen...
Das sechste Buch wäre auch eine sehr gute Serien-Fortsetzung, weil hier gekonnt die Dynamik zwischen Reacher und Neagley vertieft wird, die sogar ein fast gleichberechtigtes Hauptduo bilden. Damit könnte man nach ihrer Einführung in der ersten Staffel ihre Rolle besonders gut ausbauen und mehr über sie erzählen. Gleichzeitig unterscheidet sich die Jagd nach einem Attentäter aber deutlich von der Handlung in Season 1, was für Abwechslung sorgt. Es ist zudem ein Roman, der sehr gut die Beziehung der Brüder Reacher vertieft – übrigens durch Joes Ex-Liebe Froelich, mit der nun auch Jack Reacher eine Beziehung eingeht.
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Logisch wäre natürlich auch, dass man die Romane einfach chronologisch adaptiert. Dann käme als nächstes „Die Trying“ alias „Ausgeliefert“ an die Reihe. Hier wird Reacher scheinbar zufällig gemeinsam mit einer Frau das Opfer einer Entführung. Holly Johnson ist eine taffe FBI-Agentin, die zudem das Patenkind des Präsidenten ist. Die Entführer gehören zu einer radikalen Bürgerwehr, die ein Bergdorf besetzt und plant, sich von den USA loszusagen und einen eigenen Staat zu gründen. Das FBI hält derweil erst einmal Reacher für den Kidnapper und bringt seinen ehemaligen Boss und Mentor Colonel Leon Garber an Bord, um zu helfen.
Gegen „Tödliche Absicht“ spricht für uns, dass es eigentlich keinen Platz für Neagley in der Story gibt, aber ja schon bestätigt ist, dass sie zurückkehren soll. Auch ein Umschreiben und Einbauen ihrer Figur (ähnlich der ersten Season) macht hier wenig Sinn. Sie anstelle einer der beiden größten Nebenfiguren einzusetzen, geht nicht wirklich auf. Hollys Status als FBI-Agentin und Patenkind des Präsidenten ist zu wichtig für die Motivation der Entführer. Dass das FBI sie als Reacher-Kennerin an Bord holt, kann man natürlich einfach erzählen, aber in der Rolle gäbe es viel zu wenig für Neagley zu tun. Und sie als externe Helferin ganz neu einzusetzen, nimmt ein wenig der misslichen Lage, in der sich Reacher und Holly befinden und aus der sie sich alleine rauskämpfen müssen, die Brisanz.
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Mindestens bis zur möglichen Ankündigung einer zweiten Staffel müssen wir aber wohl warten, mit welchem Buch es weitergeht. Falls es weitergeht.
Das Ende und eine fehlende Abspannszene zeigen: Man hält sich alles offen
Dabei glauben wir, dass es die Verantwortlichen um Serienmacher Nick Santora und Romanautor Lee Child womöglich selbst noch gar nicht wissen, welches Buch sie sich als nächstes vornehmen wollen – oder es zumindest nicht wussten, als sie die erste Staffel abdrehten. Denn sie haben am Ende der ersten Season auf jede Andeutung verzichtet. Es wäre so einfach gewesen, Reacher beim finalen Abschied Roscoe (Willa Fitzgerald) sein nächstes Reiseziel mitteilen zu lassen oder ihn (womöglich in einer Abspannszene) beim Besteigen eines Greyhound-Busses mit einem bestimmten Zielort oder als Anhalter im Gespräch mit einem Auto- oder LKW-Fahrer über ein Reiseziel zu zeigen.
Eine solche Ortsangabe wäre für „Reacher“-Fans schon ein netter und deutlicher Teaser gewesen, wohin es nun geht. Doch man wollte sich sehr wahrscheinlich nicht einschränken und schon jetzt auf eine Richtung festlegen lassen ...
… außer man war ganz clever, läuft doch bei Reachers Abreise der Song „Police Dog Blues“ von Blind Blake. Der singt dabei „I shipped my trunk down to Tennessee“. In dem für seine Countrymusik bekannten Staat spielt der in deutscher Übersetzung noch gar nicht erschienene 25. Reacher-Roman „The Sentinel“. Hier beschützt Reacher in einer Kleinstadt einen IT-Techniker und spielt dabei – etwas ähnlich wie Clint Eastwood in „Für eine Handvoll Dollar“ – rivalisierende Verbrecherorganisationen gegeneinander aus und nimmt sie brutal auseinander. Doch an einen solch subtilen Verweis glauben wir nicht wirklich, sondern Blind Blake spielt halt einfach nur, weil Reachers Liebe für den Musiker all die Ereignisse der ersten Staffel startete...
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