+++ Meinung +++
Das Humorverständnis von Loriot ist deswegen nach wie vor so brillant, weil er es geschafft hat, der deutschen Piefigkeit den Spiegel vorzuhalten, den entlarvenden Effekt daraus aber immer liebenswert-schrullig, anstatt arrogant und überheblich handzuhaben. „jerks.“ behandelt die deutsche Kleingeistigkeit ebenfalls – der elegante Charme eines Loriots weicht hier jedoch vollends einer hemmungslosen Bösartigkeit, die die Zuschauer*innen immer wieder an ihre Grenzen führt.
Ja, man muss mit einigen Wassern gewaschen sein, wenn man sich mit „jerks.“ befasst. Das beweist auch die vierte Staffel, die am heutigen Dienstag, den 4. Januar, um 23.10 Uhr auf ProSieben ihre Free-TV-Premiere mit einer Doppelfolge feiert. Im wöchentlichen Turnus werden daraufhin die restlichen Folgen – ebenfalls im Doppelpack – ausgestrahlt.
Ihr könnt euch die vierte Staffel übrigens auch schon komplett beim Streaming-Anbieter Joyn PLUS+ anschauen – genauso wie die vorherigen Seasons und das Weihnachtsspecial „Gentleman's Stich“ aus dem Jahr 2020, welches im Free-TV leider nicht ausgestrahlt wird und eine grandiose Einleitung für die neue Staffel ist.
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Ein ekelhaftes Vergnügen
Für mich ist es schier unfassbar, wie hinterhältig und teilweise sogar grausam Christian Ulmen und Fahri Yardim in „jerks.“ mit den Menschen in ihren Umfeld umgehen. Die Serie hat es dabei geschafft, sich von Staffel zu Staffel zu steigern und in ihrem ausgelösten Unbehagen zu überbieten – und das ist eigentlich eine unglaubliche Leistung, denn schon bei Staffel 1 dachte ich, dass der Fremdscham-Regler bereits bis zum Anschlag aufgedreht wurde. Von wegen.
Jede neue Season hat die vorherige in ihrer durchtriebenen, mitleidlosen Rücksichtslosigkeit übertroffen - und Staffel 4 bietet in dieser Hinsicht wirklich einige Tiefschlag-Highlights! So sehr, dass man sich ob all der hochnotpeinlichen Situationen wirklich auf dem Sofa windet: „jerks.“ gehört für mich zu den Serien, die mit einer hemmungslosen Offensivität dorthin gehen, wo es weh tut. Das kann man sicherlich abstoßend und anstregend finden, man kann aber auch die ein oder andere Lektion für sich aus all dem Chaos ziehen.
Denn „jerks.“ lässt sich auch als eine Art Selbstkonfrontation verstehen. Denn in keinem anderen deutschen Format werden einem die eigenen (Geschmacks-)Grenzen so konsequent aufzeigt, wie in diesem Fall. Wenn man dazu – so wie ich – ein Faible für diese Art von erbarmungsloser Hardcore-Comedy hat, die einen immer und immer wieder den Wunsch äußern lässt, im Erdboden zu versinken, dann wird man mit „jerks.“ und nun auch mit der famosen vierten Staffel seinen brutalen Spaß haben.
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