Mit „Resident Evil: Welcome To Raccoon City“ beginnt die Verfilmung der wegweisenden Videospiel-Reihe noch einmal völlig neu. Losgelöst von den eher freien Adaptionen mit Milla Jovovich, hat Regisseur und Autor Johannes Roberts sich weitaus enger an den Vorlagen orientiert und sich auch stärker auf deren Horror-Wurzeln besonnen. Deshalb gibt es natürlich auch eine komplett neue Besetzung für die ikonischen Figuren.
In die Rollen der Franchise-Lieblinge Claire Redfield, Chris Redfield, Leon S. Kennedy und Albert Wesker schlüpfen dabei diesmal Kaya Scodelario („Maze Runner“), Robbie Amell („Upload“), Avan Jogia („Zombieland 2“) und Tom Hopper („The Umbrella Academy“) – die sich alle die Zeit genommen haben, um mit uns über den „Resident Evil“-Kino-Reboot zu plaudern.
Dabei verraten sie uns, wer von ihnen bereits vorher mit den Spielen vertraut war – und wem sie zu gruselig waren, um sie selbst nachzuholen. Außerdem kommt die Begeisterung für die akkurate Nachbildung der beliebten Schauplätze aus den Spielen zur Sprache – genau wie mögliche Pläne für eine Fortsetzung zu „Welcome To Raccoon City“, die sich dann dem bei vielen Fans wohl beliebtesten Teil der Reihe widmen könnte...
FILMSTARTS: Videospielverfilmungen haben leider noch immer nicht den besten Ruf. Was denkt ihr, woran das liegt? Und wie soll der neue „Resident Evil“ das ändern?
Robbie Amell: Videospielfilme sind eine schwierige Sache, weil man es den Fans recht machen, gleichzeitig aber auch etwas Neues kreieren will. Unser Regisseur Johannes Roberts hat es als Fan der Spiele wirklich gut verstanden, die Dinge, auf die es dort ankommt, zu nehmen und auszubauen. Wenn man etwa nur die Zwischensequenzen adaptieren würde, würde das sehr zu wünschen übrig lassen. Er hat sich also Freiheiten genommen, wo es nötig war, und in meinen Augen super Entscheidungen getroffen. Am Ende ist das aber natürlich subjektiv. Einige Leute werden es lieben, andere nicht und wiederum andere werden irgendwo dazwischen stehen.
FILMSTARTS: Habt ihr denn die vorherigen „Resident Evil“-Filme mit Milla Jovovich geschaut? Und was würdet ihr sagen, ist der größte Unterschied zu eurem Reboot?
Avan Jogia: Ich habe den ersten gesehen und mochte ihn wirklich sehr. Es ist etwas völlig anderes als die Spiele. „Matrix“ ist kurz vorher rausgekommen. Es ergab also Sinn, dass es eher eine Action-Version geworden ist. Und damals wusste auch niemand so wirklich was mit Videospielverfilmungen anzufangen.
Tom Hopper: Als Filme sind sie toll. Es gibt einen Grund, warum es fast genauso viele Fans der Filme wie der Spiele gibt – von denen einige die Spiele gar nicht gespielt haben. Es ist eine ganz eigene Fangemeinde.
Robbie Amell: Ich habe sie alle gesehen und bin ein großer Fan. Unser Film ist jetzt aber eine direkte Adaption von „Resident Evil 1 & 2“. Er bedient sich weit mehr bei den Spielen als die vorherigen Adaptionen.
Kaya Scodelario: Wir gehen in die Neunziger zurück und haben eine düsterere und angespanntere Atmosphäre. Der Film ist im Horror-Genre und nicht so sehr im Action-Genre verortet – auch wenn wir natürlich immer noch viel Action haben. Wir wollten dieselbe Erfahrung vermitteln, die jemand hatte, der die ersten beiden Spiele gespielt hat – und das ist eine weitaus erschreckendere und ekligere Erfahrung.
FILMSTARTS: Zielt der neue „Resident Evil“-Film primär auf Fans der Spiele ab oder ist er auch was für Nicht-Fans?
Robbie Amell: Wenn du mit den Spielen aufgewachsen bist oder sie jetzt spielst, wirst du ausflippen. Ich denke, das ist der Film, auf den die Fans der Spiele gewartet haben. Aber auch wenn du noch nie etwas von „Resident Evil“ gehört hast, ist es eine tolle Origin-Story und eine tolle Einführung in das „Resident Evil“-Universum. Ich liebe daran, dass es in den Neunzigern spielt und ein Horrorfilm ist, schließlich waren die Spiele auch Horrorspiele. Es wird das abgeliefert, was das Herz und die Seele von „Resident Evil 1 & 2“ ausmacht.
Kaya Scodelario: Ich denke, auch andere Zuschauer*innen können genauso viel Spaß mit dem Film haben. Wir haben versucht, einen wirklich guten Genre-Film zu machen. Man kann sich also definitiv reinstürzen, ohne die Spiele gespielt oder die anderen Filme gesehen zu haben. Aber es ist natürlich ein besonderes Vergnügen für Leute, die die Spiele gespielt haben – alleine schon wegen all der Easter Eggs. Viele der Sets sind im Grunde direkte Übertragungen von den Spielen auf die Leinwand.
Liebe zum Detail
FILMSTARTS: Einige Sets sehen in der Tat so aus, als stammen sie direkt aus den Spielen. Wie viel davon war CGI und was war wirklich da?
Kaya Scodelario: Johannes wollte so viele praktische Sets bauen wie möglich, was heutzutage ja schon eine echte Seltenheit ist. Aber er wollte, dass wir den Raum haben, um uns darin zu bewegen. Und es sollte auch groß genug sein, dass wir rennen und unsere Waffen abfeuern und die Anspannung dort richtig spüren konnten. Es war wirklich unglaublich, besonders die Polizeiwache. Bis dahin bin ich immerhin auch gekommen, als ich das Spiel zum ersten Mal gespielt habe...
FILMSTARTS: ... was nicht sehr weit ist.
Kaya Scodelario: (lacht) Nein, nicht sehr weit. Aber allein der Empfang mit dem Schreibtisch, dem Computer und den Treppen… das war, als würde man ins Spiel zurückgeworfen werden. Und da wusste ich, dass wir wirklich etwas für die Fans machen. Das war sehr aufregend.
Robbie Amell: Die Eingangshalle des Spencer-Anwesens wurde in einem Studio aufgebaut. Johannes ist zu [„Resident Evil“-Entwicklerstudio] Capcom gegangen und hat sich die Blaupausen für das Anwesen und die Polizeiwache besorgt. Sie sind daher sehr exakt. Ich werde den Moment niemals vergessen, als ich das erste Mal in diesem Foyer stand, es war echt surreal. Und der Speisesaal, der auch genau wie im Spiel aussieht, war ein altes Gebäude in Hamilton. Sie haben einen Raum gefunden, der einfach sehr gut gepasst hat und darauf aufgebaut. Es wurde wirklich viel Sorgfalt in das Finden und Bauen dieser Orte gesteckt.
FILMSTARTS: „Resident Evil“ erfreut sich seit 25 Jahren riesiger Beliebtheit. War es für euch ein zusätzlicher Druck, in solch ikonische Figuren zu schlüpfen?
Kaya Scodelario: Es geht ohne Frage mit einer gewissen Verantwortung einher und das kann echt unheimlich sein. Ich mag es aber wirklich sehr, Figuren zu spielen, die bereits eine Fangemeinde haben, das ist etwas ganz Besonderes. Wir machen Filme, um Menschen etwas zum Fühlen und zum Nachdenken zu geben, aber auch um eine spezielle Erfahrung zu bieten. Und wenn man weiß, dass es bereits viele Fans gibt, die diese Figuren und ihre Geschichten lieben, ist es eine Ehre, ihnen etwas geben zu können, über das sie sich freuen können.
Robbie Amell: Ich glaube, ich hätte wegen der schieren Größe der Marke vielleicht ein wenig nervöser sein sollen, als ich war. Aber ich bin mit den Spielen aufgewachsen und habe stundenlang als Chris Redfield gespielt. Und ich sehe auch wie die echte Version der Figur aus. Als ich mich dann mit Johannes getroffen und das Skript gelesen habe, wusste ich sofort, dass er die richtige Person ist, um diesen Film umzusetzen. Er hat so eine Leidenschaft und so ein Wissen rund um die Spiele. Er hat die Figuren genommen und sie so ausgearbeitet, dass aus ihnen richtige Menschen wurden. Sie haben Fehler. Chris etwa hat Dinge, die er bereut, er ist nicht nur ein Kleinstadt-Supercop. Er ist weitaus menschlicher als in den Spielen... Und dann darf ich natürlich auch noch ein paar Zombies umnieten.
Tom Hopper: Viele aus dem Haupt-Cast hatten eine ähnliche Leidenschaft für die Spiele. Aber auch als Schauspieler und Schauspielerinnen wollten wir noch ein paar Schichten zu dem hinzufügen, was bereits großartiges Ausgangsmaterial war. Wir wollten es nicht bloß kopieren, sondern um zusätzliche Ebenen erweitern.
"Resident Evil"-Fans und -Neulinge im Cast
FILMSTARTS: Habt ihr – abseits von Robbie – ebenfalls „Resident Evil“-Vorwissen mitgebracht? Also habt ihr die Spiele auch selbst gespielt?
Kaya Scodelario: Nein, zumindest nicht vorher. Aber ich wollte sie dann spielen, um alles besser zu verstehen. Also habe ich mir meine erste Spielekonsole überhaupt besorgt, „Resident Evil 2“ runtergeladen und mich für zehn Minuten in der Nacht hingesetzt – und dann meinen Mann gebeten zu übernehmen, weil ich es so unheimlich fand. Aber auch er konnte es nicht verkraften, sodass wir uns letztlich – bei Tageslicht – YouTube-Videos davon angeschaut haben, wie andere Leute das Spiel spielen. Ich war sehr beeindruckt davon, wie realistisch es war. Es hat mich für eine Weile ganz schön fertig gemacht.
Avan Jogia: Ich habe hunderte Stunden mit Leon verbracht, bevor ich jetzt Leon auf der Leinwand gespielt habe. Ich war ein großer Fan von „Resident Evil 4“ – und spiele es gerade noch mal in VR. Es macht so viel Spaß, ist aber auch verdammt gruselig. Ich liebe die Serie und insbesondere Leon, kannte mich also gut aus.
FILMSTARTS: Und gab es denn auch mal Überlegungen, dir Leons charakteristische Frisur aus den Spielen zu verpassen, Avan? Die sieht ja eigentlich eher wie meine Frisur aus...
Avan Jogia: (lacht) Oh ja, du hast seine Haare.
FILMSTARTS: Ich war länger nicht beim Friseur...
Avan Jogia: Ich bin jedenfalls immer offen dafür, mein Aussehen zu verändern. In einem Fall wie diesem hast du neben Johannes, der selbst schon eine klare Vision in seinem Kopf hat, aber noch so viele andere Stimmen, wenn es um die Optik geht, allein mit den Studios Capcom und Sony. Es ist eine viel größere Diskussion als nur ein Gespräch zwischen zwei Kumpels, die Ideen hin und her werfen. Ich als Leon-Fan war besonders auf seine Körperlichkeit und seine typischen Bewegungen fokussiert – und auf die Dinge, die wir tatsächlich bekommen konnten. Seine charakteristischen fingerlosen Handschuhe waren z.B. sehr wichtig für mich. Es gab einige Handschuhoptionen und keine waren fingerlos. Also habe ich mir direkt vor dem Dreh eine Schere besorgt und überall die Fingerspitzen abgeschnitten. (lacht)
FILMSTARTS: Habt ihr euch vielleicht mal mit euren Vorgänger*innen aus den vorherigen Filmen über eure Rollen ausgetauscht?
Kaya Scodelario: Ich hatte leider keine Gelegenheit mit ihr [Ali Larter] zu sprechen, was echt cool gewesen wäre. Aber ich denke auch, dass es bei solchen früheren Inkarnationen zwar gut ist, sich davon inspirieren zu lassen, am Ende ist es aber das Wichtigste, sich primär auf das aktuelle Drehbuch vor dir zu konzentrieren und deine eigene Interpretation zu machen. Es gibt aber auch in den Spielen schon so viele verschiedene Versionen von Claire, sodass ich versucht habe, das rauszuziehen, was sie dort jeweils am meisten ausgezeichnet hat, um das zusammenzupacken und so etwas wie die ultimative Claire zu erschaffen – aber ihr auch einen eigenen Dreh zu verpassen.
FILMSTARTS: Wie sah es mit dir und deinem alten Arrowverse-Kollegen und vorherigem Chris-Redfield-Darsteller Wentworth Miller aus, Robbie?
Robbie Amell: Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Er ist ein wirklich toller Schauspieler und Autor und ein toller Typ. Aber die Filme existieren auch eher in unterschiedlichen Welten und mit den Spielen kannte ich mich ja aus. Ich wollte jetzt nicht gezielt etwas anderes machen als Wentworth, aber auch nicht auf seiner Interpretation aufbauen. Ich wollte nur die akkurateste Darstellung von Chris aus den Spielen abliefern – gemischt mit Chris aus Johannes‘ Drehbuch.
Kommt "Resident Evil: Welcome To Raccoon City 2"?
FILMSTARTS: Gibt es denn eigentlich schon Gespräche über eine potenzielle Fortsetzung und die Möglichkeit, eure Rollen noch einmal zu spielen?
Robbie Amell: Das wäre super. Ich hatte großen Spaß beim Dreh. Johannes hat bereits darüber gesprochen, dass er gerne „Resident Evil 4“ und „Code Veronica“ adaptieren würde. Er hat ja schon Teil 1 und 2 kombiniert, vielleicht kann er das auch mit Teil 4 und „Veronica“ machen. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass wir eine Fortsetzung machen können.
Tom Hopper: Es gibt noch so viel Stoff, bei dem man sich bedienen kann. Am Ende dieses Films sieht man das Potenzial, diese Welt mit ihren vielschichtigen Figuren unter Einfluss der Spiele weiter voranzutreiben. Wenn man also diesen geerdeten Ansatz beibehält, könnte es sehr interessant werden.
Kaya Scodelario: Wir würden liebend gerne zurückkehren, da es noch so viel mehr zu erzählen gibt. Auch Claire hat noch mehr aufzudecken.
Die Abspannszene von "Resident Evil: Welcome To Raccoon City" erklärt – und was sie für Teil 2 bedeutetHinweis: Die Interviews mit Kaya Scodelario, Robbie Amell und Tom Hopper/Avan Jogia wurden jeweils separat geführt (siehe die Bilder oben). Im Artikel wurden die jeweiligen Antworten auf dieselben Fragen aber an den entsprechenden Stellen zusammen aufgeführt.