Es ist ganz sicher kein Zufall, dass dermaßen viele Horrorfilme in der Pathologie spielen – man denke nur an den dänischen Grusel-Klassiker „Nightwatch – Nachtwache“ und das US-Remake „Freeze – Alptraum Nachtwache“ mit Ewan McGregor als Jurastudent, der einen vermeintlich simplen Job als Nachtwächter in der pathologischen Abteilung eines Krankenhauses annimmt. Die sterile Umgebung, die vielen frisch Verstorbenen unter Plastikplanen und in den Kühlfächern, dazu nachts noch diese absolute Stille: Da kriegt man ja schon Panik, selbst wenn sich keine der Leichen plötzlich aufrichtet!
Aber selbst diese Steilvorlage kann man noch versauen, wie der niederländische Genre-Spezialist Diederik Van Rooijen („Daglicht“) mit seinem US-Debüt „The Possession Of Hannah Grace“ (lief 2018 in den deutschen Kinos) eindrucksvoll beweist:
Darum geht’s in „The Possession Of Hannah Grace“: Die alkoholkranke Ex-Polizistin Megan Reed (Shay Mitchell) übernimmt nach dem suchtbedingten Verlust ihres Jobs die Friedhofsschicht in der Pathologie eines Bostoner Krankenhauses. Aber dann wird der zerschundene Körper einer jungen Frau namens Hannah Grace eingeliefert – und es dauert nicht mehr lange, bis die absolute Stille der Pathologie dem puren Horror weicht...
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Darum lohnt sich „The Possession Of Hannah Grace“ leider nicht: Man könnte meinen, dass die eisige Atmosphäre der Pathologie schon allein für ausreichend Gänsehaut sorgen sollte – aber Pustekuchen! Wenn der gesamte Plot schon nach den ersten 15 Minuten durchschaut ist, erweist sich der Film so sehr als Schocker von der Stange, dass einen nicht mal mehr die Jump Scares aus der sich schnell breitmachenden Langeweile herausreißen können.
Dass das alles so lieblos und wenig spannend wirkt, hat auch mit dem schwachen Charakter-Drama zu tun, in die der Horror eingebettet werden soll. Denn alles um Megans Suchterkrankung wirkt leider nicht eine Sekunde lang glaubhaft – und das hat neben den peinlich-klischeehaften Dialogen auch mit dem blassbleibenden „Pretty Little Liars“-Star Shay Mitchell selbst zu tun. Die Tablettenabhängigkeit soll den unheimlichen Vorkommnissen außerdem eine gewisse Ambivalenz verleihen: Spielt sich das alles womöglich nur in Megans suchtgepeinigtem Hirn ab? Aber das glaubt man ohnehin für keine Sekunde.
Der eine große Pluspunkt + ein Alternativtipp
Die eine gute Sache an „The Possession Of Hannah Grace“: Herausragend besetzt ist allerdings die Kontorsionistin Kirby Johnson als Hannah Grace. Die ausgebildete Verbiege-Künstlerin kann sich nämlich auch ohne allzu viel CGI-Unterstützung so grandios-grotesk verrenken, dass zumindest die dämonische Leiche im Zusammenspiel mit ihren andauernden Schlurf-, Schmatz- und Knochenknack-Geräuschen zwischendrin ganz schön creepy anmutet.
Trotzdem bleibt es dabei: Von uns gibt es für die Tele-5-Ausstrahlung heute Abend definitiv keine Empfehlung – und wenn ihr dennoch Bock auf Pathologie-Horror habt, dann schaut euch lieber den tatsächlich ziemlich spannenden „The Autopsy Of Jane Doe“ an:
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